09.08.2022

Das kann der neue ICE 3neo

Ende 2022 soll der ICE 3neo auf die Schiene kommen. Die Bahn verspricht Fahrgästen im neuen Hochgeschwindigkeitszug unter anderem mehr Komfort und verbesserten Mobilfunkempfang.

Vor rund 30 Jahren begann in Deutschland das Zeitalter des Hochgeschwindigkeitsschienenverkehrs: Am 2. Juni 1991 startete der erste Intercity Express, kurz ICE, pünktlich um 5:53 Uhr zu seiner Jungfernfahrt von Hamburg nach München. Höchstgeschwindigkeit im Regelbetrieb: 280 Kilometer pro Stunde (km/h). Es folgten der ICE 2 (1996), der ICE T mit Neigetechnik (1999), der ICE 3, der es als erster serienmäßiger Zug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h bringt, und der ICE 4 mit 830 Sitzplätzen (2017). Alle Modelle sind, zum Teil mehrfach modernisiert, auch weiterhin auf Deutschlands Schienen unterwegs.

Im Herbst soll die ICE-Flotte nun um ein weiteres Modell erweitert ergänzt werden, den ICE 3neo mit 439 Sitzplätzen. Neo kommt aus dem Griechischen und bedeutet neu – und neu ist im ICE 3neo einiges, zum Beispiel die Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h. Weitere Neuerungen im Kurzüberblick:

  • Rückzugsraum für Familien: 16 Plätze im Familienbereich plus 5 Plätze im Kleinkindabteil
  • 12 Einstiegstüren auf jeder Seite für einen zügigen Ein- und Ausstieg an Bahnhöfen, eine davon mit Hublift für Rollstühle
  • Zwei Rollstuhlplätze sowie acht Fahrradstellplätze in jedem Zug
  • Steckdosen an allen Plätzen, Kleiderhaken und Tablethalter am Sitz, neu gestaltete Gepäckregale mit mehr Stauraum, eine Beleuchtung mit tageszeitabhängig wechselnden Farbtönen
  • Mehr Service: berührungslose Spender für Seife und Desinfektionsmittel, mehr Monitore mit verbesserter Darstellung von Fahrgastinfos

Neue Fensterscheiben für ungetrübten Mobilfunkempfang

Ein Bahn-Versprechen für den ICE-Neuling dürfte besonders viele Bahnreisende freuen: besserer Mobilfunkempfang. Ein leidiges Thema, denn ein stabiles Mobilfunknetz ist auf ICE-Fahrten bislang oft ein Manko. Der Grund dafür: Damit die Waggons nicht überhitzen, sind die Scheiben mit einer dünnen Metallschicht versehen, die Sonnenstrahlen, aber auch Mobilfunkwellen abhält. Bei den Fenstern der neuen ICE-Züge wird in die wärmeisolierende Metallschicht deshalb ein feines Raster gelasert. Das soll den Mobilfunkempfang deutlich verbessern. 

Tipp: Sie möchten sich selbst ein Bild von den ganzen Neuerungen machen? Bei der Bahn gibt’s schon Fotos vom ICE 3neo.

Power für den Deutschlandtakt

Insgesamt 73 Züge des neuen ICE hat die Deutsche Bahn beim Hersteller Siemens bestellt. Im Juli 2020 wurden 30 Stück für rund eine Milliarde Euro in Auftrag gegeben – jüngst noch mal 43 weitere für rund 1,5 Milliarden Euro. Die Züge werden an Siemens-Standorten in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Österreich produziert. Laut Siemens entstehen dadurch Tausende neuer Arbeitsplätze.

Bis Ende 2029 wächst die ICE-Flotte der Deutschen Bahn damit auf insgesamt rund 450 Züge. Wenngleich die Fahrgastzahlen in Zeiten der Pandemie spürbar zurückgingen, ist das Verkehrsunternehmen überzeugt, künftig wieder das Level von vor Corona zu erreichen – und dies sogar zu übertreffen. In Zahlen gesprochen heißt das: 2019 beförderten die Bahnen in Deutschland 151 Millionen Fahrgäste im Schienenfernverkehr und 2,77 Milliarden Fahrgäste im Schienennahverkehr – bis 2030 sollen die Fahrgastzahlen verdoppelt werden. Dafür soll der sogenannte „Deutschlandtakt“ Zugfahren unter anderem durch kürzere Fahrzeiten und bessere Anschlussmöglichkeiten, auch in ländlichen Regionen, attraktiver machen. Die Fahrzeit auf der Strecke Berlin–Düsseldorf etwa soll dann nur noch 3:32 Stunden statt 4:13 Stunden betragen.

Ende 2022 auf der Schiene

Der ICE 3neo soll zunächst für Verbindungen zwischen Nordrhein-Westfalen und Süddeutschland auf der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main zum Einsatz kommen. Weitere „Rennstrecken“, etwa zwischen Berlin und München, sollen folgen. Nur auf diesen lassen sich Geschwindigkeiten von rund 300 km/h auch tatsächlich erreichen. Das rasante Tempo ist ein wichtiges Kriterium dafür, dass der ICE 3neo auf dem Modell ICE 3 basiert und nicht auf dem aktuelleren Typ ICE 4 – der bringt es nämlich nur auf maximal 250 km/h. Bleibt zu hoffen, dass der Neue seine Höchstgeschwindigkeit auch voll ausspielen kann – und der bessere Mobilfunkempfang nicht so häufig genutzt werden muss, um den Wartenden am Zielbahnhof eine Verspätung anzukündigen.