Sehr geehrte Damen und Herren,

der Autor dieser Zeilen ist jemand, der am liebsten Aufgaben immer sehr schnell und zeitnah erledigt, um sie schnellstmöglich vom Tisch zu haben und – vermutlich noch wichtiger – nicht im Laufe der Zeit zu vergessen. Nun muss ich aber bekennen, mich in einer Angelegenheit der Prokrastination oder auf gut deutsch „Aufschieberitis“ schuldig gemacht zu haben. Seit Monaten war bekannt, dass im Oktober der Support für Windows 10 ausläuft, und mein privater Laptop bot mir auch seit mehr als einem Jahr die Umstellung auf Windows 11 an. Erst beim Lesen der F.A.Z. am Sonntagabend wurde mir aber gewahr, dass der Termin dafür genau heute ist.

Strafe muss sein – also hieß es nach der Rückkehr aus dem Office gestern Abend noch einmal den privaten Laptop hochzufahren und den Download und die Installation zu starten. Was ich dabei nicht bedacht hatte, war, dass dies ein bisschen längere Zeit in Anspruch nehmen würde als die üblichen Updates. Somit verschob sich die Schlafenszeit nach den ersten zwei Stunden immer weiter nach hinten, bis ich irgendwann aufgegeben habe und erst einmal eine Runde an der Matratze horchte. Irgendwann um ein Uhr nachts konnte ich dann auch den Restart machen und alles war gut. Dies zeigt uns jedoch mal wieder, dass manche guten alten Sprichwörter eine gewisse Berechtigung haben: „Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“….

Das dachten sich gestern auch viele Marktakteure, die nach den konzilianteren Tönen der US-Regierung im Handelskonflikt zwischen den USA und China beherzt zurück an die US-Aktienbörsen kamen. Noch beeindruckender bleibt jedoch die anhaltende Rekordjagd der Gold- und Silberpreise, die auch heute Morgen eine spektakuläre Fortsetzung findet.  

An den Bondmärkten gaben die Renditen der europäischen Staatsanleihen gestern leicht nach, die US-Börsen waren geschlossen. Der Spread zwischen zehnjährigen deutschen Bundesanleihen und französischen OATs verharrte bei 83 Basispunkten. Zweijährige Bundesanleihen rentierten am Abend bei 1,94 Prozent (-2 b.p.), zehnjährige mit 2,64 Prozent (-0 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 3,49 (-1 b.p.), 4,04 (+1 b.p.) bzw. 4,63 (+1 b.p.) Prozent. In Japan steigen die Renditen der 30-jährigen JGBs heute Morgen um vier Basispunkte auf 3,22 Prozent und somit auf das Niveau derer deutschen Pendants.

An den Geldterminmärkten werden für die EZB bis Juli 2026 via OIS kumuliert 15 Basispunkte an Zinssenkungen eingepreist. Zinssenkungen der Fed werden via Fed Funds Futures bis zum Jahresende mit gut 48 Basispunkten eingepreist, der Oktober wird als sicher angenommen. Bis Ende 2026 sind es kumuliert rund 120 Basispunkte an erwarteten Senkungen.

Die Erdgaspreise gaben erneut moderat nach. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas an der niederländischen TTF sank von 32,00 Euro/MWh auf 31,40 Euro/MWh; der Kontrakt mit einem Jahr Laufzeit von 31,30 auf 31,00 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verbilligte sich ebenfalls, und zwar von 87,75 Euro/MWh auf 86,40 Euro/MWh. Der EU-CO2-Emissionsrechte-Preis an der ICE Endex wurde nach einem Hoch bei 79,25 Euro/MT zuletzt bei 77,80 Euro/MT gehandelt.

An den Rohstoffmärkten wurden die Ölpreise am unspektakulärsten gehandelt, sie werden weiterhin von den positiven geopolitischen Entwicklungen im Nahen Osten im Zaum gehalten und gaben 0,3 Prozent zum Vortag ab. Sie werden somit aktuell bei 63,30 USD/Barrel (Brent) bzw. 59,50 USD/Barrel (WTI) gehandelt. Die an der LME gelisteten Industriemetalle hatten am Freitag kollektiv deutlich nachgegeben, gestern teilten sie sich dann genau hälftig in Gewinner und Verlierer auf. Aluminium verteuerte sich um 0,55 Prozent, Kupfer gar um 2,9 Prozent auf 10.820 USD/Tonne. An den Edelmetallmärkten purzelten erneut die Rekorde: Gold wurde erstmals über 4.100 USD/Unze gehandelt und lässt sich auch heute am frühen Morgen von nichts und niemandem stoppen. Gerade eben wurde es bei 4.179 USD/Unze gehandelt, und somit mehr als 100 USD/Unze teurer als gestern um diese Zeit. Da möchte sich auch Silber nicht hintenanstellen, gestern notierte es erstmals oberhalb von 52 USD/Unze, heute Morgen erstmals über 53 USD/Unze. Aktuell wird es bei 53,50 USD/Unze rund vier Prozent teurer umgesetzt als gestern um diese Zeit. Die Platinpreise gewinnen 2,5 Prozent auf 1.684 USD/Unze.

An den Währungsmärkten machte der US-Dollar zunächst seine freitäglichen Verluste wieder wett. Zum Euro kletterte er von EUR/USD 1,1620 bis auf 1,1555. Heute Morgen gibt er jedoch leicht nach und setzt zurück auf EUR/USD 1,1590. Der Yen erholt sich weiter auf EUR/JPY 176,0, während der australische Dollar heute Morgen aufgrund wieder etwas unversöhnlicherer Töne im Handelskonflikt zwischen den USA und China moderat abwertet. Die mittelosteuropäischen Währungen notieren zum Euro nahezu unverändert zum Vortag.

An den Aktienmärkten hatte die sonntägliche verbale Deeskalation im Handelskonflikt USA-China eine moderate Erholung der großen europäischen Leitindizes zur Folge. Alle Indizes waren zumindest leicht im grünen Bereich. Spitzenreiter war gestern der Dax mit einem Zugewinn in Höhe von 0,6 Prozent auf 24.387 Punkte. In den USA gewannen die drei Leitzindizes zwischen 1,3 und 2,2 Prozent (Nasdaq Composite) und machten somit rund zwei Drittel ihrer freitäglichen Verluste wieder wett. Deren Futures geben allerdings heute Morgen zwischen 0,2 und 0,6 Prozent nach, der des Dax rund 0,3 Prozent. Die asiatischen Börsen tendieren hingegen heute Morgen mehrheitlich zur Schwäche. Insbesondere der Nikkei225-Index mit einem aktuellen Verlust in Höhe von 2,8 Prozent sticht hervor – Japan hatte gestern einen Feiertag und machte deshalb die Abwärtsbewegung nicht mit. Auch die chinesischen Börsen bleiben unter Druck.  

Heute blicken wir auf den im Tagesverlauf wieder erholten US-Dollar. Anschließend analysieren wir die Datenlage in China und die anhaltende Robustheit des Renminbis.

 
 
Was heute wichtig wird
 
08.00 Uhr, UK | Durchschnittlicher wöchentlicher Lohn, August (Erw. +4,7 %; zv. +4,7 %)
 
08.00 Uhr, UK | Arbeitslosenquote, August (Erw. +4,7 % mom; zv. +4,7 %)
 
08.00 Uhr, Deutschland | Verbraucherpreise, September, endgültig (Erw. +2,4 % yoy; zv. +2,4 %)
 
11.00 Uhr, Deutschland | ZEW-Konjunkturerwartungen, Oktober (Erw. 41,1 Pkt.; zv. 37,3 Pkt.)
 
11.00 Uhr, Eurozone | ZEW-Konjunkturerwartungen, Oktober (Erw. n. a.; zv. 26,1 Pkt.)
 
12.00 Uhr, USA | NFIB-Geschäftsklima kleiner Unternehmen, September (Erw. 100,6 Pkt.; zv. 100,8 Pkt.)
 
14.30 Uhr, Kanada | Baugenehmigungen, August (Erw. -1,0 % mom; zv. -0,1 %)
 
 
 
EUR/USD 1,157 
US-Dollar macht Verluste von Freitagabend wieder wett 

Kurz hatte der US-Dollar am vergangenen Freitag noch einmal seine offene Flanke gezeigt beziehungsweise seine Vulnerabilität demonstriert. Die Äußerungen des US-Präsidenten Donald Trump hinsichtlich des Handelskonflikts mit China hatten dem Greenback Gegenwind ins Gesicht geblasen und die US-Renditen auf Talfahrt geschickt. Der Rücksetzer von EUR/USD 1,157 auf 1,1635 war aber andererseits auch nicht wirklich dramatisch gewesen.

Nichtsdestotrotz wurde das Thema „US-Importzölle“, das zuletzt in den Hintergrund gerückt war, nun wieder an den Märkten präsenter und in Erinnerung gerufen. Da auch diese Woche relativ daten-arm in den USA werden wird, rücken solche Fakten aktuell wieder mehr in den Vordergrund. Details dazu finden Sie im heutigen zweiten Währungsblock. Letztendlich scheinen sich die Märkte aber darauf geeinigt zu haben, dass das Thema „US-Importzölle in Höhe von 100 Prozent“ nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Und bis zum 1. November ist ja noch etwas Zeit, und außerdem hörten sich die Worte Donald Trumps auf Truth Social am Sonntagnachmittag schon wesentlich konzilianter an…

Ansonsten könnte das IWF-Treffen in Washington im Laufe der Woche möglicherweise ein paar Schlagzeilen liefern, schauen wir mal. Bei Wettanbietern wird eine Wahrscheinlichkeit von knapp 70 Prozent dafür eingepreist, dass der US-Shutdown bis in den November andauern wird.

Schauen wir auf diese Seite des Atlantiks, sehen wir weiterhin politische Unsicherheiten in Frankreich. Zwar hatte Präsident Macron am Freitagabend Sébastien Lecornu erneut zum Premierminister ernannt und ihn gebeten, einen erneuten Versuch für das Budget 2026 vorzulegen. Sollte dieses erneut im Parlament scheitern, könnte es aber das nächste Misstrauensvotum gegen Lecornu geben, womit wir wieder da wären, wo wir unter seinem Vorgänger Bayrou aufgehört haben. Eine Dauerschleife quasi…

Obwohl gestern in den USA aufgrund des Columbus Day die Anleihe- und Devisenhändler einen freien Tag genießen durften, gab der Euro bereits gestern seine freitäglichen Zugewinne wieder her. Am Nachmittag rutschte er zurück auf EUR/USD 1,1565.

 
 
 
 
EUR/CNY 8,248 
Neue Eskalation im Handelsstreit zwischen Washington und Peking 

Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist über das Wochenende in den Fokus der Märkte zurückgekehrt. Zunächst hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag auf Truth Social angekündigt, dass er zusätzlich zu den bestehenden 30 Prozent ab dem 1. November einen weiteren Einfuhrzoll von 100 Prozent auf chinesische Waren erheben will – zusammen mit Exportkontrollen für strategisch relevante Software. Diese Drohungen waren eine Reaktion auf die Ankündigung Pekings, die Exportkontrollen für seltene Erden erheblich auszuweiten – eine Maßnahme, die globale Auswirkungen auf zahlreiche nachgelagerte Industrien hätte. Dem war allerdings am 29. September eine erhebliche Ausweitung des Exportkontrollregimes der USA vorausgegangen, die gravierende Auswirkungen auf chinesische Unternehmen haben könnte, die US-Technologien beziehen. Die neue US-Regelung soll am 28. November in Kraft treten, also nur wenige Tage vor dem Inkrafttreten der neuen Exportkontrollen Chinas für seltene Erdmetalle. Peking reagierte am Wochenende und erklärte, der Rückgriff auf Drohungen mit hohen Zöllen sei nicht der richtige Weg. Zwar wolle man keinen Zollkrieg, habe aber „auch keine Angst davor”. Später relativierte Präsident Trump in einem weiteren Beitrag auf Truth Social seine vorherigen Aussagen. Die Handelsbeziehungen mit China würden geklärt; er sei offen für ein Handelsabkommen sowie für Verhandlungen im Vorfeld eines möglichen Treffens mit Präsident Xi Jinping Ende dieses Monats.

Am Montag stieg daraufhin die Risikoaversion an Chinas Finanzmärkten, wenn auch aufgrund der relativierten Äußerungen des US-Präsidenten am Wochenende weniger stark als am Freitag an den US-Märkten. Die Rendite chinesischer zehnjähriger Staatsanleihen fiel auf rund 1,75 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit fünf Wochen. An den Devisenmärkten zog der Renminbi gestern gegenüber den meisten G10-Währungen an. Am meisten wertete er zum Yen (plus 0,7 Prozent) auf, gegenüber dem Euro immerhin um 0,35 Prozent auf EUR/CNY 8,25, während er gegenüber einem fester tendierenden US-Dollar kaum verändert bei USD/CNY 7,13 handelte. Die deutlichen Marktreaktionen an den US-Märkten am Freitag dürften neben der harschen Rhetorik auch der jüngsten Anhäufung globaler politischer Risiken geschuldet sein. Regierungskrisen in Japan und Frankreich, der Shutdown der US-Regierung und die Unsicherheit über den weiteren finanzpolitischen Kurs Großbritanniens vor der Vorstellung des Herbsthaushalts haben die Sensibilität der Marktakteure geschürt.

Den Unsicherheiten im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zum Trotz zeigten die gestern veröffentlichten Handelsdaten für September eine dynamische Expansion des chinesischen Außenhandels. Die Exporte stiegen im vergangenen Monat gegenüber dem Vorjahr um 8,3 Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 328,6 Milliarden US-Dollar. Damit wurden die Erwartungen eines Anstiegs von 6,0 Prozent sowie die Dynamik des Vormonats (4,4 Prozent) deutlich übertroffen. Auch die Importe entwickelten sich besser als erwartet. Mit 238,1 Milliarden US-Dollar kletterten sie im September um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach einem Anstieg um 1,3 Prozent im August hatte der Analystenkonsens lediglich einen Zuwachs von 1,5 Prozent ergeben. Das schnellste Importwachstum seit April 2024 wurde durch die von der Regierung forcierten Infrastrukturausgaben sowie durch eine stärkere Binnennachfrage im Vorfeld der Golden Week unterstützt – Chinas nationaler Urlaubswoche, die in diesem Jahr vom 1. bis 8. Oktober stattfand. Der Handelsüberschuss Chinas gegenüber den USA stieg im September auf 22,82 Milliarden USD, obwohl die Exporte in die USA sowie die Importe aus den USA um 27,0 bzw. 16,1 Prozent zurückgingen.

Aus Sicht der Märkte dürfte die jüngste Eskalation im Handelsstreit das Spektrum der wahrscheinlicheren Ergebnis-Szenarien – und damit die Unsicherheit – erweitert haben. Konstruktive Handelsverhandlungen zwischen den USA und China hatten in den vergangenen Monaten Anlass zur Hoffnung gegeben. Sollten die Sorgen über eine mögliche Einigung bis in den November hinein andauern oder sich sogar noch verstärken, wären weitere, möglicherweise stärkere Korrekturen an den globalen Finanzmärkten zu erwarten. Allerdings könnten die jüngsten Entwicklungen auch als Strategie beider Seiten verstanden werden, um ihre jeweilige Verhandlungsposition vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs im Rahmen des APEC-Gipfels Ende Oktober sowie vor einem möglichen Zusammenkommen zwischen US-Finanzminister Bessent und Chinas Vizepremier He Lifeng in den kommenden Wochen zu stärken. Sollte es Ende Oktober in Seoul zu einer Einigung kommen oder zumindest der Weg dorthin von höchster Stelle geebnet werden, könnten sich auch die Gemüter an den internationalen Finanzmärkten wieder beruhigen.

 
 
 
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