Immobilie aus dem Bestand oder neu gebaut? Welche Preisaufschläge auf Käufer*innen in deutschen Regionen zukommen

Medieninformation vom 05.08.2022
Kaufpreisdifferenz im Landkreis Miesbach und den Großstädten Stuttgart und Darmstadt am höchsten • Geringe Preisunterschiede in vielen ländlichen Gebieten

Postbank Wohnatlas 2022:
Immobilie aus dem Bestand oder neu gebaut? Welche Preisaufschläge auf Käufer*innen in deutschen Regionen zukommen

Ob die eigene Immobilie eine moderne Neu­bau­wohnung oder ein älteres Objekt wird – das ist auch eine Frage des Geld­beutels. In manchen Regionen Deutsch­lands rechnet sich im Durch­schnitt der Kauf einer Alt­bau­wohnung – auch wenn diese noch auf­wändig umge­baut oder ener­getisch saniert werden muss. In anderen wiederum sind Neu­bauten die bessere Investi­tion, da sie nur gering­fügig teurer als Bestands­wohnungen sind. Das Hamburgische Welt­Wirtschafts­Institut (HWWI) hat die Immobilien­angebote in den 401 Landkreisen und kreis­freien Städten Deutsch­lands unter­sucht und gibt im Postbank Wohn­atlas 2022 einen Überblick über die regionalen Preis­ab­stufungen zwischen Eigen­tums­wohnungen im Bestand und Neu­bau­objekten, die zwischen 2019 und 2021 fertig­gestellt wurden.

Ins­besondere im Groß­raum München, im Bundes­land Sachsen und der Metropol­region Rhein­land sind Neubauten deutlich teurer als Bestands­wohnungen. Die mit Abstand größten Preis­unterschiede zeigen sich im ober­bayerischen Land­kreis Mies­bach, der direkt an die Landes­haupt­stadt München angrenzt. Dort kostet der Quadrat­meter einer vor 2018 fertig­gestellten Wohnung im mittleren Preis­segment 7.300&nsbp;Euro, in einem Neubau hingegen knapp 12.371 Euro. Beim Kauf einer 70 Quadrat­meter großen Wohnung ergibt sich damit in dem Land­kreis eine rech­nerische Preis­differenz von rund 355.000 Euro. Im bundes­weiten Mittel über alle Land­kreise und kreis­freien Städte liegt der Preis­aufschlag für eine 70 Quadrat­meter große Neubau-Wohnung gegenüber einer Immobilie aus dem Bestand im mittleren Preis­segment bei 93.694 Euro. Bei hoch­preisigen Objekten, also den teuersten zehn Prozent aller Angebote, ist der Preisabstand mit 70.151 Euro geringer.

Neubau bedeutet meist einen Aufpreis

Jenseits der drei genannten Regionen fällt der Auf­schlag für Neu­bauten mit jeweils mehr als 200.000 Euro im mittleren Preis­segment auch in den Städten Stuttgart und Darmstadt kräftig aus. Wer sich in der baden-württem­bergischen Landes­haupt­stadt mit ihren Wein­bergen und dem Neckar für einen Neubau entscheidet, muss für eine 70-Quaratmeter-Wohnung etwa 213.000 Euro mehr ausgeben. In Darm­stadt beträgt die Differenz etwa 209.000 :Euro. Vor zwei Jahren gehörte die hessische Groß­stadt noch nicht zu den zehn Städten mit den größten Preis­unter­schieden zwischen Neubau und Bestand.

› Top 10: Preisdifferenzen zwischen Neu- und Bestandsbauten für 70-qm-Wohnungen in Euro, mittleres Preissegment (Median)

Schon bei den mittel­preisigen Wohnungen hat Garmisch-Parten­kirchen einen ordent­lichen Auf­schlag für Neubauten. Im oberen Preis­segment liegt der Landkreis mit einem Neubau-Aufschlag von mehr als 350.000 Euro sogar bundes­weit an der Spitze. Luxus­wohnungen mit traum­haftem Blick auf die Berge, hoch­wertiger Aus­stattung und Details wie Whirl­pool oder Kamin finden hier mut­maßlich vor allem als Ferien­wohnung zahlungs­kräftige Käufer*innen. Im Süden weisen weitere Städte und Land­kreise große Preis­differenzen von mindestens 225.000 Euro im oberen Preis­segment auf. So sind in den Top 10 auch die Land­kreise Bad Tölz-Wolf­rats­hausen und Miesbach sowie die Stadt Kempten (Allgäu) zu finden. In der Ost­see­region haben die Städte Kiel und Lübeck sowie der Land­kreis Rostock besonders hoch­preisige Neu­bauten: Sie sind mehr als 284.000 Euro teurer als Bestands­bauten im Luxus­segment. Auch in drei der sieben größten Städte Deutschlands – in München, Stuttgart und Frankfurt am Main – müssen Käufer*innen im Luxus­segment für Neu­bau­wohnungen Preis­aufschläge zwischen 243.000 Euro und 233.000 Euro akzeptieren.

Unterschiede bei den größten sieben Metropolen

In vielen Groß­städten – ins­besondere in den sieben größten Städten Deutsch­lands samt ihrem Umland – sind die Preis­auf­schläge für Neubauten hoch. Nur in Hamburg liegt die Preis­differenz zwischen Neu- und Bestands­bauten im mittleren Preis­segment mit 99.800 Euro knapp unter der 100.000-Euro-Marke. Im Hoch­preis­segment beträgt der Unterschied für die Hanse­stadt laut Postbank Wohnatlas knapp 106.000 Euro. Zum Vergleich: In Stuttgart sind die Preis­unter­schiede in beiden Segmenten mehr als doppelt so hoch. In München sind die Aufpreise im mittleren Preis­segment vergleichs­weise niedrig, hoch­preisige Wohnungen jedoch haben den größten Preis­unterschied der top sieben deutschen Groß­städte. Köln ist die einzige Stadt, in der der Aufschlag für den Neubau im oberen Segment geringer als im mittleren Segment ausfällt.

Wo Neu- und Altbau gleichviel kosten

Während die Auf­preise für Neu­bauten in den Groß­städten noch recht stark ausfallen, liegen sie in jeder vierten Region Deutsch­lands im Durch­schnitt unter 75.000 Euro. Besonders in vielen ländlichen Gebieten sind die Preis­differenzen verhält­nis­mäßig gering, so dass die Wahl zwischen Neubau oder Bestands­immobilie nicht nur vom Kaufpreis abhängig gemacht werden kann. So geht es im mittleren Preis­segment im Landkreis Aurich um einen Auf­schlag von rund 4.000 Euro und in Leer um gut 12.000 Euro für 70 Quadrat­meter für eine neu errichtete Immobilie.

„Die Vorteile eines Neubaus können kleinere Preis­aufschläge aufwiegen. Höhere Energie­effizienz und neue Heiz­anlagen sparen bei den laufenden Kosten bares Geld. Reno­vierungs­maß­nahmen bleiben den Käufer*innen in den ersten Jahren zumeist erspart. Dazu kommen An­nehm­lich­keiten wie moderne Bäder und Küchen“, sagt Eva Grunwald, Leiterin Immo­bilien­geschäft Postbank. Kauf­interessent*innen sollten sich trotzdem nicht sofort auf ein Neu­bau­vor­haben fest­legen. Denn oft ist das Objekt zum Zeit­punkt der Kauf­entscheidung noch nicht fertig­gestellt, Ver­zögerungen oder Ab­weichungen von der Planung sind wahr­scheinlich. Gleich­zeitig bieten Bestands­immobilien den Vorteil, die Wohnung voll­ständig in Augen­schein nehmen zu können, anstatt sich nur vor­zu­stellen, wie hell, ruhig oder geräumig die Traum­immobilie später einmal sein wird. „Wichtig ist gerade hier ein Blick auf alle Details – auch die­jenigen, die nicht sofort sichtbar sind. Bau­substanz, Elektro­installationen und Sanierungs­bedarf können Profis besser beurteilen. Käufer*innen sollten Sach­verständige oder Gut­achter*innen hinzuziehen, um Mängel mit einpreisen zu können“, rät Postbank-Expertin Grunwald.

Hier kommen Wohnungen im Bestand teurer

In einigen Regionen sind die begehrten Lagen längst bebaut. Wer hier wohnen will, wird kaum ein Neu­bau­objekt finden – und wenn, dann häufig auf einem nicht so an­sprechenden Grund­stück. Hier macht der gepflegte Altbau das Rennen. Dies gilt vor allem für Ferien­regionen an der Nord­see oder in Ost­see­nähe, aber auch für die Städte Amberg (Bayern) und Heidel­berg (Baden-Württem­berg) mit ihren his­torischen Alt­städten. Beispiels­weise sind in den Land­kreisen Nord­fries­land und Witt­mund Bestands­bauten im Durch­schnitt teurer als Neu­bauten. Hierzu gehören die Nord­see­inseln Amrum und Sylt beziehungs­weise Lange­oog und Spieker­oog. In Nord­fries­land kosten Bestands­wohnungen im mittleren Preis­segment durch­schnittlich mehr als 230.000 Euro mehr als Neubauten.

Hintergrundinformationen zum Postbank Wohnatlas 2022

Der Postbank Wohnatlas ist eine jährlich erscheinende, mehrteilige Studienreihe, die den deutschen Immobilienmarkt unter verschiedenen Aspekten regional bis auf Kreisebene beleuchtet. Unter der Leitung von Diplom-Volkswirtin Dörte Nitt-Drießelmann, Senior Researcherin beim Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), wurde die Immobilienpreisentwicklung in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten untersucht.

Kontakt

Oliver Rittmaier
Mediensprecher