Die nahe Zukunft des mobilen Bezahlens

Egal ob NFC-Chip auf der Giro- oder Kreditkarte, Bezahldienste auf dem Smartphone oder der Smartwatch: Kontaktloses Bezahlen hat sich inzwischen klar durchgesetzt und wird immer beliebter. Doch das ist noch nicht das Ende der Technologie – und es wird fleißig an weiteren Möglichkeiten gearbeitet, die der klassischen Brieftasche Konkurrenz machen.

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Automatische Nutzerkennung durch Bluetooth-Beacons

Deutliche Fortschritte im kontaktlosen mobilen Payment sehen Experten in der flächendeckenden Verbreitung der Bluetooth-Beacon-Technologie. Dabei handelt es sich um winzige Minisender, die mit sehr geringem Energieaufwand dauerhafte Signale aussenden. Die Meldezeichen der Beacons können von einem smarten Mobilgerät empfangen und mit einer entsprechenden App verarbeitet werden. Sobald ein Mobile Device in die Reichweite eines solchen Senders gerät, öffnet sich automatisch die damit verknüpfte Anwendung, die dann wertvolle Informationen oder Funktionen für den User bereitstellt.

iPhones und Android-Handys der neueren Generation sind bereits fähig, Beacon-Signale zu verarbeiten. Bei Smarthome-Lösungen kommt diese Technologie ebenfalls schon jetzt zum Einsatz: Ein Tablet, Smartphone oder ein separat angebotenes Gerät wird so zur zentralen Steuereinheit für zahlreiche Funktionen im Haus.

Im nächsten Schritt Richtung Zukunft geht es darum, die kleinen Minisender auch in öffentlichen Bereichen oder Einrichtungen zu etablieren. Flughäfen, Bahnhöfe und Museen zählen zu den aussichtsreichen Kandidaten, die dank dieser Technologie vielfältige Anwendungen und neue Nutzendimensionen erlauben. Ein Museumsbesucher betritt zum Beispiel einen Raum, das mit einem Beacon ausgerüstet ist – und erhält ab diesem Moment passgenau zu seinem aktuellen Standort alle weiterführenden Informationen über die dort ausgestellten Exponate.

Bezahlvorgänge zeitsparender gestalten

Wirklich spannend werden Beacons, wenn sie an Zahlterminals zum Einsatz kommen. Ein Kunde, der über ein Beacon-fähiges Empfangsgerät verfügt, wird als solcher automatisch von einem Beacon-Sender erfasst. Am Ende reicht eine einfache Bestätigung des Einkaufs am Terminal, um den Zahlungsvorgang abzuschließen. Für den Einsatz dieser Technologie sind vor allem Institutionen prädestiniert, in denen viele Menschen in möglichst kurzer Zeit bedient werden müssen. Dazu gehören neben großen Einkaufsmärkten und der Gastronomie auch der öffentliche Personennah- und -fernverkehr inklusive Anbieter von Car-Sharing-Modellen. Nicht zuletzt kann bei Großveranstaltungen die Versorgung vieler Menschen mit Getränken und Speisen zügiger erfolgen. Denn die eigentliche Stärke der Beacon-Technologie liegt in der besseren Reichweite gegenüber dem NFC-Standard, bei dem ein Mobile Device als Empfangsgerät recht dicht an den Sender des Terminals herangeführt werden muss. Bei Zugangskontrollen bleibt das NFC-Verfahren weiterhin unverzichtbar, um zum Beispiel personenweise Drehkreuze oder Schranken zu öffnen, wie es etwa an den Liften in Skigebieten üblich und ausgesprochen sinnvoll ist. Wintersportler tragen ihren Skipass gewöhnlich im Ärmel der Ski-Jacke und halten ihn einfach dicht an den Sender. Damit ist die Ski-Jacke ganz nebenbei auch zum Vorreiter für das geworden, was heute unter der Bezeichnung „Wearables“ auf dem Vormarsch ist: der direkt am Körper tragbare Anschluss an die digitale Online-Welt.

Cash einfach aus dem Handgelenk oder Ärmel schütteln?

Grundsätzlich kann ein kleiner Beacon-fähiger Chip in alles integriert werden, was direkt am Körper getragen wird. Smartwatches und Fitnesstracker am Handgelenk sind als Smart Devices längst weit verbreitet. Die führenden Hersteller von Smart Devices für das Handgelenk kooperieren in großem Stil mit populären Anbietern von mobilen Bezahldiensten.

Tipp

Es lohnt sich, beim Kauf einer Smartwatch oder eines Fitnesstrackers darauf zu achten, ob es mit der Bluetooth-Beacon-Technologie ausgestattet ist. So sind Sie mit zunehmender Verbreitung entsprechender Bezahlterminals für die Zukunft gerüstet.

Selbst die eher traditionelle Uhren- und Schmuckindustrie entwickelt ein großes Interesse, ihre Produkte mit smarter Beacon- oder NFC-Technologie auszustatten. Es gibt erste „Pay-Rings“ – also Fingerringe mit Bezahlfunktion –, und sie unterscheiden sich optisch nicht einmal von einem herkömmlichen Schmuckring. Allzu lange müssen wir wohl auch nicht mehr warten, bis Piercing- und Tattoostudios sich dieses Themas annehmen. Immerhin tragen einige Trendsetter die NFC-Zugangskontrollen als Implantate unter der Haut. So bietet die Dortmunder Firma „I am Robot“ schon jetzt mehrere NFC-Chipimplantate an, die dem User sprichwörtlich unter die Haut gehen. Chipträger profitieren dann von vereinfachten Zugriffskontrollen oder Datenfreigaben. Wem bei solchen Aussichten eher angst und bange wird, kann sich (noch) beruhigen: Vorerst werden Beacon-fähige Mini-Chips mehrheitlich eher auf als unter der Haut getragen.

Ersetzen smarte Textilien endgültig das Bargeld?

Längst hat die Textilindustrie das große Potenzial der Nano-Chip-Technologie entdeckt und bietet solche „intelligente Mode“ mit Internet-Anschluss an. Der Begriff „Funktionswäsche“ wird buchstäblich mit ganz neuer Bedeutung aufgeladen – oder besser gesagt mit genügend Cash für den To-go-Einkauf von Snacks, Getränken oder Tickets. Das Bezahlen im Vorübergehen ist keine Utopie mehr und verzeichnet in einigen Ländern bereits enorme Wachstumsraten. Wearables, also Textilien oder Accessoires mit Bezahlfunktion, sehen viele Experten als Megatrend. Die Anbieter der entsprechenden Online-Bezahldienste tragen ihrerseits dazu bei, dass die letzten großen Hürden genommen werden: mögliche Sicherheitsbedenken der Verbraucher.

Mehr Sicherheit beim bargeldlosen Zahlungsverkehr

In puncto Sicherheit werden NFC- oder Beacon-basierte Bezahldienste der Nutzung von herkömmlichen Karten in nichts nachstehen – im Gegenteil. Der jeweilige Bezahldienst, für den sich der Nutzer eines funksignalfähigen Gadgets entscheidet, vergibt für jedes einzelne Gerät einen eigenen Zahlencode zur Verschlüsselung. Der Nutzer meldet das Gerät online beim Bezahldienst seiner Hausbank, zum Beispiel der Postbank an. Sollte das Gerät einmal verloren gehen, lässt es sich für den Zahlungsverkehr genauso einfach sperren wie eine klassische Kredit- oder EC-Karte. Daneben legt die Bank ohnehin ein Cash-Limit fest, bis zu dem Geldtransaktionen überhaupt möglich sind. Gegenüber dem herkömmlichen Bezahlen per Kreditkartennummer bleibt der Zahlencode für das Smart Device außerdem für den Empfänger der Zahlung unsichtbar und kann auch nicht abgespeichert werden. Gerade im Bereich Sicherheit und Datenschutz ist davon auszugehen, dass technologische Möglichkeiten der biometrischen Kennung oder andere Schutzfunktionen maximal ausgeschöpft werden, um das Mobile Payment durch Wearables ebenso sicher wie komfortabel zu gestalten.