Lebenswerte Städte: „Es ist noch viel Platz nach oben!“

BHW Mediendienst 2/2022
Wir haben es in der Hand, unsere Städte und ihre Bewohner vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, sagt Henning Göbel, Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse.

Henning Göbel ist Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse
Bild Nr. 6238, Quelle: BHW Bausparkasse

Hitze, schlechte Luft und hohe CO2-Emis­sionen machen den Städten zu schaffen. Was muss passieren, damit unsere Citys lebens­wert bleiben?

Der Klima­wandel macht auch vor den Städten nicht halt. Jahr­zehnte­lange Fehler in der Stadt­planung wie zu enge Bebauung, das Fehlen von Frisch­luft­schneisen und die Ver­siegelung von Grün­flächen verstärken den Klima­wandel wie ein Negativ-Turbo. In Groß­städten hat sich das Mikro­klima bereits spürbar ver­schlechtert. Um Stadt­viertel klima­neutral zu kühlen, preis­werten Wohn­raum zu schaffen und unsere Städte wieder lebens­werter zu machen, brauchen wir einen Masterplan.

Welche Methoden zur Ver­besserung des Mikro­klimas halten Sie für effektiv und auch für anwendungsreif?

Das Werkzeug ist längst vorhanden – wir müssen es nur nutzen. Eine systematische Begrünung von Fassaden und Dächern etwa kann die Um­gebungs­tempera­tur um bis zu fünf Grad Celsius senken. Gleich­zeitig binden Pflanzen Fein­staub und wandeln Kohlen­dioxid in Sauer­stoff um. Es gibt hervor­ragende Um­setzungs­beispiele in Deutschland. Auch der Blick zu unseren europä­ischen Nachbarn lohnt sich. Aktuell legen immer mehr Kommunen Förder­pro­gramme auf, um die Be­pflanzung von Gebäuden voran­zu­treiben. Vieler­orts werden Schotter­gärten verboten. Und es ist noch viel Platz nach oben: Erfolgreich erprobt sind zum Beispiel Photo­voltaik­anlagen auf begrünten Dächern – eine effektive Kombination, die das Mikro­klima verbessert und durch die niedrigere Um­gebungs­temperatur die Leistungs­fähigkeit von Solar­zellen steigert.

Für die Um­bau­maß­nahmen sind Akzeptanz und Initiative derjenigen nötig, die Immo­bilien­eigentum besitzen ...

Unsere aktuelle Umfrage macht Mut. 71 Prozent der Haus­be­sitzen­den finden be­pflanzte Gebäude schön. Besonders Menschen in Groß­städten schätzen es, wenn mehr Grün in ihre Viertel kommt. 2019 haben die Deutschen immerhin über sieben Millionen Quadrat­meter Dach­fläche und etwa 90.000 Quadrat­meter Fassade neu begrünt. Darauf können wir aufbauen.

Fach­gerechte Begrünung kostet Geld. Reicht die Förderung durch den Bund?

Nein, hier muss mehr geschehen. Im Rahmen der Bundes­förderung für energie­effiziente Gebäude bekommen Haus­besitzen­de nur Unter­stützung, wenn sie das Dach gleich­zeitig dämmen. Sonst ist die Bepflanzung weder dem BAFA noch der KfW Förder­gelder wert.

Wo kann man ansetzen, um positive Effekte für das Mikro­klima zu erzielen?

Der Bund genauso wie die Städte sollten ihre Programme ver­ein­fachen und besser zu­schneiden. Haus­besitzen­de haben es derzeit mit dem berüchtig­ten Förder­dschungel zu tun. Dann bekommen wir zügig mehr Grün auf und an die Gebäude. Die Städte profitieren von der Re­naturierung und verbessern ihre CO2-Bilanz.

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Iris Laduch
BHW Bausparkasse