7 Finanzierungstipps für Mittelständler
Die Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige hat in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich zugelegt. Das geht aus dem aktuellen KfW-Kreditmarktausblick hervor. Doch der Geldsegen erreicht nicht alle Firmen gleichermaßen. Vor allem kleinere Betriebe tun sich oft schwer, eine passende Finanzierung zu finden – häufig, weil sie mögliche Kreditgeber nicht von ihrer Kreditwürdigkeit überzeugen können. Tipps für den Weg zur erfolgreichen Finanzierung gibt Postbank Experte Reiner Ramacher.
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Alle Finanzdienstleister sind verpflichtet, sich mit der Bonität ihrer Kunden eingehend zu befassen. Dabei wird die Analyse sowohl auf Basis der zurückliegenden Jahresabschlüsse als auch auf Basis von Planungsunterlagen zukunftsorientiert durchgeführt. Wesentliche Kennzahlen beziehen sich auf die Finanzierungsstruktur und die Ertragskraft des Unternehmens. Neben einer aktuellen betriebswirtschaftlichen Auswertung sollten Unternehmen aber auch eine Mehrjahresplanung (zum Beispiel 3 Jahre) und einen Investitionsplan ausarbeiten. Lassen Sie sich dabei gegebenenfalls von einem externen Berater oder Ihrem Steuerberater/Wirtschaftsprüfer unterstützen
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Auch kleinen und mittleren Unternehmen steht eine Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Finanzierungen sollten auf den Verwendungszweck maßgeschneidert werden. Neben Mittelstandskrediten können das zum Beispiel Leasing (Investitionsgüterfinanzierung) oder Factoring (Forderungs- und Umlaufmittelfinanzierung) sein. Bei Wachstumsfinanzierungen kann auch eine eigenkapitalähnliche Finanzierungsform (zum Beispiel Mezzanine) sinnvoll sein. Mehr zu den Möglichkeiten des Leasings erfahren Sie beim Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen unter www.bdl.leasingverband.de. Informationen zum Thema Factoring gibt es beim Deutschen Factoring Verband unter www.factoring.de.
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Prüfen Sie, ob Ihr Vorhaben förderfähig ist. Bund, Länder und EU stellen, zum Beispiel für Innovationen oder die Verbesserung der Energieeffizienz, eine Vielzahl von Förderkrediten und direkten Zuschüssen bereit. Besonders attraktiv sind Fördermittel im Bereich der sogenannten verlorenen Zuschüsse oder mit Haftungsfreistellung durch das Förderinstitut. Lassen Sie sich zu Förderkrediten von Ihren Banken informieren, da die Mittel in der Regel durch eine von Ihnen ausgewählte Bank „durchgeleitet“ werden.
Weitergehende Informationen erhalten Sie auch von der KfW (www.kfw.de) oder dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de). -
Wenn ja, sollten Sie die Neustrukturierung Ihrer Passivseite in Erwägung ziehen. Sprechen Sie mehrere Banken an, Ihnen ein ganzheitliches Finanzierungskonzept (Konsortial- oder syndizierte Finanzierung) vorzustellen. Durch eine Neustrukturierung verschaffen Sie sich oftmals verbesserte Finanzierungsstrukturen und erhöhen Ihre Liquidität.
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Banken sind verpflichtet, die Bonität ihrer Kreditkunden zu beurteilen. Sehr große Unternehmen beauftragen hierzu externe Ratingagenturen. Im Mittelstandsgeschäft erfolgt dies in der Regel durch das jeweilige Kreditinstitut (sogenanntes internes Rating). Das Rating ist maßgeblich für die Kreditvergabe und beeinflusst unmittelbar Ihre Konditionen. Fragen Sie Ihre Banken nach dem Rating für Ihr Unternehmen und lassen Sie sich die wesentlichen Einflussfaktoren erklären. Denn nur, wer sein Rating kennt, hat die Möglichkeit, es zu verbessern. Um Ratings verschiedener Institute beurteilen zu können, hat die Fachgruppe Finanzierung-Rating im Bundesverband freier Berater eine umfassende Information für Unternehmen erarbeitet, die auch die unterschiedlichen Ratingsysteme vergleicht. Sie kann im Infobereich unter www.kmu-berater.de kostenlos heruntergeladen werden.
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Unternehmen sollten auch ihre Bonität „planen“ und beispielsweise wesentliche Kennzahlen (zum Beispiel Eigenkapitalquote, Verschuldungsgrad oder Umsatzrentabilität) mit einer Ambition für die Zukunft versehen. Ziel sollte es sein, eine Eigenkapitalquote von ca. 30 bis 35 Prozent aufzuweisen. Gewinnthesaurierungen oder das Einbringen von Gesellschafterdarlehen sind hier geeignete Maßnahmen. Die Umsatzrentabilität hängt unter anderem von der Branche ab, im produzierenden Gewerbe etwa sollte diese als Ziel bei ca. 10 Prozent liegen. Beim Verschuldungsgrad wird die Gesamtverschuldung ins Verhältnis zum EBITDA gesetzt. Besprechen Sie die für Ihr Unternehmen relevanten Kennzahlen mit Ihrem Bankberater. Positiv auf die Bonitätskennzahlen kann sich aber auch der Einsatz von „bilanzschonenden Finanzierungsalternativen“ wie zum Beispiel Factoring oder Förderkrediten mit Haftungsfreistellung (siehe Tipp 2) auswirken.
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Gerade, wenn der Finanzierungswunsch etwas komplexer oder schwer zu besichern ist, zählt oft der persönliche Eindruck. Der direkte Kontakt zum Berater kann dann den entscheidenden Ausschlag dafür geben, dass man eine Finanzierung erhält. Bereiten Sie sich also gut auf das Finanzierungsgespräch vor. Die Bank muss Ihr Geschäftsmodell, Ihre Wettbewerbssituation, Ihre Lieferanten- und Absatzmärkte verstehen, um Ihnen ein maßgeschneidertes Finanzierungskonzept ausarbeiten zu können.