Sehr geehrte Damen und Herren, 

auch dieses Wochenende stand ganz im Zeichen sportlicher Betätigung. Zunächst konnte die Eintracht aus Frankfurt uns Fans verzücken, indem sie endlich mal wieder ein Spiel ohne Gegentor gewinnen konnte, dass man das noch erleben darf… Dann hat sich der Autor dieser Zeilen noch Marathon Nummer acht innerhalb von zehn Wochen gegönnt. Das war diesmal ein bisschen anstrengender mit einigen Höhenmetern am Anfang, aber das Wichtigste ist, dass trotz der noch nicht ausgeheilten Verletzungen alles ganz gut geklappt hat. Jetzt folgen noch zwei größere Läufe in diesem Jahr und dann schauen wir mal. Nicht zuletzt deswegen komme ich diese Woche nur noch am Mittwoch dazu, diese morgendlichen Zeilen zur elektronischen Post zu bringen, ansonsten überlasse ich Sie bewährten Kollegenhänden.

Während es in Europa ordentlich stürmte und als Entschädigung dafür quasi eine Stunde mehr Schlaf durch die Zeitumstellung geschenkt wurde, wurde in Malaysia fleißig gearbeitet, was definitiv heute Morgen einen starken Einfluss auf die Marktstimmung hat. Das wichtigste Ereignis für die Finanzmärkte am Wochenende war nämlich die Meldung, dass sich China und die USA im Zoll- und Handelsstreit anscheinend angenähert haben. Am Wochenende führten deren Unterhändler in Malaysia erneute Handelsgespräche, um den anhaltenden und zuletzt wieder etwas eskalierten Handelskonflikt beizulegen. Beide Seiten seien zu einer vorläufigen Einigung gelangt, hieß es von chinesischer Seite. Konkrete Angaben zu den Inhalten machte China zunächst nicht.

Auch US-Finanzminister Scott Bessent sprach von positiven Verhandlungen in Kuala Lumpur im Vorfeld des Treffens von US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping am Donnerstag in Südkorea.  Bessent sagte in einem TV-Interview, er wolle den Staatschefs nicht vorgreifen, er gehe aber davon aus, dass die Drohung der USA, Extrazölle ab dem 1. November auf den Import von chinesischen Produkten zu verhängen, vom Tisch sei. Das gelte auch für ein Exportkontrollsystem, das China einführen könnte, sagte Bessent - dieses soll um mindestens ein Jahr verschoben werden. Bessent machte in dem Interview auch den Sojabohnen-Bauern in den USA Hoffnung, dass der derzeitige Boykott Chinas beendet werden könnte.

Nicht alles ist jedoch Gold, was glänzt: Donald Trump hat nämlich am Samstag zusätzliche Zölle gegen Kanada in Höhe von zehn Prozent angekündigt. Als Grund nannte er, dass eine angeblich irreführende kanadische Werbekampagne der Provinz Ontario gegen Zölle nicht sofort entfernt worden sei. Stattdessen sei sie in der Nacht auf Samstag während eines Baseball-Spiels der World Series erneut gezeigt worden, schrieb Trump. In dem Clip ist die Stimme des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan zu hören, der sich zu Nachteilen von Zöllen äußert. Im August waren Zölle der USA in Höhe von 35 Prozent auf viele Importe aus Kanada in Kraft getreten. 

An den Bondmärkten stiegen die Renditen der Anleihen der Euroländer moderat an. Die der US-Treasuries zunächst ebenfalls, sie wurden zunächst von den US-Daten zur Verbraucherpreisinflation ausgebremst und gaben ihre Zuwächse wieder ab. Heute Morgen steigen sie jedoch wieder an.  Der Spread zwischen zehnjährigen deutschen Bundesanleihen und französischen OATs erhöhte sich um einen auf 81 Basispunkte. Zweijährige Bundesanleihen rentierten am Abend bei 1,97 Prozent (+5 b.p.), zehnjährige mit 2,63 Prozent (+5 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 3,51 (+3 b.p.), 4,04 (+4 b.p.) bzw. 4,63 (+5 b.p.) Prozent.

An den Geldterminmärkten werden für die EZB bis Juli 2026 via OIS kumuliert elf Basispunkte an Zinssenkungen eingepreist. Zinssenkungen der Fed werden via Fed Funds Futures bis zum Jahresende weiterhin mit knapp 50 Basispunkten eingepreist, der Oktober wird als sicher angenommen. Bis Ende 2026 sind es kumuliert rund 115 Basispunkte an erwarteten Senkungen.

Die Erdgaspreise gaben zum Wochenschluss moderat nach. Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas an der niederländischen TTF sank von 32,3 Euro/MWh auf 31,90 Euro/MWh; der Kontrakt mit einem Jahr Laufzeit von 31,50 auf 31,25 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verbilligte sich ebenfalls, und zwar von 87,75 Euro/MWh auf 87,40 Euro/MWh. Der EU-CO2-Emissionsrechte-Preis an der ICE Endex wurde nach 78,25 Euro/MT zuletzt bei 78,40 Euro/MT gehandelt.

An den Rohstoffmärkten profitieren die Ölpreise von den Hoffnungen auf einen Handelsdeal zwischen den USA und China und setzen ihre kleine Rallye somit fort. Sie legen 0,9 bzw. 0,6 Prozent zu und werden somit aktuell bei 66,35 USD/Barrel (Brent) bzw. 61,85 USD/Barrel (WTI) gehandelt. Die an der LME gelisteten Industriemetalle legten mit Ausnahme von Aluminium und Nickel, die geringfügig nachgaben, zu. Aluminium verbilligte sich um 0,1 Prozent, Kupfer verteuerte sich hingegen um 1,0 Prozent auf 10.960 USD/Tonne.

An den Edelmetallmärkten bleibt es volatil, Gold wurde zwischen 4.045 und 4.145 USD/Unze gehandelt. Es bekam von der erhofften Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China heute Morgen etwas Gegenwind und wird deshalb nun bei 4.080 USD/Unze gehandelt. Silber hat sich vorerst von der 50 USD/Unze-Marke verabschiedet, grob gesagt notierte es am Freitag zwischen 48 und 49 USD/Unze und heute Morgen rund ein Prozent tiefer als am Freitag bei 48,30 USD/Unze. Die Platinpreise notieren etwas leichter bei 1.625 USD/Unze.

An den Währungsmärkten blieben erneut dramatische Kursbewegungen aus. Der US-Dollar wertete nach den US-Inflationsdaten in Richtung EUR/USD 1,1650 ab, bremste aber vorher noch rechtzeitig ab und wird somit nun bei EUR/USD 1,163 gehandelt. Das Pfund Sterling, der Franken und der Yen werteten moderat zum Euro ab, wobei der Yen mit EUR/JPY 178,14 auf ein 35-Jahres-Tief purzelte. Der australische Dollar gewinnt aufgrund der erhofften Entspannung im Handelskonflikt USA-China rund 0,4 Prozent hinzu. Die mittelosteuropäischen Währungen handeln erneut wenig verändert zum Euro, allerdings mit Ausnahme des Zlotys, der 0,4 Prozent zum Euro abwertet, während der Forint und die Tschechische Krone geringfügig zulegen.   

An den Aktienmärkten war die Stimmung in Europa am Freitag gut, in den USA noch besser. Die großen europäischen Leitindizes (Ausnahme war der CAC40 in Paris mit einer roten Null) rückten leicht bis moderat vor. Der Dax gewann 0,1 Prozent auf 24.239 Punkte. In den USA legten die drei Leitindizes zwischen 0,8 und 1,15 Prozent zu. Deren Futures gewinnen infolge der deeskalierenden Nachrichten im Handelskonflikt zwischen den USA und China zwischen 0,6 und 1,1 Prozent hinzu, der des Dax bescheidet sich mit 0,4 Prozent Zuwachs. Die asiatischen Börsen gewinnen ebenfalls deutlich hinzu, insbesondere in Japan und Südkorea, wo der Nikkei225 und der KOSPI-Index jeweils 2,3 Prozent aufwärts springen.

Heute blicken wir auf die US-Verbraucherpreisdaten und unerwartet gute Daten zu den PMIs der Eurozone bzw. Deutschlands. Anschließend schauen wir ganz weit gen Osten, nämlich in das schöne Land Japan hinüber.

 
 
Was heute wichtig wird:
 
Neuseeland | Börse bleibt feiertagsbedingt geschlossen
 
02.30 Uhr, China | Industrielle Gewinne, September (+21,6 % yoy; zv. +20,4 %)
 
10.00 Uhr, Deutschland | ifo Geschäftsklima, Oktober (Erw. 88,0 Pkt.; zv. 87,7 Pkt.)
 
10.00 Uhr, Eurozone | EZB Inflationserwartung (1 Jahr), September (Erw. -- ; zv. +2,8 %)
 
10.00 Uhr, Eurozone | EZB Inflationserwartung (3 Jahre), September (Erw.+2,5 % ; zv. +2,5 %)
 
15.30 Uhr, USA | Dallas-Fed-Index Verarbeitende Industrie, Oktober (Erw. -- Pkt.; zv. -8,7 Pkt.)
 
 
EUR/USD 1,163
Eurozone: Services PMI unerwartet stark. USA: Inflation unerwartet „niedrig“.
Mit Spannung haben wir auf diesen Tag gewartet: Endlich gab es wieder Zahlen und Daten … Und um die Bescherung vollständig gelingen zu lassen, wichen diese auch noch etwas vom Marktkonsens ab, was zumindest moderate Marktbewegungen zur Folge hatte.
 
Von größtem Interesse dürften die US-Verbraucherpreisdaten gewesen sein, und diese deuten nahezu das berühmt-berüchtigte „Goldilocks“-Szenario für das dritte Quartal an: Eine robust wachsende US-Wirtschaft (noch?) ohne dramatischen Inflationsdruck. Denn die Verbraucherpreise stiegen in den USA im September geringer als erwartet. Sie erhöhten sich von 2,9 Prozent im August auf 3,0 Prozent und stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent. Der Marktkonsens hatte mit einer höheren Jahresrate von 3,1 Prozent und einem Anstieg in Höhe von 0,4 Prozent zum Vormonat gerechnet. Die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kernrate sank unerwartet von 3,1 auf 3,0 Prozent, im Monatsvergleich legte sie 0,2 anstelle der erwarteten 0,3 Prozent zu.
 
Die Verbraucherpreisdaten wurden trotz des Shutdowns veröffentlicht, da die Septemberdaten für die Berechnung von Sozialausgaben benötigt werden. Gedämpft wurde die Inflation in erster Linie durch geringer als erwartet steigende Mieten und die stark gewichtete fiktive Miete für selbstgenutzten Wohnraum (OER: Owner Equivalent Rent), die mit 0,1 Prozent zum Vormonat ungewöhnlich gering anstieg. An den Märkten wurden die Daten als „grünes Licht“ für weitere Leitzinssenkungen der Fed gewertet. Die Renditen der US-Staatsanleihen gaben entgegen dem Tagestrend an den Anleihemärkten unmittelbar nach den Daten leicht nach bzw. legten in den langen Laufzeiten nicht zu. Der US-Dollar wertete moderat ab, die US-Börsen gewannen zum Handelsauftakt spürbar hinzu. Also ein Szenario, dass sich viele Verantwortlichen in den USA so nicht besser hätten wünschen können.
 
Allerdings deuten einige Subkomponenten auf einen stetigen „zollbedingten“ Anstieg der Preise von Gütern aus dem Ausland an und einige Komponenten, die in die PCE Kernrate fließen, wie beispielsweise Hotelübernachtungen und Flugtickets, verteuerten sich überproportional.
 
Gemischte Signale lieferte danach der Uni-of-Michigan-Index für die Verbraucherstimmung in den USA. Dieser fiel bei der Umfrage am Monatsende von 55,1 Ende September auf 53,6. Bei der ersten Umfrage Mitte des Monats hatte er noch bei 55,0 gelegen. Meine persönliche Meinung ist, dass dies etwas mit dem Shutdown vieler Regierungsstellen zu tun haben dürfte.
 
Der Index für die Erwartungen belief sich auf 50,3 (Vormonat: 51,7, vorläufig: 51,2), der Index für die Einschätzung der aktuellen Lage auf 58,6 (60,4 bzw. 61,0). Gemischte Signale lieferten auch die Inflationserwartungen der Konsumenten. Auf Sicht von zwölf Monaten verringerten sie sich im Vergleich zum Vormonat von 4,7 auf 4,6 Prozent. Auf Sicht von fünf Jahren legten sie von 3,7 auf 3,9 Prozent zu.
 
Endlich mal wieder positive Nachrichten gab es aus der Eurozone:
Die Unternehmensstimmung hat sich im Euroraum im Oktober nämlich gemessen an den Einkaufsmanagerindizes (PMIs) unerwartet weiter aufgehellt. Der Gesamtindex stieg entgegen dem Marktkonsens (Stagnation bei 51,2 Punkten) um einen Punkt auf 52,2 Punkte, den höchsten Wert seit Mai 2024, und signalisiert somit ein leichtes wirtschaftliches Wachstum. Der Indikator für die Industrie stieg genau auf die Expansionsschwelle der 50-Punkte-Marke, ab der Wachstum erwartet wird, während der Dienstleistungssektor kräftiger von 51,3 auf 52,6 zulegte.
In Frankreich verschlechterte sich die Unternehmensstimmung, was vielleicht nicht ganz unerwartet kam. In Deutschland verbesserte sich der Gesamt-PMI hingegen auf das stärkste Niveau seit Mai 2023, was vor allem dem Anstieg im Servicesektor von 51,5 auf 54,5 Punkte zu verdanken ist. Das Plus bei den Auftragseingängen war sogar das höchste seit April 2022. Erst zum zweiten Mal seit über dreieinhalb Jahren zogen diese sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Servicesektor an, wobei der Zuwachs in der Industrie nur minimal ausfiel. Die Exporte bleiben jedoch weiterhin das Sorgenkind.
 
Die Auftragsbestände stiegen erstmals seit Juli 2022, nachdem sie zuvor 38 Monate lang ununterbrochen gesunken waren – der Anstieg beruht jedoch einzig und allein auf der kräftigen Zunahme bei den Serviceanbietern. Damit bleibt insgesamt die Stimmung bei den Dienstleistern wesentlich besser als in der Industrie, bei der zielgerichtete Impulse aus dem „Sondervermögen“ dringend nötig erscheinen. Drücken wir uns also hier mal selbst die Daumen.
 
Was hat der EUR/USD-Kurs aus dieser ungewohnten Zahlenflut gemacht? Nach einem sehr trägen Vormittagshandel wertete der US-Dollar unmittelbar nach den Daten von EUR/USD 1,161 auf 1,1647 ab. Er pendelte sich danach aber bei EUR/USD 1,163 ein. Richtige Volatilität geht irgendwie anders…
 
 
EUR/JPY 177,700 
Japan: Inflationsdynamik verlangsamt sich. Takaichi trifft Trump. 
In Japan stiegen die Verbraucherpreise im September weiter an. Untersuchen wir an dieser Stelle aber mal, warum bei der Bank of Japan dennoch die Alarmglocken noch nicht klingeln dürften. Die Inflationsdynamik verlangsamt sich.
 
Die Verbraucherpreisinflation erhöhte sich erwartungsgemäß von 2,7 Prozent im August auf 2,9 Prozent im September, und dies jeweils sowohl in der Gesamt- als auch in der Kernrate ohne frische Lebensmittel. Die Kernrate ohne frische Lebensmittel und Energie sank hingegen unerwartet kräftig von 3,3 Prozent im August auf 3,0 Prozent. Hier hatte der Marktkonsens auf einen Rückgang auf 3,1 Prozent gelautet. Im Monatsvergleich betragen die Veränderungen +0,1, -0,1 bzw. 0,0 Prozent.
 
Der Anstieg der Kerninflation (ohne Lebensmittel) im Jahresvergleich ist auf die Auswirkungen der Energiepreise zurückzuführen. Die Subventionen für Strom- und Erdgasrechnungen starteten im August 2024 und spiegelten sich in den Daten für September wider. Dies führte zu einem Rückgang des Preisniveaus im September 2024, was wiederum zum Anstieg des Jahreswachstums im September 2025 beitrug, der gute alte Basiseffekt. Die Kerninflation ohne Energie und frische Lebensmittel, die nicht von diesen Subventionen betroffen ist, verzeichnete deshalb im Vergleich zum August ein geringeres Wachstum.
 
Die Dreimonatsveränderung der Kernrate ohne Energie und frische Lebensmittel, die die kurzfristige Inflationsdynamik vermutlich am besten widerspiegelt, betrug annualisiert 1,5 Prozent gegenüber 2,9 Prozent im August. Die Tatsache, dass die Dreimonatsveränderung so viel niedriger ist als die Jahresveränderung, deutet auf eine zukünftige Verlangsamung der Jahresinflation hin. Dies könnten die „taubenhaften“ Vertreter der Bank of Japan bei deren Sitzung in der kommenden Woche anführen.
 
Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Andererseits bleiben nämlich die Inflationsraten für häufig gekaufte Artikel hoch, was wiederum bedeuten könnte, dass die von den Haushalten wahrgenommene Inflationsrate ebenfalls hoch bleibt, was durch Ergebnisse der jüngsten Meinungsumfragen auch untermauert wird. Zudem zeigen die Reispreise, die zuvor gesunken waren, Anzeichen eines erneuten Anstiegs. Sollte unter diesen Umständen eine expansive Wirtschaftspolitik mit aggressiver Fiskalpolitik und akkommodierender Geldpolitik umgesetzt werden, könnte die Inflationsrate hoch bleiben und die Erwartungen der Haushalte weiter verstärken.
 
Abhängig von der zukünftigen Entwicklung der Lebensmittelpreise und Yen-Wechselkurse besteht jedoch das Risiko, dass die Inflation noch einen längeren Zeitraum über der Zwei-Prozent-Marke verharren wird. Daher sollte sich – ökonomisch betrachtet – die Fiskalpolitik auf die Unterstützung einkommensschwacher Haushalte konzentrieren, die besonders unter hohen Inflationsraten leiden, während die Geldpolitik zeitnah gestrafft werden sollte, um zusätzlichen Inflationsdruck zu vermeiden.
Die neu ernannte Finanzministerin Satsuki Katayama erklärte vergangene Woche gegenüber Reportern, dass sie bei der Durchführung der Fiskalpolitik, im Einklang mit der Haltung von Premierministerin Sanae Takaichi, dem Verhältnis der Nettostaatsverschuldung zum BIP besondere Aufmerksamkeit schenken werde. Japans Verhältnis der Nettostaatsverschuldung zum BIP ist aufgrund des Anstiegs der Staatsvermögen schneller gesunken als das Verhältnis der Bruttostaatsverschuldung zum BIP. Die vier häufigsten Anlagekategorien sind Bargeld und Einlagen, Schuldtitel, Aktien und ausländische Wertpapiere, die zusammen fast 90 Prozent des Gesamtvermögens ausmachen. Der stärkste Anstieg war bei Aktien und ausländischen Wertpapieren zu verzeichnen. Der Anstieg dieser Vermögenswerte wurde maßgeblich von der globalen Aktienrally und dem schwachen Yen angetrieben, was zu einem schnelleren Rückgang des BIP-Verhältnisses zur Nettostaatsverschuldung als des BIP-Verhältnisses zur Bruttostaatsverschuldung führte.
 
Das liest sich sehr technisch, rechtfertigt aber eine mögliche Denkweise, dass ein schwacher Yen nicht gerade schädlich sei für diese Kennzahl … Denn, mit anderen Worten: Je stärker die Aktienkurse steigen und je schwächer der Yen wird, desto größer wäre nach dieser Denkweise der Spielraum für eine expansive Fiskalpolitik. Die Abwertung des Yen hatte besonders deutliche Auswirkungen. Das heißt, wenn das Verhältnis der Nettoverschuldung des Staates zum BIP als Schlüsselfaktor betrachtet wird, wäre ein schwächerer Yen aus Sicht der Fiskalpolitik für die Regierung vorteilhafter.
 
In dieser Woche bleibt es für Japan spannend: US-Präsident Trump wird Japan vom 27. bis 29. Oktober besuchen. Er wird voraussichtlich am 28. Oktober mit Premierminister Takaichi zusammentreffen. Die entscheidenden Fragen sind, ob Takaichi ein neues Ziel für die Verteidigungsausgaben von über zwei Prozent des BIP festlegen wird und ob die von Japan zugesagten Investitionen in Höhe von 550 Milliarden USD in den USA konkretisiert werden. Sollte auch Finanzminister Scott Bessent mit am Start sein, wären alle Äußerungen zur Devisen- oder Geldpolitik von Interesse.
 
Die Sitzung der Bank of Japan am 29. und 30. Oktober dürfte keine Überraschungen bereithalten. Die stimmberechtigten Mitglieder Takata und Tamura dürften die einzigen sein, die eine Zinserhöhung vorschlagen. Angesichts der erst beginnenden Kommunikation mit der neuen Regierung unter Takaichi und des engen Zeitplans für die Beratung des Nachtragshaushalts erscheinen Zinserhöhungen auf den Sitzungen im Oktober und Dezember aktuell unwahrscheinlich. Der BoJ-Ausblick dürfte eine Anhebung der Wachstums- und Inflationsprognosen für das Fiskaljahr 2025 um 0,2 Prozentpunkte beinhalten, die Einschätzung erhöhter Abwärtsrisiken für das Wachstum dürfte jedoch beibehalten werden.
 
Der Yen wertete im Laufe der vergangenen Woche kontinuierlich ab und fiel mit EUR/JPY 177,7 fast auf sein 35-Jahres-Tief am 9. Oktober zurück. Allerdings stabilisierte er sich im Laufe des Freitags dann bei etwa EUR/JPY 177,4.
 
 
 
Was diese Woche wichtig wird:
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
 
 
Europa | In dieser Woche legen 90 Unternehmen aus dem STOXX 600 ihre Gewinne vor, unter anderem Intesa Sanpaolo, Societe Generale, Shell, Puma, TotalEnergies, Credit Agricole, Volkswagen, Standard Chartered, Mercedes-Benz, Deutsche Bank, adidas, BASF, UBS, ASM International, Novartis, BNP Paribas, Deutsche Boerse.
 
USA | Aus dem S&P 500 berichten 172 Unternehmen, darunter PayPal, Visa, Booking Holdings, Boeing, Kraft Heinz, Verizon Communications, Caterpillar, Alphabet, Meta, Microsoft, Starbucks, Chipotle Mexican Grill, Estee Lauder, Eli Lilly, Mastercard, S&P Global, Apple, Amazon, Linde, Exxon Mobil.
 
Asien | Japan: Keyence, Panasonic, Tokyo Electron.
Hongkong: HSBC, Ping An Insurance, Bank of China Industrial & Commercial Bank, China Construction Bank, BYD, PetroChina.
Indien: Bharat Electronics, Maruti Suzuki India, Cipla, ITC, Coal India, Larsen & Toubro, Kotak Mahindra Bank.
Südkorea: Samsung Electronics, LG Chem, LG Electronics.
Taiwan: MediaTek.
 
 
Mittwoch
 
USA | Zinsentscheid der Federal Reserve. Analysten erwarten übereinstimmend eine Fortführung des Zinssenkungszyklus mit einem Zinssenkungsschritt um 0,25 Prozentpunkte. Ein solcher ist am Terminmarkt komplett eingepreist, auch bestärkt durch „taubenhafte“ Äußerungen der Fed-Mitglieder seit der Zinssenkung im vergangenen Monat angesichts des abkühlenden Arbeitsmarkts. Von besonderem Interesse dürften Hinweise über die weitere Zinspolitik beim letzten Treffen des Jahres der Fed Anfang Dezember sein, da es im vergangenen Monat lediglich eine knappe Mehrheit von einer Stimme für zwei weitere Zinssenkungsschritte in diesem Jahr gab.
 
 
Donnerstag
 
Südkorea | Treffen zwischen Trump und Xi Jinping. Am Rande des APEC-Wirtschaftsgipfels treffen sich die Präsidenten der beiden weltgrößten Volkswirtschaften erstmals seit dem Beginn Trumps zweiter Amtszeit und des Zollstreits. Die Spannungen zwischen beiden Seiten hatten sich in den letzten drei Wochen aufgrund von Exportrestriktionen Chinas für seltene Erden und einer Ankündigung von 100 Prozent zusätzlichen Zöllen auf chinesische Waren ab dem 1. November durch US-Präsident Trump deutlich verschärft. Nach jüngsten deeskalierenden Aussagen durch Mitglieder der US-Regierung gehen die Finanzmärkte jedoch von einer Verhandlungslösung aus, die vielleicht schon am Donnerstag bekannt gegeben werden und die Märkte beflügeln könnte. Trump selbst sprach davon, dass „jeder sehr glücklich“ mit dem Ergebnis sein werde.
 
Eurozone | Zinsentscheid der EZB. Die Analystengemeinschaft erwartet von den europäischen Währungshütern keine Zinsänderung. Die Inflation befand sich mit zuletzt 2,2 Prozent weiterhin nah am Zielwert von 2 Prozent und die Wirtschaft der Eurozone hat sich trotz der US-Zölle als resilient erwiesen. So bezeichnete EZB-Vizepräsident Guindos das Leitzinsniveau vergangenen Mittwoch als angemessen. Am Freitag werden zusätzlich noch die Inflationsdaten für den Oktober in der Eurozone erwartet. Analysten rechnen mehrheitlich mit einer Verlangsamung des jährlichen Preisanstiegs auf 2,1 Prozent. Die Kernrate der Inflation, die volatile Komponenten ausschließt, dürfte ebenfalls von 2,4 auf 2,3 Prozent diesen Monat sinken. Insgesamt zeichnet sich somit wenig Handlungsbedarf für die EZB in nächster Zeit ab.
 
 
Wichtige Hinweise:

Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung. Die Texte genügen nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Anlage- und Anlagestrategieempfehlungen oder Finanzanalysen.  Es besteht kein Verbot für den Ersteller oder für das für die Erstellung verantwortliche Unternehmen, vor bzw. nach Veröffentlichung dieser Unterlagen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten zu handeln. Die in diesem Dokument enthaltenen Angaben stellen keine Anlageempfehlung, Anlageberatung oder Handlungsempfehlung dar, sondern dienen ausschließlich der Information. Die Angaben ersetzen nicht eine auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestimmte Beratung.
Allgemeine Informationen zu Finanzinstrumenten enthält die Broschüre "Basisinformation über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“, die ein Kunde bei Depoteröffnung automatisch zugesandt bekommt.
Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen. Obwohl sie aus Sicht der Bank auf angemessenen Informationen beruhen, kann sich in der Zukunft herausstellen, dass sie nicht zutreffend oder nicht korrekt sind. Sofern es in diesem Dokument nicht anders gekennzeichnet ist, geben alle Meinungsaussagen die aktuelle Einschätzung der Deutsche Bank AG wieder, die sich jederzeit ändern kann. Die Deutsche Bank AG übernimmt keine Verpflichtung zur Aktualisierung der in diesem Dokument enthaltenen Informationen oder zur Inkenntnissetzung der Anleger über verfügbare aktualisierte Informationen.
Die Deutsche Bank AG unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.