Mangelware altersgerechte Wohnungen

BHW Mediendienst 1/2024
In Deutschland fehlen barrierefreie Immobilien, während die Zahl alter Menschen steigt. Konsequente Förderpolitik ist gefragt, sagt Dietmar König, Vorstandssprecher der BHW Bausparkasse.

Dietmar König ist Sprecher des Vorstands der BHW Bausparkasse
Bild Nr. 6619, Quelle: BHW Bausparkasse

So man­cher, der mit 40 Jah­ren noch ger­ne in sei­ner Dach­ge­schoss­woh­nung lebt, schafft die Trep­pen mit 80 nicht mehr. Und der Ein­stieg in die Ba­de­wan­ne wird zur un­über­wind­li­chen Hür­de. Der Wunsch, im Al­ter in den ei­ge­nen vier Wän­den zu le­ben, ent­puppt sich für hoch­be­tag­te Men­schen dann oft als Il­lu­si­on. Ih­re Zahl nimmt in Deutsch­land per­spek­ti­visch stark zu, denn nach und nach geht nun auch die ge­bur­ten­star­ke „Boo­mer-Ge­ne­ra­ti­on“ in Ren­te. Gleich­zei­tig gibt es viel zu we­nig bar­rie­re­freie Woh­nun­gen für äl­te­re und kör­per­lich ein­ge­schränk­te Men­schen.

Alar­mie­ren­de Zah­len

Laut Zah­len des Pe­s­tel In­sti­tuts feh­len in Deutsch­land be­reits jetzt über zwei Mil­lio­nen bar­rie­re­freie Häu­ser und Woh­nun­gen – Ten­denz stei­gend. Vie­len Bun­des­bür­ge­rin­nen und -bür­gern ist die Pro­ble­ma­tik be­wusst: In ei­ner von uns in Auf­trag ge­ge­be­nen Um­fra­ge hal­ten 56 Pro­zent der Be­frag­ten ins­ge­samt ih­re Woh­nung für nicht al­ters­ge­recht – und eben­so vie­le ab 65-Jäh­ri­ge. Die Um­ge­stal­tung un­se­res Woh­nungs­be­stands für ei­ne al­tern­de Ge­sell­schaft ist – ne­ben der en­er­ge­ti­schen Sa­nie­rung – die zwei­te gro­ße bau­po­li­ti­sche Auf­ga­be un­se­rer Zeit. Sie darf nicht in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten, so drän­gend die En­er­gie-Fra­ge auch ist.

Po­li­ti­sche Ent­schlos­sen­heit ge­fragt

We­sent­lich ist jetzt ei­ne ziel­ge­rich­te­te Un­ter­stüt­zung für al­le, die ei­nen Um­bau kon­kret an­pa­cken wol­len. Hier hat sich die Si­tua­ti­on glück­li­cher­wei­se ver­bes­sert. Seit Fe­bru­ar 2024 för­dert die KfW al­ters­ge­rech­te Sa­nie­run­gen wie­der mit ei­nem Zu­schuss. Doch viel zu lan­ge war die­ser An­reiz we­gen der schlech­ten Haus­halts­la­ge des Bun­des aus­ge­setzt. Mit ei­nem Vo­lu­men von 150 Mil­lio­nen Eu­ro ist der För­der­topf im­mer noch be­schei­den aus­ge­stat­tet. Es ist frag­lich, ob die­ser fi­nan­zi­el­le An­schub aus­reicht, um die Zahl von ge­ra­de ein­mal 31.000 Woh­nun­gen, die 2023 um­ge­baut wur­den, in die­sem Jahr zu über­tref­fen. Es braucht mehr po­li­ti­sche Ent­schlos­sen­heit!

Recht­zei­tig ak­tiv wer­den

Noch wird die Her­aus­for­de­rung „Bar­rie­re­frei­heit“ weit­hin un­ter­schätzt. Men­schen mit Wohn­ei­gen­tum kön­nen sie früh­zei­tig an­ge­hen und da­von un­mit­tel­bar und eben auch im Al­ter pro­fi­tie­ren. Wel­che al­ters­ge­rech­ten Um­bau­ten sind nö­tig und sinn­voll? Wie lässt sich das Pro­jekt am bes­ten fi­nan­zie­ren? In­itia­tiv zu wer­den er­höht nicht nur den Wert von Haus oder Woh­nung, son­dern auch die per­sön­li­chen Chan­cen auf ein un­ab­hän­gi­ges, kom­for­ta­bles Woh­nen. Sei es im ei­ge­nen Haus, zu­sam­men mit der WEG in ei­nem Mehr­fa­mi­li­en­haus oder durch die Grün­dung ei­ner Al­ters-WG. Es gibt vie­le Mög­lich­kei­ten – man soll­te sie nut­zen, so­lan­ge man das selbst­be­stimmt kann.

Weitere Informationen

Kontakt

Iris Laduch
BHW Bausparkasse