Inflation bringt 10 Millionen Deutsche in finanzielle Not

Medieninformation vom 04.04.2022
Immer mehr Menschen können angesichts der gestiegenen Preise kaum noch ihre Lebenshaltungskosten bezahlen, so eine aktuelle Postbank Umfrage. Zunehmend betroffen sind auch Bezieher von mittleren Einkommen. Die geplanten finanziellen Entlastungen der Bundesregierung halten die meisten Befragten für unzureichend.

Bild Nr. 1640, Quelle: Postbank / ©dragonstock

Über zwei Euro für 250 Gramm Butter beim Discounter, knapp zwei Euro für einen Liter Diesel – und das nur, wenn man Glück hat. Die meisten Deutschen können sich an solche Preis­sprünge nicht erinnern, denn so hoch wie jetzt war die Inflation zuletzt vor 40 Jahren. Der starke Preis­anstieg bringt immer mehr Ver­braucher an ihre finan­zielle Belas­tungs­grenze. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank kann jeder siebte Deutsche (15 Prozent) wegen der aktuellen Preis­steigerungen kaum noch seine täg­lichen Aus­gaben be­streiten – in absoluten Zahlen entspricht dies über 10,4 Millio­nen Menschen. Im Vergleich zum Januar dieses Jahres hat sich der Wert um 36 Prozent erhöht, zu diesem Zeit­punkt lag er bei elf Pro­zent (entspricht 7,6 Millio­nen). Besonders hart trifft die In­flation Menschen mit ver­hältnis­mäßig geringem Ein­kommen: Heute gibt fast jeder vierte Be­fragte (24 Prozent) mit einem Haus­halts-Netto­ein­kommen von unter 2.500 Euro an, dass die In­flation seine Existenz bedroht; im Januar lag der Anteil bei 17 Prozent. Von den Befragten mit einem Ein­kommen von 2.500 Euro und mehr hat derzeit rund jeder Drei­zehnte (acht Prozent) durch den Preis­anstieg finan­zielle Schwierig­keiten; im Januar waren es nur ein Pro­zent weniger (sieben Pro­zent).

Krise kommt in der Mittelschicht an

Auf­fallend ist, dass jetzt mehr als doppelt so viele Befragte mit einem durch­schnitt­lichen Haus­halts­netto­ein­kommen von 2.000 bis 2.500 Euro die Aus­wirkungen der Inflation deutlich spüren. Im Januar gaben acht Prozent an, kaum noch ihren Lebens­unterhalt finan­zieren zu können – im März waren es bereits 18 Prozent. „Die Ein­kommen können mit der all­gemeinen Teuerung kaum Schritt halten. Während die Löhne und Gehälter in Deutschland im Vor­jahres­ver­gleich zuletzt um 3,6 Prozent gestiegen sind, erhöhten sich die Lebens­haltungs­kosten um 7,3 Prozent. Vom Real­ein­kommens­ver­lust sind auch Haushalte mit einem mittleren Ein­kommen betroffen“, erläutert Dr. Marco Bargel, Kapital­markt­stratege der Postbank, diese Entwicklung.

Auf Konsumbremse treten

Die Sorgen in der Be­völkerung sind groß: An­gesichts der steigenden Preise ist jeder Zweite (53 Prozent) „sehr beun­ruhigt“ – ein Plus von neun Prozent­punkten im Vergleich zum Januar (44 Prozent). Zwei von drei Deutschen (67 Prozent) reduzieren aufgrund der Inflation derzeit ihre Aus­gaben; acht Prozent sind bereits am Limit und können nicht noch mehr sparen. Dr. Marco Bargel ist vorsichtig opti­mis­tisch, dass sich die Preise im Laufe des Jahres etwas ent­spannen: „Auf kurze Sicht könnte die Inflation wegen der hohen Energie­preise von hohem Niveau aus weiter ansteigen. Im weiteren Jahres­verlauf rechnen wir mit einem Rück­gang der Preis­steigerungs­rate, sofern erneute Preis­sprünge bei Öl und Erdgas ausbleiben. Das Inflations­ziel der EZB von zwei Prozent dürfte aber so schnell nicht wieder erreicht werden.“

Tropfen auf den heißen Stein?

Angesichts der steigen­den Energie­preise hat die Bundes­regierung im März eine Reihe von Maß­nahmen beschlossen. Unter anderem sollen Bürger einmalig mit 300 Euro über die Ein­kommen­steuer entlastet werden. Drei Monate lang soll zudem die Energie­steuer auf Kraft­stoffe sinken – bei Benzin um 30 Cent je Liter, bei Diesel um 14 Cent pro Liter. Gering­ver­diener erhalten einen Heiz­kosten­zu­schuss. Laut Postbank Umfrage sind drei von fünf Deutschen (61 Prozent) jedoch der Meinung, dass die „Ent­lastungs­pakete“ der Bundes­regierung nicht ausreichen, um die Folgen der Inflation zu mildern. 16 Prozent halten die Maßnahmen für genau richtig; sechs Prozent meinen, dass sie reduziert werden sollten, und fünf Prozent, dass es keine staatliche Unter­stützung geben sollte. „In­wie­weit die be­schlossenen Maß­nahmen reichen, hängt auch von der weiteren Ent­wicklung der Energie­preise ab. Aus heutiger Sicht dürften die zu­sätzlichen Aus­gaben der Haus­halte für teurere Kraft­stoffe und Heiz­energie nicht voll­ständig auf­gefangen werden, zumal einzelne Be­völkerungs­gruppen wie die Nicht-Erwerbs­tätigen nur teilweise profitieren.“

Informationen zu den Umfragen

In einer repräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 7. und 9. Januar 2022 insgesamt 2.102 Befragte ab 18 Jahren und zwischen dem 25. und 28. März insgesamt 2.144 Personen ab 18 Jahren.

Kontakt

Iris Laduch
Mediensprecherin