Die Immobilienpreise in Deutschland sind 2024 leicht gesunken, in den Großstädten bleiben sie jedoch hoch. Wer sich daher für den Kauf einer Eigentumswohnung im Umland statt in der Innenstadt einer Metropole entscheidet, kann weiterhin Geld sparen. In München lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Bestandsbauten bei 8.787 Euro. In den Umlandkreisen war Wohneigentum dagegen im Schnitt mindestens 2.079 Euro pro Quadratmeter günstiger.
Doch aus dem Umland in die Münchner Innenstadt zur Arbeit zu pendeln, kostet mehr Zeit und Geld als innerstädtisch unterwegs zu sein: Wer außerhalb der bayerischen Metropole wohnt, zahlt mehr für Kraftstoff, Ladestrom oder das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), und verliert Zeit. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung für die Pendelkosten entwickelt. Der Postbank Wohnatlas 2025 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland lohnt und wann die erhöhten Pendelkosten den Preisvorteil aufgezehrt haben. Im Modell pendelt je Haushalt eine Person zur Arbeit. Neben einer Vollzeittätigkeit wurde auch der Faktor Homeoffice oder Teilzeit mit drei statt fünf Pendeltagen pro Woche berücksichtigt.
Die Untersuchung des HWWI vergleicht den Kauf einer durchschnittlich teuren 70 Quadratmeter bzw. 120 Quadratmeter großen Wohnung in München zur Selbstnutzung mit gleich großen Immobilien in den größten Ortschaften der acht Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg. Neben den jeweils vier bevölkerungsreichsten Städten wurden aus den Landkreisen alle Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohner*innen in die Analyse einbezogen. Insgesamt hat das HWWI somit 33 Städte und Gemeinden im Umland Münchens untersucht. Da Immobilien in verkehrsgünstig gelegenen größeren Ortschaften im Umland deutlich teurer sind als in abgelegenen kleineren Gemeinden, gingen die Expert*innen bei ihren Analysen von einem Preisaufschlag von 20 Prozent auf den Durchschnittspreis des jeweiligen Landkreises aus.
Darüber hinaus hat das HWWI den Kaufpreisvorteil im Speckgürtel mit den jährlichen Pendelkosten gegengerechnet. In die Rechnung fließen neben Kosten für das ÖPNV-Ticket oder für das Fahrzeug inklusive Kraftstoff bzw. Ladestrom auch der höhere Zeitaufwand fürs Pendeln ein. Die Kosten für die Autofahrt liegen nach Abzug der Steuervergünstigungen durch die Entfernungspauschale bei 0,45 Euro pro Kilometer und ab einer einfachen Entfernung von 21 Kilometern bei 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn wird mit 0,14 Euro pro Kilometer veranschlagt, ab 21 Kilometern beträgt der Preis 0,12 Euro pro Kilometer. Durch das Deutschland-Ticket sind die jährlichen Mobilitätskosten im ÖPNV nach Abzug von Steuervergünstigungen auf 645 Euro gedeckelt.
Dachau und Fürstenfeldbruck bieten den längsten Preisvorteil für ÖPNV-Pendler*innen
Beim Vergleich einer 70-Quadratmeter-Wohnung in der Metropole mit einer gleich großen Immobilie in den größten Umlandkommunen liegt das 19 Kilometer entfernte Dachau vorn: Pendler*innen profitieren dort am längsten vom günstigeren Wohnungskauf. Bei 220 Pendeltagen pro Jahr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Preisvorteil erst nach 40,6 Jahren aufgebraucht. Für Autofahrer*innen schrumpft die Zeitspanne auf 14 Jahre. Damit sich ein Kauf im Umland lohnt, sollten die erhöhten Pendelkosten mindestens 25 Jahre lang durch die Kaufpreisersparnisse gedeckt werden. Dies entspricht in der Regel der restlichen Lebensarbeitszeit von Immobilienkäufer*innen, die in Deutschland im Durchschnitt 40 Jahre alt sind. Unter diesen Bedingungen lohnt sich das Pendeln für in Vollzeit tätige ÖPNV-Nutzer*innen ohne Homeoffice-Option beim Kauf einer 70-Quadratmeter-Wohnung in sechs Umlandstädten von München, für Autofahrer*innen dagegen in keiner.