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Sehr geehrte Damen und Herren,
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es war eine zum Teil chaotische Woche an den Finanzmärkten. Die „higher for longer“-Botschaft der Fed und die Unsicherheiten über die weitere Zinsentwicklung hielten der Märkte in Schach. Auch der Streik der United Auto Workers gewinnt zunehmend an Gewicht, nachdem die Gewerkschaft ihren Streik auf 38 US-Zulieferbetriebe ausgeweitet hat. Präsident Joe Biden plant, am morgigen Dienstag die Streikposten in Michigan zu besuchen. Zudem haben die Sorgen über einen möglichen Shutdown der US-Bundesregierung zugenommen, weil dem Kongress bisher keine Einigung auf eine mehrheitsfähige Gesetzesvorlage gelungen ist. Gelingt es bis zum kommenden Samstag nicht, entweder einen neuen, umfassenden Haushalt für das Fiskaljahr 2024 oder eine aufschiebende Übergangsregelung zu verabschieden, droht ab dem 1. Oktober die teilweise Schließung von US-Bundesbehörden. Die Uhr tickt und die Märkte werden aufmerksam verfolgen, wie Demokraten und Republikaner versuchen werden, einen Shutdown abzuwenden und sich zugleich – mit Blick auf die kommenden Kongress- und Präsidentschaftswahlen – ihrer politischen Klientel im best-möglichen Licht zu präsentieren.
Die Renditen von US-Staatsanleihen gaben am Freitag auf hohen Niveaus etwas nach. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen fiel von 4,50 auf 4,44 Prozent, was aber immer noch in der Nähe des höchsten Stands seit 2007 liegt. Die Rendite zweijähriger US-Treasuries sank von 5,15 auf 5,10 Prozent, die 30-jähriger von 4,57 auf 4,52 Prozent. Die Renditen zwei- und zehnjähriger Bundesanleihen verabschiedeten sich nach zum Teil erheblichen Ausschlägen unverändert bei 3,26 Prozent bzw. 2,74 Prozent ins Wochenende.
Die an den Geldterminmärkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinsanhebung der Fed um 25 Basispunkte bis Jahresende liegt heute Morgen bei 47 Prozent, die für eine weitere Anhebung der EZB bei nur noch knapp 22 Prozent.
Die Rohölpreise gaben zum Wochenschluss leicht nach - Brent schloss bei 93,27 USD/Barrel, WTI hält die 90-Dollar-Marke bei 90,03 USD/Barrel. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas zog um 3,9 Prozent an - von 38,60 EUR/MWh auf 40,10 EUR/MWh, der für Lieferung in einem Jahr notierte bei 50,04 EUR/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr stieg von 125,90 EUR/MWh auf 126,80 EUR/MWh an. Die an der Londoner Metallbörse gehandelten wichtigsten Industriemetalle schlossen am Freitag unisono fester und auch Gold legte leicht auf 1.925 USD/Unze zu. An den Devisenmärkten zeigte sich der US-Dollar zum Euro bei 1,065 EUR/USD etwas fester als noch am Donnerstag.
Für Aktien war es eine harte Woche - und daran änderte auch der Freitag nichts. Hier in Europa beendete der STOXX Europe 600 den Tag mit einem Minus von 0,13 Prozent und auf Wochensicht mit einem Minus von fast zwei Prozent. Der französische CAC 40 sank um 0,40 Prozent im Tages- und um 2,67 Prozent im Wochenverlauf, während der DAX bei 15.557 Punkten (-0,09 Prozent) zum Wochenschluss nur leicht nachgab, über die Woche aber 2,26 Prozent verlor. In den USA fiel der Dow Jones um 0,3 Prozent bzw. 1,9 Prozent im Wochenverlauf. Dem S&P 500 verzeichnete den dritten Wochenverlust (-2,9 Prozent) in Folge, er gab am Freitag 0,2 Prozent nach. Der Nasdaq Composite verzeichnete mit einem Minus von 0,1 Prozent den geringsten Tagesverlust der drei großen US-Indizes, lag aber mit einem Rückgang von 3,6 Prozent im Wochenverlauf an deren Spitze (im negativen Sinn). In Asien starten die dortigen Märkte heute überwiegend in Rot. Während der australische S&P/ASX 200 derzeit etwa 0,1 Prozent im Minus tendiert, verlieren der südkoreanische KOSPI 0,4 Prozent, chinesische Festlandaktien etwa 0,5 Prozent und der Hongkonger Hang Seng gut 1,2 Prozent. Demgegenüber zeigt sich der japanische Nikkei 225 mit einem Plus von derzeit 0,8 Prozent etwas erholt von den Verlusten der letzten Woche.
Im Folgenden werfen wir eine detaillierten Blick auf die am Freitag veröffentlichten Schnellschätzungen der September-Stimmungsindikatoren in der Eurozone und den USA. Anschließend blicken wir nach Japan, wo die Bank of Japan am Freitag entschied, an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik festzuhalten.
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10.00 Uhr, Deutschland | ifo Geschäftsklima, September (Erw. 85,2 Pkt.; Zv. 85,7 Pkt.)
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16.30 Uhr, USA | Dallas-Fed-Index Verarbeitende Industrie, September (Erw. −15,7 Pkt.; Zv. −17,2)
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EUR/USD 1,065
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Das Euro-US-Dollar-Währungspaar stand zum Ende einer ereignisreichen Woche im Zeichen der Vorabschätzungen der Einkaufsmanager-Indizes (Flash-PMIs) dies- und jenseits des Atlantiks. Um es vorwegzunehmen: Aus Euro-Sicht gab es wenig zu bejubeln und aus Sicht der deutschen Fertigungsindustrie schon gar nicht. Denn wenn ein PMI mit einer Drei beginnt, ist es wenig relevant, ob sich der Wert – wie im September der Fall – zum Vormonat verbessert hat. 39,8 Punkte weisen nach 39,1 im August nach wie vor auf eine starke Kontraktion der Branche hin – nur das Tempo des Sinkflugs hat sich verlangsamt. Das ist zwar, um bei dem Beispiel zu bleiben, hoffnungsvoll, wenn man in einem Flugzeug sitzt. Eine „sanfte Landung“ deutscher Industriebetriebe scheint dies hingegen nicht einzuleiten. Entsprechend gab der Euro zum US-Dollar im Freitagshandel zunächst nach und sackte zeitweise unter die Marke von 1,062 EUR/USD ab. Im Laufe des Tags und insbesondere nach Veröffentlichung der schwächer als erwarteten Flash-PMIs aus der US-Privatwirtschaft erholte sich unsere Gemeinschaftswährung wieder und pendelte sich auf Vortagsniveau bei 1,066 EUR/USD ein.
Die Wirtschaftstätigkeit in den USA scheint im September stagniert zu haben – vor allem infolge einer weitere Abschwächung der Nachfrage bei US-Dienstleistern. Der Composite-Flash-PMI lag im September bei 50,1 und damit leicht unter dem Wert von 50,2 aus dem August, was auf eine weitgehende Stagnation der Aktivitäten hindeutet. Der PMI des Dienstleistungssektors sank mit 50,1 Punkten auf ein Acht-Monats-Tief, während der Flash-PMI des verarbeitenden US-Gewerbes zwar mit 48,9 Zählern weiter unter der Expansionsschwelle verharrte, aber mit einem unerwartet starken Anstieg von 47,9 Punkten im August aufwartete.
Von solchen Werten können Fertigungsunternehmen der Eurozone derzeit nur träumen. Der Flash-PMI für das Verarbeitende Gewerbe blieb mit 43,4 Punkten auf niedrigem Niveau stabil, während die meisten Analysten mit einem leichten Anstieg auf 44,0 gerechnet hatten. Demgegenüber stieg das Stimmungsmaß im Dienstleistungssektor gemäß der Vorabschätzung von 47,9 auf 48,4. Der Composite-Flash-PMI der Eurozone stieg leicht auf 47,1 Punkte an. Dennoch, das Gesamtbild sieht für die Eurozone alles andere als rosig aus. Der Nachfragerückgang verschärft sich, die Auftragseingänge sind so stark zurückgegangen wie seit Ende 2020 nicht mehr. Hier schneiden die Fertigungsunternehmen schon seit geraumer Zeit schlecht ab, aber die Tatsache, dass im September die Dienstleistungen den größten Anteil am Rückgang der Auftragseingänge haben, zeigt, dass die Abschwächung der Nachfrage in der Eurozone auf breiterer Basis stattfindet.
In Deutschland verbesserte sich der branchenübergreifende Stimmungsindikator in der Privatwirtschaft zwar um 1,6 auf 46,2 Punkte. Ausschlaggebend dafür war aber einmal mehr der Dienstleistungssektor, in dem der Flash-PMI um 2,5 auf 49,8 Zähler stieg – knapp unterhalb der Expansionsschwelle. Demgegenüber sehen die Aussichten in der deutschen Industrie wie erwähnt weiter mau aus. Das nach wie vor niedrige Niveau deutet weiter einen starken Produktionsrückgang an, der Teil-PMI der Auftragseingänge ging erneut stark zurück, während der Beschäftigungs-Index den dritten Monat in Folge einen Rückgang verzeichnet.
In Frankreich ließ vor allem der starke Stimmungseinbruch bei den Serviceunternehmen aufhorchen, deren Flash-PMI auf 43,9 Punkte zurückfiel und nun einen ähnlich schwachen Wert wie das Verarbeitende Gewerbe (43,6) aufweist. Interessanterweise scheint die Schwelle, die eine Expansion von einer Kontraktion trennt, für die französischen PMI-Werte nicht bei den allgemein angesetzten 50 Punkten, sondern tiefer zu liegen. Darauf deuten zumindest empirische Vergleiche der PMIs mit den tatsächlichen Wachstumsdaten der Jahre 1998 bis 2019 hin. Während ein Wert von 50 zwar für den Euroraum und Deutschland eine relevante Schwelle für das BIP-Wachstum darzustellen scheint, könnte diese in Frankreich bei 46 Zählern liegen. Alles in allem weisen die gestrigen Daten natürlich auch in Frankreich auf eine konjunkturelle Schwäche hin. Aber – und so viel Optimismus sei zum Schluss gestattet – möglicherweise ist die Realität nicht ganz so düster, wie der Blick auf die Frühindikatoren befürchten lässt.
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EUR/JPY 157,850
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Mit ihrem Zinsentscheid am vergangenen Freitag tat die Bank of Japan (BoJ) genau das, was die Märkte antizipiert hatten – nämlich nichts. Die Währungshüter beließen den Leitzins bei minus 0,1 Prozent, während weiterhin eine Rendite von bis zu 1,0 Prozent bei zehnjährigen japanischen Anleihen toleriert wird. Die BoJ nahm auch keine Änderungen an ihrer Einschätzung der Entwicklung der Wirtschaft und der Preise vor, die im letzten Prognosebericht nach oben korrigiert wurden. Sie hielt daran fest, dass „sich Japans Wirtschaft mäßig erholt hat“, „der Konsum stetig und in moderatem Tempo gestiegen ist“ und dass die Anlageinvestitionen der Unternehmen ebenfalls „moderat zugenommen haben“. Auf der Pressekonferenz ruderte Ueda von seinen zuletzt falkenhaften Aussagen, die an den Märkten zu Spekulationen bezüglich einer Beendigung des Negativ-Zins-Umfelds bereits Ende dieses Jahrs geführt hatten, ein Stück weit zurück. Aktuell sei es noch nicht absehbar, ob die Inflation nachhaltig das Zwei-Prozent-Ziel halten werde, weshalb die lockere Geldpolitik geduldig fortgesetzt werden müsse.
Am Freitag veröffentlichte Daten zur Teuerung der Verbraucherpreise sorgten ebenfalls für keine Überraschungen. Die Gesamtinflationsrate setzte im August um 0,1 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent zurück und die „neue“ Kernrate, die frische Lebensmittel und Energie exkludiert, verharrte bei 4,3 Prozent. Beide Preisindikatoren entwickelten sich damit im Rahmen der Erwartungen. Für Bewegungen unter der Verbraucherpreisindex-Oberfläche sorgte indes ein Anstieg der Beherbergungspreise aufgrund einer Verringerung der landesweiten Reisekostenzuschüsse hervor, der jedoch durch niedrigere Preise für Gebrauchsgüter ausgeglichen wurde. Des Weiteren verlangsamte sich die Energieinflation geringfügig. Die Strom- und Gaspreise sanken aufgrund der rückläufigen Energieimportpreise im ersten Halbjahr 2023, während die Benzinpreise in Folge einer sukzessiven Rückführung staatlicher Subventionen und des jüngsten Anstiegs der Rohölpreise zulegten.
Die Renditen japanischer Anleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren, die aufgrund der Turbulenzen an den Weltanleihemärkten am Donnerstag auf über 0,76 Prozent gestiegen waren, pendelten sich knapp unter 0,75 Prozent ein. Der Yen ging indes leicht geschwächt, knapp unter der Marke von EUR/JPY 158, aus dem Handel. Einem stärkeren Rückgang dürften die PMIs entgegengewirkt haben, die mit 48,6 und 53,3 im Verarbeitenden Gewerbe beziehungsweise unter Dienstleistern im Monatsvergleich zwar leicht nachgaben, aber deutlich robuster ausfielen als jene der Eurozone.
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USA | Conference Board Verbrauchervertrauen im September. Die Stimmung dürfte solide geblieben sein. Grund sind der robuste Arbeitsmarkt und steigende Löhne. Jedoch dürften die jüngst gestiegenen Spritpreise zu einer leichten Eintrübung von 106,1 auf 105,9 Punkte geführt haben. Fällt der Datenpunkt schwächer aus, könnte der Druck auf den angespannten Anleihenmarkt etwas nachlassen.
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Eurozone | Die Europäische Zentralbank veröffentlicht ihr Economic Bulletin.
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China | Feiertag. Die Börse bleibt geschlossen.
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Eurozone | Vorläufige Verbraucherpreise im September. Die Inflationsrate könnte deutlich von 5,2 auf 4,5 Prozent gesunken sein. Auch bei der Kernrate wird ein ausgeprägter Rückgang um einen halben Prozentpunkt auf 4,8 Prozent erwartet. Anleihe- und Aktienmarkt könnten sich in Anbetracht eines stärker abflauenden Preisdrucks erfreut zeigen.
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China | Einkaufsmanagerindizes im September. Im Dienstleistungssektor dürfte sich die Wachstumsdynamik von 51,0 auf 51,5 Punkte beschleunigt haben. Das Verarbeitende Gewerbe sollte nach 49,7 Punkten des Vormonats – die einen leichten Rückgang signalisieren – mit 50,2 Punkten geringfügig expandiert sein. Nimmt die Erholung wieder an Fahrt auf, sollte der Aktienmarkt davon profitieren können
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