Sparen in der Inflation: Der Spielraum wird kleiner

Aus Ausgabe 3/2022
Aufgrund der steigenden Preise spart jeder zweite Deutsche (54 Prozent) derzeit weniger oder gar nicht mehr. Das ergibt eine aktuelle Postbank Umfrage. Auch die mittleren Einkommensklassen sind betroffen.

Bild Nr. 1659, Quelle: Postbank / © denrud

Die Inflation verpasst der Spar-Kultur hier­zu­lande einen Dämpfer: Laut einer aktuell von der Postbank beauf­tragten YouGov-Umfrage hat mehr als jeder dritte Deutsche (36 Prozent) aufgrund der ge­stiegenen Preise das Sparen ein­gestellt. Als Gründe nennen 25 Prozent, dass ihre aktuellen Ein­nahmen nur ihre Aus­gaben decken, und elf Prozent, dass die Aus­gaben derzeit die Ein­nahmen über­schreiten. Jeder sechste Befragte (18 Prozent) spart aufgrund der Inflation nun weniger. „Die steigenden Preise belasten Ver­braucher­innen und Ver­braucher so stark, dass jeder Zweite seine Spar­leis­tungen reduzieren oder ganz einstellen muss“, erklärt Dr. Ulrich Stephan von der Postbank. „Davon betroffen sind nicht nur Bezieher­innen und Bezieher von geringen, sondern auch von mittleren Ein­kommen.“

Fehlende Mittel

Dabei gebe es allerdings einen gra­vierenden Unter­schied: „Menschen mit niedrig­erem Ein­kommen müssen aktuell über­durch­schnitt­lich häufig das Sparen ganz aufgeben, während Bezieher mittlerer Ein­kommen weniger Geld bei­seite­legen können“, sagt Dr. Ulrich Stephan. Laut Postbank Umfrage ist knapp jeder zweite Befragte mit einem monat­lichen Haus­halts­­netto­ein­kommen von unter 2.500 Euro (47 Pro­zent) derzeit nicht mehr in der Lage zu sparen. Von den Befragten mit einem Ein­kommen von 2.500 Euro und mehr trifft dies hingegen nur auf 27 Prozent zu. Und während rund 24 Prozent der Befragten mit höherem Ein­kommen aktuell weniger sparen, re­duzieren knapp 14 Prozent der Befragten mit niedrigerem Ein­kommen ihre Spar­leistungen.

Kaum Gewinne

Die Sparer parken ihr Geld am häufig­sten auf dem Girokonto (36 Prozent). 25 Prozent zahlen es auf ein Tages­geld­konto und 21  Prozent auf ein klassisches Spar­konto ein. 19 Prozent legen Geld in Aktien oder Fonds an. Im Ver­gleich zum Vor­jahr hat die Be­geisterung der Deutschen für die Börse aller­dings nach­gelassen. Die Anzahl der Anleger sank um knapp sieben Prozent­punkte. „Nach­dem die Bereit­schaft, in Wert­papiere zu inves­tieren, im Zuge der Corona-Pandemie deutlich zu­ge­nommen hatte, hat sie nun einen Dämpfer erfahren. Ein Grund ist sicher, dass der Spiel­raum für die Geld­anlage durch die gestiegenen Lebens­haltungs­kosten kleiner geworden ist. Eine wach­sende Zahl Sparer­innen und Sparer verfügt nicht mehr über Mittel, die sie dauer­haft an­legen können. Und ein lang­fristiger An­lage­­horizont ist bei Wert­papieren Pflicht, um Kurs­schwan­kungen abfedern zu können“, erklärt der Postbank Experte.

Informationen zur Umfrage

In einer re­präsen­ta­tiven Online-Be­fragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 2. und 5. Sep­tember 2022 ins­gesamt 2.058 Be­fragte ab 18 Jahren.