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Sehr geehrte Damen und Herren,
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als zugereister Frankfurter musste ich unter anderem lernen, dass Allerheiligen in Hessen kein Feiertag ist, dafür allerdings an dem Dienstag nach Pfingsten die Geschäfte nachmittags geschlossen waren. Schon seit dem 18. Jahrhundert gehört es nämlich zur Frankfurter Tradition, dass man an diesem Tag in den Stadtwald strömt, um den "Wäldchestag", quasi den Frankfurter Nationalfeiertag, zu feiern. Bereits im Jahr 1792 fand dieses Fest statt, hat also eine gewisse Tradition – und schließlich muss man die Feste feiern, wie sie fallen. Mittlerweile sind aber die einzigen Beschäftigten, die in Frankfurt tatsächlich am Dienstagnachmittag frei haben, diejenigen im öffentlichen Dienst der Stadt Frankfurt, für die übrigen bietet sich an, bereits an Pfingsten das Fest im Stadtwald zu besuchen.
Und da bahnt sich für kommendes Jahr vermutlich ein veritabler Verkehrsstau an. Denn, wenn ich mich nicht irre, spielen Metallica am Freitag und Pfingstsonntag ja im Deutsche Bank-Park, der quasi in Hörweite des Wäldchestags-Geländes liegt. Immerhin können sich dann die Schausteller die Beschallung ihrer Fahrgeschäfte für ein paar Stunden sparen, Metallica dürften alles übertönen…
Kommen wir gleich mal zu dem Elefanten im Raum, nämlich dem Treffen zwischen Vertretern der USA und China in London. Diese haben sich auf einen vorläufigen Plan zum Abbau der Handelsspannungen bzw. einen Rahmen geeinigt, wie der in der vorangegangenen Gesprächsrunde in Genf erzielte Konsens umgesetzt werden soll. Einzelheiten der Übereinkunft wurden zunächst nicht genannt. Die US-Verhandlungsführer äußerten jedoch die Erwartung, dass die Probleme im Zusammenhang mit der Lieferung von Seltenerdmineralien und Magneten gelöst werden können. Weitere Treffen sind laut dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer nicht geplant. Mal sehen, was daraus wird. Ein Marktkommentar, den ich heute Morgen gelesen habe, umschrieb das Ergebnis des Treffens wie folgt: „Offenbar haben sie ein Konzept für einen Vorschlag zu einem Rahmen für ein Abkommen, um die jüngste Handelskrise zwischen den USA und China zu überwinden.“…
An den Bondmärkten veränderten sich die Renditen der US-Staatsanleihen nur geringfügig, die der europäischen Staatsanleihen gaben moderat nach. Zweijährige Bundesanleihen rentierten am gestrigen Abend bei 1,84 Prozent (-2 b.p.), zehnjährige mit 2,52 Prozent (-4 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 4,02 (+1 b.p.), 4,48 (+0 b.p.) bzw. 4,93 (-1 b.p.) Prozent. Der Spread zwischen zehnjährigen italienischen und deutschen Staatsanleihen verringerte sich auf 91,3 Basispunkte, so eng war er zuletzt im Februar 2021 und davor mit 88 Basispunkten im Jahr 2015.
An den Geldterminmärkten werden für die EZB bis zum Jahresende via OIS kumuliert 27 Basispunkte an Zinssenkungen eingepreist, für den 24. Juli steht die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschrittes bei 12 Prozent. Eine nächste Zinssenkung der Fed wird via Fed Funds Futures nun mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit für den September eingepreist (Freitagmorgen noch mit 95 Prozent!). Bis Ende 2025 sind es kumuliert 44 Basispunkte (Freitagmorgen 54 b.p.).
Die Erdgaspreise gaben gestern weiter nach. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas an der niederländischen TTF purzelte von 35,55 Euro/MWh auf 34,80 Euro/MWh; der Kontrakt mit einem Jahr Laufzeit von 34,40 auf 33,75 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verbilligte sich ebenfalls, und zwar von 88,25 Euro/MWh auf 86,85 Euro/MWh. Der EU-CO2-Emissionsrechte-Preis an der ICE Endex verlor auch relativ kräftig, er gab nämlich von 73,50 auf 72,15 Euro/MT nach.
An den Rohstoffmärkten gönnen sich die Ölpreise anscheinend mal eine Atempause auf ihrem Marsch gen Norden. Sie geben rund 0,7 Prozent nach und notieren somit nun bei 66,75 USD/Barrel (Brent) bzw. 64,95 USD/Barrel (WTI). Die an der LME gelisteten Industriemetalle teilen sich hälftig in Gewinner und Verlierer auf, wobei die Kursveränderungen meist eher bescheiden sind. Aluminium gewann 0,5 Prozent, Kupfer setzte 0,4 Prozent zurück. Die Goldpreise legten rund ein Prozent auf 3.342 USD/Unze zu. Silber hält sich in der Nähe seines am Pfingstmontag erzielten 13-Jahres-Hochs von 36,88 USD/Unze; es notiert nahezu unverändert zu gestern Morgen bei etwa 36,60 USD/Unze. Platin steigt auf ein Vier-Jahres-Hoch bei 1.244 USD/Unze.
An den Währungsmärkten legte der Euro zum US-Dollar bis auf EUR/USD 1,1448 zu, gab danach aber einen Teil seiner Zugewinne wieder ab und notiert somit nun bei EUR/USD 1,1420. Tagesverlierer war das Pfund Sterling, das nach schwach ausgefallenen britischen Arbeitsmarktdaten 0,55 Prozent auf EUR/GBP 0,847 zurücksetzte. Der Yen wertete leicht auf aktuelle EUR/JPY 165,5 ab. Zloty und Forint gewannen hingegen im Vergleich zu gestern Morgen jeweils 0,3 Prozent hinzu.
An den Aktienmärkten bewegten sich die großen europäischen Leitindizes mit Ausnahme derer in London und Paris moderat talwärts. Der Dax verlor zum Handelsschluss als größter Tagesverlierer 0,8 Prozent auf 23.987 Punkte. Die US-Leitindizes gewannen zwischen 0,3 und 0,6 Prozent hinzu. Deren Futures geben heute Morgen jedoch rund 0,3 Prozent ab und reagieren somit recht lustlos auf die Meldungen aus London. In Asien legen die Indizes in der absoluten Mehrheit moderat bis spürbar zu. Besonders in Südkorea geht die Kursrallye in eine weitere Runde.
Heute blicken wir auf einen gestern von seinem freitäglichen Rücksetzer erholten Euro im Verhältnis zum US-Dollar. Anschließend konstatieren wir, dass der Zloty einen Tag vor der heutigen Vertrauensabstimmung im polnischen Parlament nahezu wieder auf das Niveau von vor der Präsidentschaftswahl zurückgekehrt war.
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01.50 Uhr, Japan | Produzentenpreise, Mai (+3,2 % yoy.; zv. +4,0 %)
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08.30 Uhr, Ungarn | Verbraucherpreise, Mai (Erw. +4,3 % yoy.; zv. +4,2 %)
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14.30 Uhr, USA | Verbraucherpreise, Mai (Erw. +2,5 % yoy.; zv. +2,3 %; Kern: Erw. +2,9 % yoy.; zv. +2,8 %)
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EUR/USD 1,144
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Im Großen und Ganzen warteten die Marktakteure gestern darauf, ob weißer Rauch aus den Handelsgesprächen zwischen den USA und China in London zu vermelden war oder ob sich der berühmt-berüchtigte Londoner Nebel über die Verhandlungsstätte gelegt hatte. Bis zum Nachmittag gab es keine Neuigkeiten, was in dem Falle vielleicht eher auf zähe Verhandlungen hindeutete.
Dies könnte der Grund dafür gewesen sein, dass sich der US-Dollar nach Zugewinnen zum europäischen Handelsstart schnell wieder in der Defensive fand. Hatte er zunächst bis auf EUR/USD 1,1373 zugelegt, rutschte er bis zum Nachmittag auf EUR/USD 1,1445 ab. Nicht nur zum Euro, sondern auch zu den meisten anderen Währungen wie auch einer Vielzahl von Emerging-Markets-Währungen gab der Greenback nach.
Konjunkturdaten waren gestern noch eher dünn gesät. Am Pfingstmontag wurde eine Umfrage der New Yorker Fed zu den Verbrauchererwartungen, die einen klaren Rückgang der Inflationserwartungen zeigte, mit Wohlwollen aufgenommen. Die Erwartungen auf Sicht von einem Jahr gingen um 0,4 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent zurück, während die Fünf-Jahres-Erwartungen auf einen 14-Monats-Tiefstand von 2,6 Prozent fielen. Dies ist eine weitaus zurückhaltendere Inflationserwartung als beispielsweise bei der Umfrage der Universität von Michigan. Dort kletterten die Ein-Jahres-Erwartungen im Mai auf 6,6 Prozent.
Wie es nun tatsächlich mit der Inflationsentwicklung im Mai aussah, werden wir heute Nachmittag wissen, wenn die Daten um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Marktkonsens war gestern Nachmittag ein Anstieg der Inflationsrate von 2,3 Prozent im April auf 2,5 Prozent beziehungsweise in der Kernrate von 2,8 auf 2,9 Prozent – schauen wir mal …
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EUR/PLN 4,253
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War der Złoty noch am Montag mit EUR/PLN 4,2970 schwach in die neue Woche gestartet, notierte er gestern Nachmittag mit EUR/PLN 4,2565 nicht allzu weit entfernt von dem Niveau, an dem er zum Monatsschluss des Mai gehandelt worden war und somit dem Freitag vor der schlussendlich doch mit einem unerwarteten Ergebnis aufwartenden Präsidentschaftswahl Anfang Juni. Vor der für heute im polnischen Parlament geplanten Vertrauensabstimmung wuchs an den Märkten die Überzeugung und Zuversicht, dass die Regierungsparteien sich hinter Ministerpräsident Donald Tusk versammeln würden. Die Zusammenarbeit zwischen der Regierung und dem zukünftigen Präsidenten Nawrocki dürfte sicher nicht einfach werden, aber das war sie in den vergangenen 18 Monaten mit dem noch amtierenden Präsidenten Duda schließlich auch nicht.
Die polnische Notenbank NBP beließ derweil am vergangenen Mittwoch den Leitzins unverändert bei 5,25 Prozent. Diese Entscheidung wurde an den Märkten erwartet – auch weil der Gouverneur der NBP, Adam Glapiński, dies in relativ hawkischen Äußerungen auf der Pressekonferenz nach der vorangegangenen Sitzung am 8. Mai sehr deutlich signalisiert hatte. Entsprechend fiel die direkte Marktreaktion auf den Zinsentscheid sehr verhalten aus. Dass der Złoty zum Euro dennoch nachgab, lag vor allem am stärkeren Euro. Zum US-Dollar wertete der Złoty am Mittwoch hingegen um 0,36 Prozent auf.
In der begleitenden Erklärung wurden die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen erörtert, jedoch keine neuen Leitlinien vorgegeben. Auf die jüngsten Meldungen zur ab dem 1. Juli in Kraft tretenden 15-prozentigen Senkung der Gastarife für private Haushalte wurde nicht eingegangen.
Auf seiner traditionellen Pressekonferenz, die mit 15 Minuten deutlich kürzer als üblich ausfiel, verzichtete Glapiński am Tag nach der Tagung des geldpolitischen Rats (MPC) auf Äußerungen zu einer möglichen weiteren geldpolitischen Lockerung in diesem Jahr. Er begründete dies mit der Unsicherheit bezüglich der Energiekosten, der anziehenden Wachstumsdynamik und der lockeren Fiskalpolitik, die es unmöglich machten, Hinweise auf die künftige Höhe der Zinsen zu geben. Vor einem Monat klang das noch deutlich anders: Bei einer weiterhin moderaten Inflation sei eine weitere geldpolitische Lockerung im Herbst, wenn nicht sogar früher, wahrscheinlich.
Auf die Frage, ob sich die Ansichten der anderen MPC-Mitglieder zum Zeitpunkt einer möglichen Lockerung seit der Sitzung im Mai geändert hätten, antwortete Glapiński: „Einige neigten dazu, je nach den Prognosen, [die die NBP nächsten Monat veröffentlichen wird,] über Juli nachzudenken. ... Andere sprachen eindeutig vom Herbst“, da bis dahin die Form des Haushaltsplans für 2026 sowie die Strompreise bekannt gegeben würden. An den Finanzmärkten ist man sich ebenfalls uneinig, ob es im Juli zu einem Zinsschritt kommen könnte. Das verspricht immerhin einiges an Spannungspotenzial für die kommende Sitzung …
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