25.10.2021

Lebenshaltungskosten – wie teuer ist Deutschland?

Scheinbar überall steigen die Preise – ob am Immobilienmarkt, im Supermarkt oder beim Stromversorger. Die Inflationsrate erhöhte sich im August 2021 auf 3,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Für September liegt die Prognose bei 4,1 Pro-zent. Auffällig ist vor allem das Plus im Bereich Energie: Die Teuerungsrate be-trägt im Schnitt 12,6 Prozent. Private Konsumausgaben sind in Deutschland aber vergleichsweise moderat. Denn in einigen europäischen Nachbarländern lebt es sich tatsächlich noch teurer.

Preise steigen weiter – ein Indiz für wirtschaftlichen Aufschwung?

Die Verbraucherpreise in Deutschland haben ein neues Hoch erreicht. Erst kürzlich meldete das Statistische Bundesamt, dass die Teuerungsrate aller Voraussicht nach die Vier-Prozent-Marke überschreiten wird. Konkret bedeutet diese Nachricht: Der Preisanstieg ist derzeit stärker als in den vergangenen 28 Jahren. Eine ähnlich hohe Inflationsrate gab es zuletzt im Jahr 1993.

Derartige Zahlen machen zunächst nachdenklich. Inflation birgt das Risiko, dass Geld stetig an Wert verliert – und das macht sich dann nicht nur beim alltäglichen Einkauf bemerkbar, sondern ist auch hinsichtlich Ihrer Geldanlage relevant. Inflation hat allerdings auch ihre positiven Seiten: Infolge der Coronapandemie erlebte die Konjunktur zunächst eine Flaute, gar von einer Rezession war die Rede. Diese ökonomische Ausnahmesituation scheint langsam überwunden. Die deutsche Wirtschaft wächst wieder und die Konsumlaune steigt. Beispielsweise fragt die heimische Industrie derzeit verstärkt Rohstoffe nach, das Angebot ist dagegen knapp. Dadurch steigen die Preise, an dieser Entwicklung ist nichts Ungewöhnliches.

Inflation ist daher ein guter Indikator dafür, dass es nach der Krise wirtschaftlich wieder nach oben geht. Noch weniger dramatisch erscheint die Situation beim Blick auf andere Länder in Europa: In Deutschland sind manche Lebenshaltungskosten im Vergleich sogar niedriger.

Schweiz teuer, Rumänien günstig – Lebenshaltungskosten im Vergleich

Die privaten Konsumausgaben deutscher Haushalte belaufen sich auf 2.574 Euro im Monat (Stand 2019). Rund 35 Prozent davon entfallen allein auf Wohnen und Energie, 14 Prozent auf Nahrung, Getränke und Tabakwaren. Gesundheit nimmt nur einen kleinen Anteil von vier Prozent ein. Wenn wir uns bei unseren Schweizer Nachbarn umschauen, sieht die Verteilung anders aus: Der Anteil der Wohnungskosten an den Konsumausgaben beläuft sich in der Schweiz auf 25 Prozent. Dafür ist die Gesundheitspflege mit etwa 16 Prozent relativ hoch. Wie Sie anhand dieser Zahlen erkennen, können sich die einzelnen Lebenshaltungskosten in verschiedenen Ländern deutlich unterscheiden.

Einen interessanten Vergleich ermöglicht der Preisniveauindex für Verbrauchergüter und Dienstleistungen. Der Index gibt Aufschluss darüber, wie hoch bzw. niedrig die Verbraucherpreise eines Landes im Verhältnis zu anderen Ländern sind. Die Daten im Folgenden stammen aus der Statistikdatenbank von Statista für das Jahr 2020. Der Preisniveauindex vergleicht die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie Schweiz, Norwegen und Island:

  • Die Spitzenposition nimmt die Schweiz mit 169,5% ein. Damit sind die Preise in der Schweiz um 69,5% teurer als der europäische Durchschnitt.
  • Dahinter folgen Dänemark mit 140,5%, Island mit 137% und Irland mit 136,1%.
  • Deutschland liegt nur knapp über dem Durchschnittswert der Eurozone mit einem Preisniveau von 108,2%.
  • Am günstigsten lebt es sich in Rumänien (54,8%), Bulgarien (55,8%) und Polen (57,8%).

Die Schweiz führt die Liste wie erwartet an, der Alpenstaat trägt nicht umsonst den Titel „Hochpreisinsel“. Insbesondere die Mietpreise für Wohnraum, Nahrungsmittel, Gesundheitsleistungen sowie Restaurants und Hotels sind hier deutlich kostspieliger. Wenn Sie die Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten berechnen, spielt natürlich das Einkommensniveau eine wesentliche Rolle. In der Schweiz liegen die Gehälter bekanntermaßen weit über dem EU-Durchschnitt.

Tipp

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht monatlich einen internationalen Preisvergleich relativ zu Deutschland. Im September lag das Preisniveau der Schweiz 51 Prozent höher im Vergleich zu Deutschland, in der Türkei war es um 64 Prozent niedriger.

Was ist in Deutschland billig, wofür geben wir mehr Geld aus?

Die Deutschen zahlen im EU-weiten Preisvergleich mehr für ihre Wohnung, Freizeit und Kultur, Kommunikation (Internet, Post, Mobilfunk etc.) sowie Restaurants und Hotels. Die Preise für Nahrungsmittel sowie alkoholische Getränke und Tabakprodukte liegen ebenfalls nur leicht über dem Durchschnitt. Dafür sind hierzulande Möbel und Kleidung etwas günstiger. Zu diesen Ergebnissen kommt Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union. Gleichzeitig gehört Deutschland zu den einkommensstarken Staaten der EU.

Ob Sie in den Urlaub fahren, ein Studium im Ausland planen, eine Ferienimmobile kaufen oder fernab der Heimat in den Ruhestand gehen möchten – die Lebenshaltungskosten eines Landes sind dabei immer ein spannendes Thema. Wenn Sie etwa eine Reise in die Schweiz unternehmen, sollte die Urlaubskasse gut gefüllt sein. Denn die Kaufkraft Ihres Euros ist hier aufgrund der hohen Preise deutlich geringer als in Deutschland. Falls Sie dagegen in der Schweiz eine Arbeitsstelle annehmen und das dort übliche Einkommen erhalten, kommt Ihnen ein Wocheneinkauf wahrscheinlich irgendwann weniger „teuer“ vor.

Ein internationaler Preisvergleich ermöglicht es Ihnen, mögliche Ausgaben realistischer einschätzen zu können. Über einzelne Kosten, wie zum Beispiel für Ihren Supermarkteinkauf, Arztbesuche oder eine Mietwohnung, sagt der Vergleich allerdings nur bedingt etwas aus.

Tipp

Aufschlussreich ist außerdem der Big-Mac-Index, der den Preis für den gleichnamigen Burger in zahlreichen Ländern weltweit abbildet. Die Schweiz ist auch hier wieder Spitzenreiter.