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13. Mai 2025
 
 
 
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
das war ja mal wieder ein Wochenauftakt, der es in sich hatte. Der weiße Rauch, der nach den Gesprächen zwischen den USA und China in Genf über den gleichnamigen See zog, dürfte mindestens bis Montreux gelangt sein. Dass ab und zu mal ein bisschen Rauch über den Genfer See zieht, dürfte meiner Generation mindestens durch den Deep Purple Song „Smoke on the Water“ bekannt sein. Die Musiker waren nämlich im Dezember 1971 in Montreux, um ihr neues Album aufzunehmen, als im dortigen Casino ein Feuer ausbrach, dessen Rauch sich über dem Genfersee ausbreitete und der aus ihrem Hotel zu beobachten war.
 
Leider hatte Deep Purple wegen des Feuers dann keinen Ort mehr, an dem sie ihre Plattenaufnahmen (für die jüngere Generation: Das waren damals schwarze Scheiben, die auf einem Plattenteller abgespielt wurden) machen konnten. Nachdem die Musiker deshalb mit den Aufnahmen im Ausweichquartier begonnen hatten, beschwerten sich Nachbarn über den Lärm und die Polizei sorgte für eine Beendigung der Aufnahmen. Was mal wieder beweist, Kulturbanausen gab es auch schon in den Siebziger Jahren…Auch Freddie Mercury und Queen wurde Montreux später quasi zur zweiten Heimat.
 
In diesem Sommer ist zufällig ein kurzer Aufenthalt in Montreux geplant, so dass ich mir das alles mal aus der Nähe anschauen werde. Aber erst heißt es, die Luft anzuhalten und sich darauf freuen, dass heute in zwei Wochen planmäßig Iron Maiden ihre Europatournee beginnen werden. Zumindest hier in Frankfurt dürften sich beim Konzert im Deutsche Bank-Park Ende Juli wenige Nachbarn darüber beschweren. Im Stadtwald werden vielleicht eher die Füchse und Wildschweine um ihre Nachtruhe gebracht werden.
 
Ein Festival der guten Laune spielte sich gestern an den Aktienmärkten infolge der Deeskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China ab. „Sichere Häfen“ wie Gold, Anleihen und der Yen blickten hingegen gen Süden. Bei den Anleihen ist dies etwas erstaunlich, denn tendenziell hätten hier die Renditen aufgrund nun potenziell sinkender Inflationserwartungen für die USA ebenfalls sinken können. Andererseits sind nun die Aussichten für eine US-Rezession geringer worden und die Notwendigkeit für weitere zeitnahe Leitzinssenkungen der Fed somit ebenfalls.
 
An den Bondmärkten stiegen im Endeffekt sowohl die Renditen der US-Staatsanleihen als auch die deren europäischer Pendants über alle Laufzeiten hinweg kräftig an, allerdings in geringerem Ausmaß als am Vortag. Zweijährige Bundesanleihen rentierten am gestrigen Abend bei 1,91 Prozent (+13 b.p.), zehnjährige mit 2,65 Prozent (+9 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 3,99 (+8 b.p.), 4,46 (+6 b.p.) bzw. 4,89 (+4 b.p.) Prozent.
 
An den Geldterminmärkten werden für die EZB bis zum Jahresende kumuliert 45 Basispunkte an Zinssenkungen eingepreist (gestern Morgen waren es noch 60!), für den Juni gilt die nächste um 25 Basispunkte mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit nicht mehr als sicher gesetzt – gestern standen hier noch 100 Prozent zu Buche. Eine nächste Zinssenkung der Fed wird via Fed Funds Futures für den 17. September eingepreist. Bis Ende 2025 sind es kumuliert 57 Basispunkte.
 
Die Erdgaspreise legten in der positiven Marktstimmung zum Wochenbeginn moderat zu. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas an der niederländischen TTF kletterte von 34,70 Euro/MWh auf 35,10 Euro/MWh; der Kontrakt mit einem Jahr Laufzeit von 33,50 auf 34,45 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verteuerte sich ebenfalls, und zwar kräftig von 85,95 Euro/MWh auf 89,70 Euro/MWh. Der EU-CO2-Emissionsrechte-Preis an der ICE Endex blickte ebenfalls stramm gen Norden, er sprang nämlich von 69,65 auf 72,65 Euro/MT.
 
An den Rohstoffmärkten legten die Ölpreise nach ihren starken Kursgewinnen der beiden Vortage weiter zu, wenngleich etwas mit 0,6 bis 0,8 Prozent diesmal etwas moderater. Sie notieren somit nun bei 64,80 USD/Barrel (Brent) bzw. 61,85 USD/Barrel (WTI). Die an der LME gelisteten Industriemetalle verteuerten sich mit Ausnahme von Blei und Nickel. Aluminium legte satte 2,6 Prozent zu, Kupfer 0,8 Prozent. Die Goldpreise fielen weiter von 3.280 bis auf 3.208 USD/Unze, sie erholten sich dann etwas auf aktuelle 3.253 USD/Unze. Silber notiert hingegen rund 0,7 Prozent fester bei 33,00 USD/Unze.
 
An den Währungsmärkten erhielten der US-Dollar und der Renminbi strammen Rückenwind. Der Greenback kletterte bis auf EUR/USD 1,1065, bevor er einen Teil seiner Gewinne wieder abgab und somit nun rund ein Prozent fester als gestern um diese Zeit bei EUR/USD 1,111 notiert. Der Renminbi handelt heute Morgen bei USD/CNY 7,1915 auf dem stärksten Niveau seit dem 11. November. Zum Euro legt er 1,5 Prozent zu. Auch der australische und kanadische Dollar werten mit rund 0,7 Prozent spürbar zum Euro auf. Die mittelosteuropäischen Währungen geben hingegen moderat nach.  
 
An den Aktienmärkten rückten die großen europäischen Aktienindizes meist moderat vor, der OMX30 in Stockholm „übertrieb“ es mit einem Kursgewinn in Höhe von 3,1 Prozent etwas. Der Dax hielt sich diesmal im hinteren Teil des Feldes auf, er kletterte lediglich 0,3 Prozent aufwärts auf 23.566 Punkte, und schloss damit weit unterhalb seines Auftaktniveaus, dem neuen Rekordhoch bei 23.911 Punkten. Die US-Leitindizes feierten die Deeskalation im Zollkonflikt und sprangen zwischen 2,8 und 4,35 Prozent aufwärts. Die Futures der US-Indizes liegen momentan leicht hinten, und zwar 0,3 bis 0,5 Prozent. Während in Japan der Nikkei 225 um weitere 1,8 Prozent zulegt, sinken die Notierungen in Hongkong, Festlandschina und Indien.  
 
Heute blicken auf die Auswirkungen der unerwarteten Wendung im Handelskonflikt, indem wir zunächst den gestrigen Verlauf des EUR/USD-Kurses beleuchten und anschließend gen China auf den Renminbi schauen.
 
 
Was heute wichtig wird
 
 
06.30 Uhr, Niederlande | Verbraucherpreise, April, endgültig (4,1 % yoy.; zv. +4,1 %)
 
 
08.00 Uhr, UK | Durchschnittlicher wöchentlicher Lohn, März (Erw. 5,2 %; zv. +5,6 %)
 
 
08.00 Uhr, UK | Arbeitslosenquote, März (Erw. 4,2 % mom.; zv. 4,4 %)
 
 
11.00 Uhr, Deutschland | ZEW-Konjunkturerwartungen, Mai (Erw. +11,3 Pkt.; zv. −14 Pkt.)
 
 
11.00 Uhr, Eurozone | ZEW-Konjunkturerwartungen, Mai (Erw. n. a.; zv. −18,5 Pkt.)
 
 
12.00 Uhr, USA | NFIB-Geschäftsklima kleiner Unternehmen, April (Erw. 95 Pkt.; zv. 97,4 Pkt.)
 
 
12.30 Uhr, Indien | Verbraucherpreise, April (Erw. +3,2 % yoy.; zv. +3,34 %)
 
 
14.30 Uhr, USA | Verbraucherpreise, April (Erw. +2,4 % yoy.; zv. +2,4 %; Kern: Erw. +2,8 % yoy.; zv. +2,8 %)
 
 
 
EUR/USD 1,112 
US-Dollar nach Deeskalation im Handelskonflikt mit China gefragt 
Nachdem wir in den vergangenen Monaten häufig mit stark risikoaversem Handel in die neue Woche gestartet waren, war gestern das Gegenteil der Fall. Dass sich die USA und China nicht nur zum gemeinsamen Kaffeetrinken in Genf getroffen hatten, dürfte den meisten Marktbeobachtern klar gewesen sein. Das Ergebnis der Gespräche in der Causa „Handelskonflikt“ übertraf jedoch die kühnsten Erwartungen (ehrlicherweise auch die des Autors dieser Zeilen), sodass die folgenden Marktreaktionen auch mehr als nachvollziehbar waren: Euphorische Kursreaktionen an den Aktienmärkten, steigende Renditen, fallende Goldpreise sowie eine Erholung des im April nach dem „Liberation Day“ stark unter Druck stehenden US-Dollars waren die Konsequenz daraus, dass China und die USA im laufenden Handelsstreit eine drastische Senkung ihrer gegenseitigen Zölle beschlossen haben.
 
Wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorging, gilt die Regelung vorübergehend für 90 Tage. Demnach sinken US-Zölle auf chinesische Importe auf 30 Prozent (zehn Prozent globaler Zollsatz und 20 Prozent „Fentanyl-Zölle“). Zuvor lagen die Zölle hier bei 145 Prozent. Die Zölle Pekings auf Einfuhren aus den USA gehen von 125 Prozent auf zehn Prozent zurück. Im Markt wäre zuvor vermutlich eine Reduktion der US-Importzölle auf chinesische Waren auf 60 bis 80 Prozent konsensfähig gewesen.
 
Nach chinesischen Angaben waren sich beide Seiten zudem im Hinblick darauf einig, einen Mechanismus für Beratungen zu Wirtschaft und Handel einzurichten. Das Treffen in Genf sei ein wichtiger Schritt gewesen, um die Meinungsverschiedenheiten durch Dialog zu lösen, und habe die Grundlage zur Vertiefung der Zusammenarbeit gelegt. US-Finanzminister Scott Bessent betonte, dass auch nach der 90-Tage-Zollreduktion Raum für Gespräche bestünde und dass die „Fentanyl-Zölle“ bei entsprechendem Handeln Pekings gesenkt werden könnten. Bei den Importzöllen sollten zehn Prozent laut Bessent aber eine Untergrenze darstellen.
 
Mit der Vereinbarung dürften auch die Aussichten auf eine robuste globale Konjunktur im weiteren Jahresverlauf Rückenwind erhalten haben. Zudem sollten die Zölle in Höhe von 30 Prozent gegenüber China als dem US-Handelspartner mit dem größten Handelsbilanzdefizit im Hinblick auf die Zollsätze die Obergrenze darstellen – einige Handelspartner der USA, insbesondere in Asien, waren ja am 2. April noch mit höheren Zollsätzen bedacht worden.
 
An den Währungsmärkten wurde somit der „Worst Case“ der US-Zollpolitik gestern ausgepreist. Neben dem Renminbi, der einen robusten Kursanstieg verzeichnete, profitierte auch der US-Dollar von den Nachrichten aus Genf. Zum Euro kletterte er von EUR/USD 1,1250 zum nächtlichen Handelsauftakt bis auf EUR/USD 1,1072 gestern Mittag – das höchste Niveau seit dem 10. April –, bevor er am Nachmittag wieder über der Marke von EUR/USD 1,11 notierte.
 
 
 
 
EUR/CNY 8,012 
China: Renminbi wertet nach Zollvereinbarung mit USA spürbar auf 
Zum Wochenstart legte die chinesische Währung zum Euro zeitweise um 1,8 Prozent zu. Mit einem Kurs von EUR/CNY 7,985 wurde sie vorübergehend so fest gehandelt wie Anfang April dieses Jahres. Selbst gegenüber dem wiedererstarkten US-Dollar legte der Renminbi gestern um 0,5 Prozent auf das stärkste Niveau seit dem 11. November 2024 zu. Grund hierfür war natürlich die bereits oben beschriebene über das Wochenende zwischen hochrangigen Regierungsvertretern aus Washington und Peking ausgehandelte Verständigung, den Anfang April eskalierten Handelskrieg zunächst für 90 Tage deutlich zu entschärfen.
 
Die gestrige Vereinbarung nährte die Hoffnung der Marktteilnehmer, dass die künftigen Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern auf der Erkenntnis beruhen, dass Zölle dem globalen Wachstum schaden und Verhandlungen die bessere Option sind. Zugleich hat sie die Visibilität für die Marktteilnehmer bis zu einem gewissen Grad verbessert: Es wird immer deutlicher, dass die US-Regierung nicht bereit ist, den Zollsatz unter die Schwelle von zehn Prozent zu senken. Zugleich könnten die 30 Prozent potenziell als De-facto-Obergrenze für US-Zollsätze mit anderen Handelspartnern angesehen werden.
 
Dennoch sei vor allzu großem Optimismus oder gar Euphorie gewarnt. Denn auch wenn sie niedriger sind als ursprünglich befürchtet, nützen Zölle niemandem. Die Geschichte zeigt auch, dass es lange dauern kann, bis eine umfassende Einigung erzielt wird – wenn sie überhaupt möglich ist. Im Jahr 2018 einigten sich beide Seiten nach einer Verhandlungsrunde darauf, ihren Streit „auszusetzen“. Die USA zogen sich jedoch bald darauf aus der Vereinbarung zurück, was zu weiteren Zöllen und Verhandlungen führte, die mehr als anderthalb Jahre dauerten. Das Handelsabkommen der „Phase 1“ wurde erst im Januar 2020 unterzeichnet. Letztendlich hielt sich China jedoch nicht an die Vereinbarung festgelegter Warenkontingente.
 
 
 
 
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