Erbschaft als Altersvorsorge?

Aus Ausgabe 1/2024
Viele verlassen sich darauf, dass eine Erbschaft ihren Lebensstandard im Alter absichert, so eine aktuelle Deutsche Bank Umfrage. Doch große Summen erben tatsächlich nur wenige. Die Hoffnung auf einen Nachlass sollte die private Vorsorge nicht ersetzen.

Bild Nr. 1712, Quelle: Postbank / © Yuri Arcurs

Je­des Jahr wer­den in Deutsch­land ge­wal­ti­ge Sum­men von ei­ner Ge­ne­ra­ti­on an die nach­fol­gen­de wei­ter­ge­ge­ben. Al­lein durch an­fal­len­de Erb­schafts- oder Schen­kungs­steu­ern wur­de 2022 ein über­tra­ge­nes Ver­mö­gen im Wert von mehr als 100 Mil­li­ar­den Eu­ro er­fasst, so die Da­ten des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amts. Al­ler­dings wird das Ver­mö­gen sehr un­gleich ver­teilt: Laut ei­ner ak­tu­el­len You­Gov-Um­fra­ge im Auf­trag der Deut­schen Bank hat nur je­der vier­te Deut­sche (23 Pro­zent) ge­erbt. Der Wert des ge­erb­ten Ver­mö­gens lag in knapp 27 Pro­zent der Fäl­le bei un­ter 10.000 Eu­ro, knapp 25 Pro­zent erb­ten zwi­schen 10.000 und 50.000 Eu­ro. Nur 13 Pro­zent der Erb­schaf­ten hat­ten ei­nen Wert jen­seits von 250.000 Eu­ro.

Ris­kan­te Spe­ku­la­ti­on

Trotz der ge­rin­gen Chan­ce, ei­ne Erb­schaft von be­trächt­li­chem Wert zu er­hal­ten, plant fast je­der zwei­te Deut­sche, der mit ei­nem Er­be rech­net (49 Pro­zent), die­ses als Teil sei­ner Al­ters­vor­sor­ge ein – da­von 26 Pro­zent als ei­nen Bau­stein und 23 Pro­zent so­gar als „we­sent­li­chen Teil“ der Al­ters­vor­sor­ge. „Sich auf ei­ne Erb­schaft zu ver­las­sen, um den ei­ge­nen Le­bens­stan­dard im Al­ter zu hal­ten, ist zwar be­quem, aber un­ver­ant­wort­li­ch“, kom­men­tiert An­ja Maultzsch von der Post­bank. Zum ei­nen ge­be es vie­le Grün­de, war­um Ver­mö­gen be­reits zu Leb­zei­ten auf­ge­zehrt wird. Zum an­de­ren sei nicht si­cher, zu wel­chem Zeit­punkt man in den Ge­nuss der Erb­schaft kommt. „Die Men­schen wer­den im­mer äl­ter, ge­nie­ßen ih­ren Le­bens­abend und kon­su­mie­ren gern. Gleich­zei­tig steigt mit dem Al­ter auch das Ri­si­ko, auf Un­ter­stüt­zung im All­tag an­ge­wie­sen zu sein. Pfle­ge geht ins Geld und oft­mals müs­sen Ver­mö­gens­wer­te ein­ge­setzt wer­den, um sie zu fi­nan­zie­ren“, gibt An­ja Maultzsch zu be­den­ken.

Lan­ger Atem

Ge­ra­de dann, wenn das ei­ge­ne Al­ter noch in wei­ter Fer­ne scheint, soll­te man mit der pri­va­ten Vor­sor­ge für die Zeit nach dem Be­rufs­le­ben star­ten, so die Post­bank Ex­per­tin. Der Fak­tor Zeit ar­bei­te für den An­le­ger: „Über Jahr­zehn­te sum­mie­ren sich auch klei­ne Be­trä­ge durch Zins und Zin­ses­zins oder Kurs­stei­ge­run­gen zu an­sehn­li­chen Sum­men.“ Merkt man erst im Al­ter, dass die Erb­schaft für die Al­ters­vor­sor­ge wi­der Er­war­ten nicht aus­reicht, sind sehr ho­he Auf­wen­dun­gen nö­tig, um noch ei­ne aus­rei­chen­de Vor­sor­ge an­zu­spa­ren.

Informationen zur Umfrage

In ei­ner be­völ­ke­rungs­re­prä­sen­ta­ti­ven On­line-Be­fra­gung in­ter­view­te You­Gov im Auf­trag der Deut­schen Bank zwi­schen dem 29. Sep­tem­ber und 2. Ok­to­ber 2023 ins­ge­samt 2.074 Per­so­nen ab 18 Jah­ren.