Umfrage: Gehalt reicht jedem Dritten nicht

Aus Ausgabe 2/2023
Angesichts steigender Preise ist das Gehalt vieler Deutscher so knapp, dass es nicht einmal für die täglichen Ausgaben reicht. Kritisch ist die Situation speziell für Menschen mit geringem Einkommen. Sie haben besonders selten Aussicht auf eine Gehaltserhöhung oder die Inflationsprämie.

Bild Nr. 1685, Quelle: Postbank / © Yuri Arcurs
Vor allem Beschäftigte mit einem vergleichsweise hohen Einkommen rechnen mit einer Gehaltserhöhung

Vie­le Men­schen be­kom­men die Fol­gen der In­fla­ti­on der­zeit schmerz­haft zu spü­ren. Laut ei­ner ak­tu­el­len You­Gov-Um­fra­ge im Auf­trag der Post­bank stö­ßt knapp je­der drit­te Be­schäf­tig­te (30 Pro­zent) an sei­ne fi­nan­zi­el­len Gren­zen. 21 Pro­zent ge­ben an, dass ihr Ge­halt eher nicht aus­reicht, um ih­re Le­bens­hal­tungs­kos­ten zu be­zah­len; und knapp neun Pro­zent sa­gen so­gar, dass sie mit ih­rem Geld über­haupt nicht aus­kom­men. „Zwar ist die In­fla­ti­ons­ra­te in den letz­ten Mo­na­ten leicht rück­läu­fig, liegt aber im­mer noch auf ei­nem ho­hen Ni­veau. Vor al­lem die stei­gen­den Le­bens­mit­tel­prei­se set­zen die Bud­gets der Ver­brau­cher un­ter Druck“, er­klärt Dr. Ul­rich Ste­phan von der Post­bank. Be­son­ders be­las­tet wer­den Be­schäf­tig­te mit ei­nem mo­nat­li­chen Haus­halts­net­to­ein­kom­men von un­ter 2.500 Eu­ro. Von ih­nen kommt knapp je­der Zwei­te (43 Pro­zent) nicht über die Run­den. Un­ter Be­frag­ten mit ei­nem hö­he­ren Ein­kom­men wird es hin­ge­gen nur für rund je­den Fünf­ten (22 Pro­zent) eng. „Die In­fla­ti­on ist nicht nur ein öko­no­mi­sches, son­dern auch ein so­zia­les Pro­blem. Die­je­ni­gen mit den ge­rings­ten Ein­kom­men sind von den stei­gen­den Prei­sen am meis­ten be­trof­fen. In­so­fern kann es auch sinn­voll sein, ins­be­son­de­re bei die­sen Grup­pen die Löh­ne an­zu­he­ben“, sagt Dr. Ul­rich Ste­phan. „Da­bei muss aber dar­auf ge­ach­tet wer­den, dass die ge­samt­wirt­schaft­li­che Nach­fra­ge über die hö­he­ren Löh­ne nicht noch wei­ter an­ge­facht wird. Denn das führt wie­der­um zu stei­gen­den Prei­sen.“

Un­te­re Ein­kom­mens­grup­pen ge­hen leer aus

Im­mer­hin rech­net rund je­der zwei­te Be­schäf­tig­te (54 Pro­zent) in den kom­men­den zwölf Mo­na­ten mit ei­ner Ge­halts­er­hö­hung. Die meis­ten von ih­nen (25 Pro­zent) set­zen ih­re Hoff­nun­gen auf bes­se­re Kon­di­tio­nen durch ei­nen Ta­rif­ab­schluss oder dar­auf, in­di­vi­du­ell mehr Lohn aus­han­deln zu kön­nen (zwölf Pro­zent). Rund je­der drit­te Be­schäf­tig­te (37 Pro­zent) geht nicht da­von aus, dass sein Ge­halt in ab­seh­ba­rer Zeit steigt. We­nig Hoff­nung auf ein hö­he­res Ein­kom­men ha­ben vor al­lem die Men­schen, die ein Ge­halts­plus be­son­ders nö­tig hät­ten: Knapp je­der zwei­te Be­frag­te, der ak­tu­ell kaum sei­ne Le­bens­hal­tungs­kos­ten be­zah­len kann (46 Pro­zent), hat kei­ne Aus­sicht auf hö­he­re Be­zü­ge – im Ver­gleich zu 33 Pro­zent, die ihr Ein­kom­men als aus­rei­chend be­zeich­nen.

(K)ein Trop­fen auf den hei­ßen Stein?

Be­schäf­tig­te mit ei­nem ver­gleichs­wei­se nied­ri­gen Ein­kom­men ha­ben zu­dem deut­lich sel­te­ner Aus­sich­ten, dass die „In­fla­ti­ons­aus­gleichs­prä­mie“ ih­re Ein­kom­mens­si­tua­ti­on ver­bes­sert. Die­se Prä­mie in Hö­he von bis zu 3.000 Eu­ro kön­nen Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber ih­ren Be­schäf­tig­ten noch bis En­de 2024 steu­er- und so­zi­al­ab­ga­be­frei aus­zah­len. Knapp 50 Pro­zent der Be­schäf­tig­ten, de­ren mo­nat­li­ches Haus­halts­net­to­ein­kom­men bei 2.500 Eu­ro und mehr liegt, ha­ben die In­fla­ti­ons­prä­mie be­reits er­hal­ten oder rech­nen mit der Aus­zah­lung. Von den Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern, de­nen we­ni­ger als 2.500 Eu­ro im Mo­nat zur Ver­fü­gung ste­hen, ha­ben hin­ge­gen nur 35 Pro­zent den Bo­nus be­kom­men oder Hoff­nung dar­auf. „Die In­fla­ti­ons­prä­mie ist si­cher­lich ein Mit­tel­weg zwi­schen ei­nem Aus­gleich für ge­stie­ge­ne Prei­se und der Ver­mei­dung ei­ner Lohn-Preis-Spi­ra­le“, ord­net Dr. Ul­rich Ste­phan ein. „Al­ler­dings wer­den die Prei­se in Zu­kunft kaum fal­len, son­dern nur we­ni­ger stark stei­gen. Die Prä­mie hat in­so­fern ei­nen Ein­mal­ef­fekt, hilft aber den Ärms­ten in den Fol­ge­jah­ren nicht. Ein dau­er­haf­ter In­fla­ti­ons­aus­gleich wä­re hier si­cher­lich die ge­eig­ne­te­re Maß­nah­me.“ Laut Post­bank Um­fra­ge pro­fi­tie­ren 43 Pro­zent al­ler Be­schäf­tig­ten von der In­fla­ti­ons­prä­mie, 49 Pro­zent ge­hen leer aus, knapp sie­ben Pro­zent wis­sen nicht, ob sie Chan­cen auf die Prä­mie ha­ben.

Informationen zur Umfrage

In ei­ner be­völ­ke­rungs­re­prä­sen­ta­ti­ven On­line-Be­fra­gung in­ter­view­te You­Gov im Auf­trag der Post­bank zwi­schen dem 24. und 27. April 2023 ins­ge­samt 1.011 Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ab 18 Jah­ren.