Immobilienkauf rund um Frankfurt: Lohnt sich das Pendeln?

Presseinformation vom 20.08.2021
Berechnungen zeigen, wo im Umland der Umzug Vorteile bringt • Beste Bedingungen für Pendelnde aus Langen und Dreieich • Pendelkostenrechner erstmals auch mit den Faktoren Homeoffice und Arbeitszimmer

Wer sich für den Wohnungskauf im Umland entscheidet, kann gegenüber der Metropole kräftig sparen. In Frankfurt am Main kostet der Quadratmeter durchschnittlich gut 6.000 Euro, in den angrenzenden Landkreisen liegen die Durchschnittspreise mindestens 2.000 Euro niedriger. Und auch hier zeigt sich ein großes Preisgefälle. Während im Hochtaunuskreis noch rund 4.000 Euro pro Quadratmeter fällig werden, sind es im günstigsten Umlandkreis Main-Kinzig-Kreis rund 2.700 Euro. Wer in der Frankfurter City arbeitet, darf allerdings nicht vergessen, dass beim Umzug in den Speckgürtel Pendelkosten anfallen oder möglicherweise ein Arbeitszimmer für Homeoffice-Tage benötigt wird. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2021 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und wann der Kostenvorteil durch das Pendeln aufgezehrt ist. Dabei wurden im diesjährigen Pendelkostenrechner erstmals die Faktoren Homeoffice und eigenes Arbeitszimmer einberechnet.

Verglichen wurde jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung in Frankfurt mit dem Erwerb in den angrenzenden Landkreisen zum regionalen Durchschnittspreis. In die Pendelkosten-Analyse wurden jeweils die vier bevölkerungsreichsten Städte der Landkreise sowie alle Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern einbezogen. Der Kaufpreisvorteil wurde mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dazu zählen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Auto samt Benzin auch der höhere Zeitaufwand.

Langen dank schneller Anbindung bester Standort

Am längsten vom günstigeren Wohnungskauf im Umland profitieren Pendler*innen aus Langen im Landkreis Offenbach. Das verdanken sie vor allem der schnellen Verbindung mit der S-Bahn, die nur neun Minuten für die 22 Kilometer lange Pendel-Strecke braucht. Der Kaufpreisvorteil gegenüber Frankfurt ist bei täglicher Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit erst nach rund 76 Jahren aufgebraucht, bei täglicher Fahrt mit dem Auto dagegen schon nach knapp 29 Jahren. Auch in Dreieich und der kreisfreien Stadt Offenbach dürfen sich Bus- und Bahnfahrende über eine Ersparnis freuen, von der sie laut Modellrechnung gut 60 Jahre lang profitieren. Dreieich und die Stadt Offenbach sind zwar nicht ganz so schnell zu erreichen wie Langen, aber die Pendelzeit pro Strecke ist auch hier nicht länger als eine Viertelstunde. Autopendler*innen sind etwas länger unterwegs und verfahren den Kostenvorteil deutlich schneller in 40 (Dreieich) bzw. 29 Jahren (Offenbach).

Auch der Umzug in eine Eigentumswohnung in Maintal, Neu-Isenburg oder Bad Vilbel rechnet sich für Bahnpendler*innen mehr als 50 Jahre lang. Insgesamt finden sich im Frankfurter Umland 16 Städte, in denen ein Investment mehr als 30 Jahre lohnend erscheint. Für weitere acht Städte rechnet sich der Umzug zwischen 25 und 30 Jahre lang. Lediglich Rödermark, Seligenstadt und Büdingen bleiben unter 20 Jahren. Insgesamt bleibt der Umzug in gut erreichbare angrenzende Städte damit für Berufstätige aus Frankfurt besonders lange attraktiv.

Bus und Bahn versus Auto

Bei der Fahrt mit dem Auto reduziert sich in den meisten Fällen die Zeitspanne, in der sich der Umzug trotz Pendelns rechnet. Etwas günstiger als mit der Bahn fahren Pendler*innen, die sich selbst hinter das Steuer setzen, in Bad Soden am Taunus, Rödermark und Seligenstadt. Einige Städte mit kurzen Fahrzeiten in die Frankfurter City bieten sich auch für Autofahrer an: Einen Kaufpreisvorteil, der mindestens 30 Jahre lang Bestand hat, bieten Neu-Isenburg (50,0 Jahre), Dreieich (40,4 Jahre), Eschborn (36,2 Jahre), Maintal (34,1 Jahre), Bad Vilbel (30,9 Jahre) und Mörfelden-Walldorf (30,8 Jahre).

Platz für Homeoffice im Eigenheim

Wohnen im Grünen, arbeiten in der Metropole – die Corona-Pandemie hat diesen Lebensentwurf für viele attraktiver gemacht. Im Lockdown verloren die Innenstädte ihren Glanz, quirlige Szeneviertel erstarben – der Wunsch, der Stadt zu entfliehen, wuchs. Weniger Präsenzzwang im Büro durch mehr Homeoffice macht es Arbeitnehmer*innen zudem oftmals leichter, auch größere Entfernungen zur Arbeitsstätte in Kauf zu nehmen. Das alles sorgt dafür, dass Kaufinteressierte das Umland bei ihrer Wohnungssuche verstärkt in den Blick nehmen – und dann unter geänderten Vorzeichen rechnen dürfen. Mehr Homeoffice verringert Pendelzeiten und -kosten. Zugleich lassen sich Bürotage daheim besser und angenehmer im eigenen Arbeitszimmer als am Küchentisch bestreiten. Die Wohnung im Grünen sollte also möglichst etwas größer ausfallen als die Stadtwohnung. Andererseits zeigt sich in den Umlandkreisen häufig ein recht großes Preisgefälle: So müssen Käufer*innen für eine verkehrsgünstig gelegene Wohnung, etwa in der Nähe der Bahnstation, mit einem Aufschlag auf den kreisweiten Durchschnittspreis rechnen. Vor diesem Hintergrund haben die Expert*innen des HWWI in diesem Jahr erstmals auch berechnet, wie lange Käufer*innen vom günstigeren Umlandpreis profitieren, wenn sie mit zwei Homeoffice-Tagen pro Woche planen können, die neue Wohnung mit Arbeitszimmer 20 Quadratmeter größer ist und der Preis außerdem 20 Prozent über dem kreisweiten Durchschnitt liegt.

Verkehrsgünstig wohnen mit eigenem Arbeitszimmer?

Auch unter diesen Vorzeichen ist Langen die erste Adresse, wenn Bus und Bahn genutzt werden: Trotz 20 Prozent Preisaufschlags und dem Erwerb von 90 statt 70 Quadratmetern rechnet sich der Kauf für fast 56 Jahre, wenn an zwei Tagen pro Woche im Homeoffice gearbeitet wird statt im Büro. Die kreisfreie Stadt Offenbach kommt auf 53 Jahre – auch deshalb, weil in der Modellrechnung auf den 20 Prozent Preisaufschlag für eine verkehrsgünstig gelegene Wohnung verzichtet werden konnte, da es in der Stadt kein so großes Preisgefälle wie in den Landkreisen gibt. Ebenfalls in Betracht ziehen können Käufer*innen die Landkreise Maintal (51 Jahre) und Dreieich (45 Jahre). Aber auch Teilzeit-Pendler*innen mit Arbeitszimmer und in komfortabler Wohnlage in Neu-Isenburg, Bad Vilbel, Mörfelden-Walldorf und Hanau profitieren länger als 30 Jahre lang vom günstigeren Quadratmeterpreis im Umland.

Was Pendeln wirklich kostet: So funktioniert die Modellrechnung

Ausgangspunkt für die Modellrechnung sind die kalkulatorischen Kosten für den Kauf einer 70 Quadratmeter großen Eigentumswohnung aus dem Bestand zuzüglich Notargebühren (2% vom Kaufpreis) und Grunderwerbssteuer in Frankfurt und im jeweiligen Umlandkreis. Der Erwerb erfolgt zum jeweiligen Durchschnittspreis des Jahres 2020, wobei in den Umlandstädten und gemeinden der Durchschnittspreis des jeweiligen Landkreises zugrunde gelegt wird. Für die Kalkulation wird angenommen, dass die Fahrtzeiten für den Stadtbewohnenden innerhalb der City identisch sind mit denen des Pendelnden von seiner Haustür zum Bahnhof der betreffenden Stadt und vom Frankfurter Hauptbahnhof zu seinem Arbeitsplatz. Zusätzliche Zeiten entstehen für Pendler*innen also vom Umland-Bahnhof zum Frankfurter Hauptbahnhof. Analysiert wurden sowohl die Fahrtzeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) als auch mit dem Auto.

Die Pendelkosten setzen sich aus den Ticketpreisen für Bus und Bahn beziehungsweise den laufenden Kosten für das Auto pro Kilometer zusammen. Hinzu kommen die Zeitkosten: Für den zusätzlichen Zeitaufwand durch das Pendeln wurde der in Frankfurt im Mittel erzielte Bruttolohn im Jahr 2020 (30,21 Euro je Stunde) veranschlagt. In diesem Jahr wurde darüber hinaus erstmals eine weitere Variante berechnet: Eine Homeoffice-Lösung erlaubt es dem Berufspendelnden, nur noch an drei statt an fünf Tagen pro Woche ins Büro zu pendeln (130 statt 220 Tage im Jahr), dafür erfordert das Homeoffice ein zusätzliches Arbeitszimmer (20 Quadratmeter Wohnfläche mehr). Mit einem 20-Prozent-Preisaufschlag wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass verkehrsgünstig gelegene Wohnungen für Pendler*innen in den Umlandstädten und -gemeinden häufig nicht zum kreisweiten Durchschnittspreis zu haben sind. Bei kreisfreien Städten, die kein solches Preisgefälle wie Landkreise aufweisen, wurde auf die Berechnung des Aufschlages verzichtet.

Faktor Pendeln möglichst individuell betrachten

„Je nach Anbindung schlagen die Pendelkosten mehr oder weniger stark zu Buche. Kaufinteressierte sollten sich das genau ansehen, bevor sie sich für den Umzug ins Umland entscheiden“, sagt Frank Boes, Regionalbereichsleiter und Mitglied der regionalen Geschäftsleitung Süd-Mitte & Süd-West von der Postbank Immobilien GmbH. Unterschiedliche Ausschläge bei den Kosten ergeben sich je nach Arbeitszeitmodell, Homeoffice-Regelungen und je nachdem, ob in einem Haushalt ein oder zwei Arbeitnehmer pendeln. Eine Rolle spielt auch, ob die Pendelei in die Metropole als Übergangslösung gedacht ist, weil etwa ein Jobwechsel geplant oder der Renteneintritt absehbar ist. Familien sollten berücksichtigen, dass Kinder in der Kita möglicherweise länger betreut werden müssen, während Vater oder Mutter noch in der Bahn unterwegs sind oder im Stau stehen. Auch das kostet Geld. Andererseits ist ein Investment in der Großstadt in vielen Fällen teurer als ein Kauf im Umland. Höhere Kosten ziehen höhere Schulden nach sich, so dass die monatlichen Belastungen durch Tilgung und Zinszahlung steigen.

Corona-Krise verschiebt Präferenzen

„Raus aus der Stadt – dieser Wunsch rückt dank neuer Homeoffice-Regelungen für viele in greifbare Nähe. Zumindest der Job in der Stadt scheint kein Hinderungsgrund mehr“, sagt Postbank-Experte Boes. „Ob sich das auch für Pendelnde rechnet und ob im neuen Heim jenseits der Stadtgrenzen eventuell sogar noch ein Arbeitszimmer drin ist, sollten Kaufinteressierte genau berechnen. Der Postbank Wohnatlas hilft dabei.“

Hintergrundinformationen zum Postbank Wohnatlas 2021

Der Postbank Wohnatlas ist eine jährlich erscheinende, mehrteilige Studienreihe, die den deutschen Immobilienmarkt unter verschiedenen Aspekten regional bis auf Kreisebene beleuchtet. Für die vorliegende Analyse wurden unter der Leitung von Diplom-Volkswirtin Dörte Nitt-Drießelmann, Senior Researcherin beim Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), die Pendelkosten für Bewohner der Umlandkreise der sieben größten deutschen Städte untersucht. Im Fokus dieser Auswertung steht Frankfurt am Main. Aus den angrenzenden Landkreisen wurden jeweils die vier bevölkerungsreichsten Städte sowie alle Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern in die Analyse einbezogen. Insgesamt wurden damit 35 Städte und Gemeinden aus dem Frankfurter Umland untersucht.

Annahmen und Berechnungen der Pendelkosten
  1. In der Gemeinde des Landkreises wird eine Eigentumswohnung von 70 Quadratmetern zum Durchschnittspreis des Landkreises im Jahre 2020 erworben. Alternativ wird eine Eigentumswohnung von 70 Quadratmetern in der Metropole zum Durchschnittpreis der Metropole im Jahre 2020 gekauft.
  2. Der berechnete Kaufpreis wird um Notargebühren von 2 Prozent sowie der derzeit im Bundesland geltenden Grunderwerbsteuer erhöht.
  3. Einsparungen beim Kauf einer Eigentumswohnung im Umland im Vergleich zu einem Kauf in der Metropole werden um notwendige Mobilitätskosten (direkte entfernungsabhängige Mobilitätskosten und bewerteter Zeitaufwand für das Pendeln), die durch den Umzug in das Umland entstehen, reduziert.
  4. Zusätzliche Mobilitätszeiten für Bewohner des Umlandes gegenüber den Bewohnern der Metropole entstehen für den Weg vom Bahnhof der Umlandgemeinde zum Hauptbahnhof der Metropole. Alle Pendler*innen nehmen den Weg von Bahnhof zu Bahnhof.
  5. Als Pendelzeit für den einfachen Weg wird die kürzeste Reisezeit angesetzt, die mit dem jeweiligen Verkehrsmittel am Dienstagmorgen, den 12.05.2020, zwischen 07.00 Uhr und 08.00 Uhr erzielt werden konnte. Damit blieben die Fahrtzeiten im ÖPNV und mit dem PKW gegenüber dem Vorjahr unverändert, da aufgrund der Corona-Beschränkungen die aktuellen Fahrzeiten im PKW-Verkehr nicht das langjährige Mittel widerspiegeln und auch das Angebot im ÖPNV gegenüber dem Normalfahrplan teilweise ausgedünnt wurde.
  6. Die Mobilitätszeiten für Hin- und Rückweg sind identisch.
  7. Die Mobilitätskosten pro einfachem Entfernungskilometer liegen nach Abzug der Steuervergünstigungen bei 0,35 Euro für den PKW und bei 0,10 Euro für den ÖPNV.
  8. Der Zeitaufwand für das Pendeln wird mit dem Medianeinkommen von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten (Brutto je Stunde) bewertet, der im Jahre 2020 in der Metropole erzielt wurde.
  9. Pro Haushalt pendelt ein*e Arbeitnehmer*in 

Kontakt

Oliver Rittmaier
Pressesprecher