Digitalisierung und IT-Sicherheit

Erste Hilfe bei Cyberangriffen

Was Unternehmen im Falle eines Cyberangriffs tun sollten.

Es war ei­ne bö­se Weih­nachts­über­ra­schung: Am 24. De­zem­ber 2023 fie­len in gleich drei Kli­ni­ken in Ost­west­fa­len wich­ti­ge Tei­le der IT-In­fra­struk­tur aus. Der Grund da­für: ein Ha­cker­an­griff. Laut dem Kran­ken­haus­be­trei­ber han­del­te es sich um ei­ne Cy­ber­at­ta­cke durch die be­rüch­tig­te Ran­som­ware-Grup­pe Lock­bit oder ei­nen ih­rer kri­mi­nel­len Part­ner. Bei ei­ner Ran­som­ware-At­ta­cke wer­den Da­tei­en oder Sys­te­me des Op­fers durch die Tä­ter ver­schlüs­selt. Für die Ent­schlüs­se­lung for­dern die Cy­ber­kri­mi­nel­len dann ein Lö­se­geld (eng­lisch: ran­som). Zwar konn­te die Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung in den be­trof­fe­nen Kli­ni­ken kurz­fris­tig durch ein ana­lo­ges Aus­fall­kon­zept ge­währ­leis­tet wer­den; dies aber nur mit Ein­schrän­kun­gen.

Der Cy­ber­an­griff auf die west­fä­li­schen Kli­ni­ken ist bei Wei­tem kein Ein­zel­fall. Erst En­de Ja­nu­ar traf es er­neut ei­nen Kran­ken­haus­ver­bund: Ha­cker ver­schaff­ten sich Zu­gang zur IT-In­fra­struk­tur der Be­zirks­kli­ni­ken Mit­tel­fran­ken und ver­schlüs­sel­ten ge­zielt Da­ten, um ein Lö­se­geld zu er­pres­sen. An­fang des Jah­res hat­te ein Ha­cker­an­griff auf den IT-Dienst­leis­ter der Hand­werks­kam­mern de­ren Web­sites und On­line-Ser­vices lahm­ge­legt. 2023 wa­ren un­ter an­de­rem das Ber­li­ner Kauf­haus des Wes­tens (Ka­DeWe), die Deut­sche En­er­gie-Agen­tur (de­na), die Fi­nanz­auf­sichts­be­hör­de Ba­Fin so­wie ein gro­ßer baye­ri­scher Tief­bau­kon­zern von Cy­ber­at­ta­cken be­trof­fen. Die Lis­te lie­ße sich na­he­zu end­los fort­set­zen. Dem im Ju­li 2023 ver­öf­fent­lich­ten jüngs­ten Bun­des­la­ge­bild Cy­ber­cri­me des Bun­des­kri­mi­nal­amts zu­fol­ge wur­de 2022 durch­schnitt­lich je­den Tag min­des­tens ein deut­sches Un­ter­neh­men Ziel ei­nes Cy­ber­an­griffs.

Kostenloses Digital-Event zum Thema Cyber­security

Die Deutsche Bank / Postbank veranstaltet am 06.03.2024 von 11:00 bis 12:30 Uhr ein kosten­loses Digital-Event zum Thema Cyber­sicher­heit für Unter­nehmen. Der zertifi­zierte IT-Risikomanager Nikolaus Stapels gibt dabei Ein­blick in die Strate­gien der Cyber­kriminellen und zeigt Wege auf, wie Sie Ihr Unter­nehmen schützen können. Bitte beachten Sie, dass die Teil­nehmer­zahl begrenzt ist. Daher bitten wir um Ihre zeitnahe Registrierung.

Schäden in drei­stelliger Milliarden­höhe

Der Bran­chen­ver­band der deut­schen In­for­ma­ti­ons- und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­bran­che Bit­kom be­zif­fer­te die Schä­den für die deut­sche Wirt­schaft durch Cy­ber­at­ta­cken zu­letzt auf ins­ge­samt 148 Mil­li­ar­den Eu­ro pro Jahr. Blo­ckie­ren die An­grei­fer et­wa wich­ti­ge IT-Sys­te­me, kann das zu teu­ren Pro­duk­ti­ons­aus­fäl­len füh­ren. Und wer­den Kun­den­da­ten ge­stoh­len, dro­hen schwer­wie­gen­de Re­pu­ta­ti­ons- und Ver­trau­ens­ver­lus­te so­wie Scha­den­er­satz­for­de­run­gen. Da wun­dert es kaum, dass die im ak­tu­el­len Al­li­anz Risk Ba­ro­me­ter welt­weit be­frag­ten Ri­si­ko­ma­nage­ment-Ex­per­tin­nen und -Ex­per­ten Da­ten­pan­nen, An­grif­fe auf kri­ti­sche In­fra­struk­tur und Ver­mö­gens­wer­te so­wie Ran­som­ware-At­ta­cken als das ak­tu­ell grö­ß­te Ge­schäfts­ri­si­ko über­haupt für Un­ter­neh­men ein­stu­fen.

Für Un­ter­neh­men ist es da­her es­sen­zi­ell, sich die­ses Ri­si­kos be­wusst zu sein und ent­spre­chend zu schüt­zen. Eben­so wich­tig ist es zu wis­sen, was im Fal­le ei­nes Cy­ber­an­griffs zu tun ist. Fach­leu­te emp­feh­len ins­be­son­de­re klei­nen und mitt­le­ren Un­ter­neh­men die fol­gen­den Ers­te-Hil­fe-Maß­nah­men.

Quellen: Allianz für Cyber-Sicherheit, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg, Digital.Sicher.NRW – Kompetenzzentrum für Cybersicherheit in der Wirtschaft NRW, IHK

Die richtige Nach­bereitung

Fah­ren Sie nach ei­nem IT-Si­cher­heits­vor­fall Ih­re Sys­te­me erst dann wie­der hoch, wenn al­le be­kann­ten Schad­pro­gram­me so­wie die Schwach­stel­len Ih­res IT-Sys­tems be­sei­tigt wur­den. Än­dern Sie die Zu­gangs­da­ten (z. B. Pass­wör­ter) und ver­bes­sern Sie die Schutz­maß­nah­men. Nach ei­nem Cy­ber­an­griff soll­ten Sie Ih­re IT-Sys­te­me in­ten­siv über­wa­chen, um si­cher­zu­stel­len, dass die­se wie­der ein­wand­frei funk­tio­nie­ren, und um ei­nen mög­li­chen er­neu­ten An­griffs­ver­such recht­zei­tig zu er­ken­nen. Prü­fen Sie im Nach­gang, ob es Din­ge gibt, die Sie für den Fall ei­nes er­neu­ten An­griffs ver­bes­sern kön­nen. Tipp: De­tail­lier­te In­for­ma­tio­nen und Check­lis­ten zu al­len not­wen­di­gen Nach­be­rei­tungs­maß­nah­men fin­den sich auf der Web­site der Al­li­anz für Cy­ber-Si­cher­heit.

Lösegeld – zahlen oder nicht zahlen?

Laut dem auf Cy­ber­si­cher­heit spe­zia­li­sier­ten US-Be­ra­tungs­un­ter­neh­men Co­vewa­re be­tru­gen die Lö­se­geld­zah­lun­gen je Ran­som­ware-At­ta­cke im drit­ten Quar­tal 2023 welt­weit durch­schnitt­lich 850.700 US-Dol­lar.  In die­sem Zu­sam­men­hang warnt das Bun­des­kri­mi­nal­amt: „Ge­hen Sie nicht auf Lö­se­geld­for­de­run­gen ein – Da­tei­en und Pro­gram­me wer­den oft trotz Zah­lung nicht ent­schlüs­selt.“ Auch das BSI rät, bei ei­ner Ran­som­ware-At­ta­cke nicht auf die Er­pres­sung ein­zu­ge­hen. Statt­des­sen soll­ten kom­pro­mit­tier­te IT-Sys­te­me so­weit vor­han­den mit den auf ih­re Un­ver­sehrt­heit ge­prüf­ten Back­up-Da­ten neu auf­ge­setzt wer­den.

Cyber­ver­sicherung als Lösung?

Die fi­nan­zi­el­len Schä­den ei­nes Ha­cker­an­griffs kön­nen Un­ter­neh­men über ei­ne so­ge­nann­te Cy­ber­ver­si­che­rung ab­fe­dern. Zum Leis­tungs­um­fang kön­nen zum Bei­spiel die Über­nah­me der Kos­ten für die Be­rei­ni­gung der IT-Sys­te­me, der fi­nan­zi­el­le Aus­gleich für ei­ne durch ei­nen Cy­ber­an­griff be­ding­te Be­triebs­un­ter­bre­chung und so­gar Lö­se­gel­der bei Ran­som­ware-At­ta­cken ge­hö­ren. Be­vor Sie ei­ne sol­che Ver­si­che­rung in Er­wä­gung zie­hen, soll­ten Sie den Leis­tungs­um­fang ge­nau prü­fen – auch im Hin­blick dar­auf, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Ver­si­che­rung greift und wel­che mög­li­chen Schä­den be­reits durch Ih­re be­ste­hen­den Be­triebs­ver­si­che­run­gen ab­ge­deckt sind.

Bes­ser, als gut ver­si­chert zu sein, ist es je­doch, gar nicht erst Op­fer ei­ner Cy­ber­at­ta­cke zu wer­den. Am wich­tigs­ten blei­ben da­her ent­spre­chen­de vor­beu­gen­de Maß­nah­men. „Di­gi­ta­le An­grif­fe las­sen sich von je­dem Ort der Welt aus­füh­ren. Und die Ge­fahr für Cy­ber­kri­mi­nel­le, von Po­li­zei oder an­de­ren Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den be­hel­ligt zu wer­den, ist in vie­len Län­dern ge­ring oder nicht vor­han­den“, sagt Bit­kom-Prä­si­dent Dr. Ralf Win­ter­gerst. Die Zahl der An­grif­fe im di­gi­ta­len Raum wer­de da­her wei­ter zu­neh­men. Des­halb müss­ten die deut­schen Un­ter­neh­men ih­re IT-Si­cher­heit „min­des­tens auf je­nes Ni­veau brin­gen, das für die phy­si­sche Si­cher­heit vor Ort längst Stan­dard is­t“.

Tipp: Kos­ten­freie Un­ter­stüt­zung für klei­ne und mitt­le­re Un­ter­neh­men, Start-ups und Hand­werks­be­trie­be bei der Prä­ven­ti­on und der Er­ken­nung von Cy­ber­an­grif­fen so­wie den not­wen­di­gen Re­ak­ti­ons­maß­nah­men leis­tet seit Ok­to­ber 2023 die Trans­fer­stel­le Cy­ber­si­cher­heit im Mit­tel­stand un­ter Lei­tung des Bun­des­ver­bands mit­tel­stän­di­sche Wirt­schaft – Un­ter­neh­mer­ver­band Deutsch­lands e. V. (BVMW).

Stand: Februar2024; alle Angaben ohne Gewähr
Bildnachweis: Adobe Stock / Thapana_Studio, Jadon B/peopleimages.com

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