Elternzeit für Väter – Tipps für Vollzeit-Papas

Bei modernen Familien hat das klassische Rollenbild ausgedient. Papa geht arbeiten, Mama versorgt das neugeborene Baby? Von wegen – spätestens seit Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 verschieben sich die Verantwortungsbereiche zwischen Frauen und Männern. Doch obwohl sich beide Partner gerne mehr für Familie und Beruf engagieren würden, nehmen deutsche Papas längst nicht so oft eine Babyauszeit. Die Gründe dafür sind vielfältig, meistens spielt aber das liebe Geld die entscheidende Rolle.

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Elterngeld für Väter: Antragsquote steigt rasant

Der Väterreport 2022 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bringt es an den Tag: 79 Prozent aller Väter wünschen sich, mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Doch ein Blick auf die aktuellen Zahlen zum Bezug des Elterngeldes verrät, dass dieser Wunsch nicht so oft erfüllt wird. Denn die gesetzlich zugeschriebene Elternzeit wird primär von Frauen wahrgenommen. Im Jahr 2021 bezogen beispielsweise rund 1, 4 Mio. Mütter Elterngeld und nur rund 471.990 Väter (Statista 2023). Papas nehmen allerdings nicht nur seltener eine Elternauszeit, auch die Bezugsdauer für das Elterngeld ist bei Männern kürzer als bei Frauen. Wie das statistische Bundesamt vorrechnet, waren im Jahr 2021  gut ein Viertel aller Mütter, deren jüngs­tes Kind unter 6 Jahren ist, in Eltern­zeit. Unter den Vätern traf dies nur auf 1,6 Prozent zu.

Beruf oder Familie: Entscheidung für Väter oftmals schwieriger

Obwohl moderne Familien zunehmend vom klassischen Rollenbild abweichen, weil etwa Männer und Frauen einer Berufstätigkeit nachgehen, ist in vielen Betrieben der Vollzeit-Papa in Elternzeit nicht gerne gesehen. Vor Gericht wurden schon mehrfach Fälle verhandelt, in denen ein treu sorgender Vater nach seiner Rückkehr in den Job die Kündigung auf dem Schreibtisch vorfand oder von einer leitenden Position mit Weisungsbefugnis auf das sprichwörtliche „Abstellgleis“ geschoben wurde. Traditionell denkende Arbeitgeber können mit dem Bild des modernen Familienvaters nicht viel anfangen und unterstellen Männern in Elternzeit mangelndes Engagement für den Betrieb.

Ein Trugschluss, wie aktuelle Studien beweisen. Väter, die Elterngeld bezogen und bei der Kindeserziehung und -versorgung aktiv mitgewirkt haben, erlangen durch diese Erfahrung mehr Sozialkompetenz und verbessern ihre Soft Skills, argumentierte das Bundesfamilienministerium bereits im Väterreport 2018. In Betrieben, in denen ein Elternzeit-Antrag für Männer zur Normalität gehört, sind die Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität zudem sehr viel höher. Die krankheitsbedingte Ausfallquote liegt in solchen Firmen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Zeitgemäße Unternehmer sollten Männern bei einer geplanten Elternzeit also besser keine Steine in den Weg werfen – nicht zuletzt, weil Männer ohnehin einen gesetzlichen Anspruch auf die Auszeit mit dem Nachwuchs haben. Wenn Sie als Vater mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringen möchten, dann wagen Sie ruhig den Schritt und beantragen Sie Elterngeld. So erfahren Sie eine intensivere Bindung zu Ihrem Kind, entlasten Ihre Liebste und können das Leben als junge Familie genießen, weil die Doppelbelastung durch Beruf und Baby zumindest vorübergehend entfällt.

Elterngeld für Väter – zwei Monate oder länger?

Wenn Sie als Vater Elterngeld beantragen möchten, dann sollten Sie zunächst wissen, dass Sie dieselben Ansprüche haben wie die Kindsmutter. Das heißt, dass sich Mama und Papa die Zeiten des Elterngeldbezugs gleichberechtigt aufteilen können. Elterngeld lässt sich theoretisch vom Geburtstag des Kindes bis zur Vollendung des 14. Lebensmonats beziehen. Die Höhe der steuer- und sozialabgabenfreien Leistung liegt in den meisten Fällen zwischen 65 und 67% des letzten Nettoeinkommens des Antragstellers. Bei besonders niedrigem Einkommen bis 340 Euro beträgt das Elterngeld 100% des Nettoeinkommens, während Gutverdiener prozentual weniger gefördert werden. Für Nettomonatseinkommen über 2.769,23 Euro ist das Elterngeld auf maximal 1.800 Euro gedeckelt.

Tipp

Das ElterngeldPlus wurde 2015 eingeführt. Diese Form des Elterngeldes ermöglicht eine bezahlte Elternzeit von 24 Monaten. Das berechnete Elterngeld wird dann von 12 auf 24 Monate „gestreckt“ – der monatlich ausgezahlte Betrag halbiert sich.

 

Elternzeit und Elterngeld planen – so gehen Sie vor

Durch die Möglichkeit, Partnermonate in Anspruch zu nehmen, erweist sich als das derzeit beliebteste Modell der Elternzeit, dass die Frau während der ersten zwölf Lebensmonate des Nachwuchses daheimbleibt. Anschließend übernimmt dann der Vater für zwei Monate die Betreuung des Kindes. Das sogenannte Basiselterngeld geht mit dem großen Vorteil einher, dass der Mann – wenn er Hauptverdiener der Familie ist – nicht so lange aus dem Beruf ausscheidet. Die finanziellen Einbußen fallen dementsprechend geringer aus. Sollte die Mutter hingegen mehr Geld verdienen als der Vater, ist natürlich auch eine umgekehrte Betreuungsreihenfolge denkbar. So können Sie Elterngeld und Elternzeit ganz flexibel nach Ihren persönlichen Ansprüchen und Einkommensverhältnissen planen.

Anmelden müssen Sie die geplante Elternzeit übrigens beim Arbeitgeber, spätestens sieben Wochen vor dem voraussichtlichen Startdatum. Das Elterngeld beantragen Sie hingegen bei der für Sie zuständigen Elterngeldstelle – und zwar erst nach Geburt Ihres Kindes. Für die Bundesländer Berlin und Sachsen bietet das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sogar eine bequeme Online-Antragstellung an. Der Service soll im Laufe der nächsten Zeit auf andere Bundesländer ausgeweitet werden. Und falls Sie während der Elternzeit nicht ohne Ihren geliebten Job leben möchten, ist das auch möglich: Der Gesetzgeber erlaubt nämlich, dass Sie während des Bezugs von Elterngeld bis zu 32 Wochenstunden arbeiten. Dann wird das Elterngeld entsprechend anteilig gezahlt.

Sie sehen: Mit dem Elterngeld bietet sich frischgebackenen Müttern und Vätern eine gute Möglichkeit, temporär den Fokus auf das Familienleben zu setzen und den Job ein paar Monate außen vor zu lassen. Die Elternzeit sollte allerdings gut geplant sein, denn das Elterngeld ist in den allermeisten Fällen kein vollwertiger Ersatz für das monatliche Einkommen. Bedenken Sie außerdem, dass durch den neuen Erdenbürger die Haushaltsausgaben zunächst ansteigen – Windeln, Gläschen und Stramplern sei Dank. Wir beraten Sie gerne dazu, wie Sie Ihre Finanzen während der Elternzeit so sortieren, dass die Zeit mit dem eigenen Kind nicht zur finanziellen Durststrecke wird. Außerdem informieren wir Sie zu allen lukrativen Möglichkeiten der Geldanlage, die Ihnen als junge Familie zur Verfügung stehen. 

 

Gut zu wissen

Grundsätzlich können alle Eltern die Unterstützung beantragen und beziehen. Es gibt allerdings einige Einschränkungen und Bedingungen. So wird kein Geld gezahlt, wenn das Einkommen im Jahr vor der Geburt bei mehr als 250.000 Euro (bei einem Elternteil) beziehungsweise mehr als 300.000 Euro (bei Paaren) gelegen hat. Der Anspruch auf Elterngeld erlischt in diesem Fall.