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Postbank
 
24. April 2024
 
 
 
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren, 
man muss wirklich nicht alles glauben, was man zu Lesen bekommt (mit Ausnahme dieser morgendlichen Zeilen natürlich!). Auch die Laufzeitung meines Vertrauens setzte in ihrer letzten Ausgabe eine unverzeihlich falsche These in die Welt. Dort wurde nämlich frecher weise behauptet, dass man sich nach einem Marathon 21 Tage schonen und auf keinen Fall weitere Wettkämpfe bestreiten solle. Zum Glück ist unsereiner ein alter Laufhase und schenkt solchen Märchen („fake news“?) keinerlei Glauben. Aufgrund der günstigen Kalenderlage im Mai stehen nämlich demnächst vier Marathons in vier Tagen (bzw. fünf in acht Tagen) im Kalender. Laufkumpels gehen noch einen Schritt weiter, nämlich mit zwölfmal 42,195 Kilometern in zwölf Tagen. Wollen wir uns gegenseitig wünschen, dass Muskeln, Knochen und Sehnen mit uns gnädig sein werden.
 
Gnädig waren die Märkte gestern mit denjenigen, die sich über steigende Aktienkurse, einen schwächeren US-Dollar und wieder etwas höhere Goldpreise freuen können. Zudem hatte das US-Finanzministerium wenig Mühe, eine Emission zweijähriger Staatsanleihen über 69 Mrd. USD an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
 
Die Renditen der Staatanleihen bewegten sich gestern relativ wenig und eher leicht talwärts, bevor es am Abend wieder aufwärts bei den US-Titeln ging: Zweijährige Bundesanleihen rentierten am Abend bei 2,93 Prozent (-3 b.p.), zehnjährige mit 2,50 Prozent (+2 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 4,95 (-2 b.p.), 4,62 (+1 b.p.) bzw. 4,74 (+3 b.p.) Prozent.
 
An den Geldterminmärkten wird eine erste Zinssenkung der EZB via OIS mit 82-prozentiger Wahrscheinlichkeit für den 6. Juni eingepreist und mit 74 Basispunkten an Senkungen für 2024 kumuliert 3 Zinssenkungen a 25 Basispunkte. Die Zinswende der Fed wird via Fed Funds Futures nun mit 93 Prozent Wahrscheinlichkeit für den 18. September gepreist, für 2024 insgesamt 42 Basispunkte, also gut 1 ½ Zinsschritte.
 
Die Erdgaspreise gaben auch gestern weiter nach. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas fiel von 29,30 Euro/MWh auf 28,50 Euro/MWh; der Kontrakt mit einem Jahr Laufzeit von 34,90 auf 33,05 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verbilligte sich ebenfalls, und zwar von 88,50 Euro/MWh auf 86,60 Euro/MWh.
 
Die Ölpreise profitierten von dem risikofreudigeren Umfeld: Sie notieren gut ein Prozent höher als gestern um diese Zeit bei 88,50 USD/Barrel, bzw. 83,40 USD/Barrel (WTI). Ganz anders das Bild bei den an der Londoner Metallbörse gehandelten Industriemetallen. Diese verbilligen sich mit Ausnahme von Blei deutlich, in der Spitze (Zinn) mehr als sieben Prozent. Hier dürften die schwachen Daten zu den PMIs der Industrie in der Eurozone und den USA eine Rolle gespielt haben. Die Goldpreise verteuerten sich hingegen um rund ein Prozent auf aktuelle 2.326 USD/Unze.
 
An den Währungsmärkten wurden „sichere Häfen“ offeriert. Hinzu kamen die unerwartet schwachen PMI-Daten aus den USA (mehr dazu weiter unten), weshalb der Euro zum US-Dollar den Sprung über die Marke von 1,07 wagte. Nicht nur der US-Dollar, sondern auch der Franken, der Yen und der Renminbi werteten rund 0,5 Prozent zum Euro ab. Das Pfund Sterling konnte hingegen einen Teil der Verluste der beiden Vortage wieder wettmachen.
 
Der australische Dollar wurde von höher als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten in Down Under gestützt, während die mittelosteuropäischen Währungen aufgrund des risikoaffineren Umfelds leichte Zugewinne erzielen konnten.
 
Die europäischen Aktienleitindizes präsentierten eine beeindruckende „Erleichterungsrallye“ – mit wenigen Ausnahmen stiegen die Notierungen der Leitindizes spürbar mehr als ein Prozent. Mit dabei war auch der Dax, der 1,55 Prozent auf 18.137 Punkte vorrückte. In den USA gab es wie am Vortag das gleiche Bild, die Kurszuwächse reichten von 0,7 (Dow-Jones-Index) bis 1,6 Prozent (Nasdaq Composite). Ein ähnliches Muster gibt es aus Asien zu berichten: Die asiatischen Börsen legen samt und sonders moderat bis deutlich zu, mit einer einzigen Ausnahme, nämlich dem CSI300 in China, der um den Vortagesschluss herum mäandert bzw. aktuell 0,01 Prozent abgibt.  
 
Heute blicken wir zur Abwechslung mal auf starke Daten aus der Eurozone und schwache aus den USA – jeweils zu den Einkaufsmanagerindizes. Anschließend analysieren wir die im Rahmen der Erwartungen ausgefallene Zinssenkung in Ungarn. 
 
 
Was heute wichtig wird
 
 
09.20 Uhr, Indonesien | Zinsentscheid der Bank Indonesia (Erw. 6,00 %; zv. 6,00 %)
 
 
10.00 Uhr, Deutschland | ifo Geschäftsklima, April (Erw. 88,8 Pkt.; zv. 87,8 Pkt.)
 
 
14.30 Uhr, USA | Aufträge langlebiger Güter, März, vorläufig (Erw. +2,5 % mom.; zv. +1,3 %)
 
 
 
EUR/USD 1,071
Euro nach US-PMI-Daten über der Marke von EUR/USD 1,07 
Endlich mal wieder unerwartet positive Nachrichten gab es gestern aus der Eurozone zu vermelden, nämlich bezüglich der Daten zu den Einkaufsmanagerindizes im April. Der Gesamtindex stieg unerwartet deutlich von 50,3 auf 51,4 Zähler und somit auf den höchsten Stand seit elf Monaten – und weiter hinein in die Expansionszone. 
 
Allerdings verdanken wir diese positive Entwicklung ausschließlich dem Dienstleistungssektor. Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes fiel nämlich wider Erwarten von 46,1 auf 45,6 Punkte – erwartet worden war ein Anstieg auf 46,5 Zähler. Der Index für den Servicesektor kletterte hingegen stärker als mit 51,8 Punkten erwartet von 51,5 auf 52,9 Punkte.
 
Auch die deutsche Wirtschaft ist im April dank eines kräftigen Aufschwungs im Servicesektor auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft verbesserte sich von 47,7 auf 50,5 Punkte (erwartet worden war lediglich ein Anstieg auf 48,3 Zähler) und überschritt zum ersten Mal seit Juni letzten Jahres die Wachstumsschwelle von 50.
 
Während Deutschland somit also auf den Wachstumspfad zurückkehrte und sich die wirtschaftliche Lage in Frankreich nahezu stabilisierte (mit einem Gesamt-PMI von 49,9 Punkten), sollten hiermit auch die Stimmungslage und die Wirtschaftsleistung in den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern – Italien, Spanien, Niederlande, Österreich, Irland und Griechenland – in Summe spürbar zugelegt haben.
 
Dies nahm der Euro zum Anlass, einen kurzen Anlauf auf die Marke von EUR/USD 1,07 zu nehmen. Bei 1,0695 fing ihn jedoch die Schwerkraft wieder ein und er kehrte auf sein Ausgangsniveau um EUR/USD 1,0660 zurück.  
 
Zumindest so lange, bis um 15.45 Uhr der Einkaufsmanagerindex von S&P für die USA veröffentlicht wurde. Dieser war nämlich ganz im Gegensatz zu den europäischen Daten enttäuschend. Für die Verarbeitende Industrie fiel der Index von 51,9 auf 49,9 (niedrigster Stand seit Dezember) und für den Servicesektor von 51,7 auf 50,9 – für beide Sektoren war von der Analystenschar im Durchschnitt ein leichter Anstieg auf 52,0 Punkte erwartet worden. 
 
Bei der Industrie enttäuschten vor allen Dingen die Neuaufträge (49,5 nach 52,6) und die Produktionskomponente (51,1 nach 54,0), beim Servicesektor enttäuschte hingegen die Beschäftigungskomponente. Im Anschluss an die US-Daten sprang der Euro zum Greenback schließlich doch noch auf 1,0710. 
 
 
 
 
EUR/HUF 393,380
Ungarn: Zinssenkung erfolgt wie erwartet 
Wie so gut wie unisono von den zuvor befragten Analysten erwartet (auch aufgrund der aktuellen Schwäche des Forints), schaltete die Ungarische Notenbank (MNB) bei ihrer gestrigen Sitzung hinsichtlich ihrer geldpolitischen Lockerungsübungen einen Gang zurück. Sie senkte ihren Leitzins, die Base Rate, um 50 Basispunkte auf 7,75 Prozent. Im Rahmen der letzten Sitzung im März war es noch zu einer Zinssenkung um 75 Basispunkte gekommen; insgesamt schraubten die Währungshüter den Leitzins in den letzten sieben Sitzungen nun um stramme 525 Basispunkte südwärts.
 
Im Anschluss an die März-Sitzung hatte die MNB bereits durchblicken lassen, dass eine Verlangsamung des Tempos der Lockerung der Geldpolitik nun wahrscheinlich sei. Dies, gepaart mit der moderaten Abwertung des Forints in den vergangenen Wochen, hatte nahezu alle Marktakteure im Vorfeld der gestrigen Sitzung dazu bewogen, auf die 50-Basispunkte-Zinssenkung zu setzen.
Zwar ist die Inflationsrate der Verbraucherpreise im März auf 3,6 Prozent gesunken und damit weiter in das Zielband von zwei bis vier Prozent der MNB hinein. Allerdings besteht auch in Ungarn ein nicht unbeträchtliches Risiko, dass die Inflationsrate in den nächsten Monaten wieder steigen wird. Ähnlich wie in vielen anderen Ländern ist die Inflation im Dienstleistungssektor unverändert hoch, zudem dürfte der aktuelle Rückgang der Energie- und Lebensmittelpreisinflation allmählich auslaufen beziehungsweise sich sogar umkehren. 
 
Im Anschluss an die gestrige Sitzung wies die MNB darauf hin, dass sie nun vorsichtiger und dabei datenabhängig agieren werde. Mit der gestrigen Sitzung sei die MNB nun in eine neue Phase eingetreten und verlangsame das Tempo der Zinssenkungen, erläuterten die Währungshüter noch einmal explizit. 
 
Dies könnte bedeuten, dass die Notenbank nun bei den nächsten beiden Treffen ihren Leitzins jeweils um 50 Basispunkte auf 6,75 Prozent im Juni verringern dürfte. Im dritten Quartal könnte dieser weiter auf 6,00 Prozent sinken, bevor beim Zinssenkungszyklus die Pausentaste gedrückt werden sollte. Der Forint reagierte kaum auf das Ergebnis der Sitzung, er notierte nahezu den gesamten Tag etwas über beziehungsweise unter der Marke von EUR/HUF 394.
 
 
 
 
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