Bayern vertrauen etwas stärker auf die gesetzliche Rente – private Vorsorge trotzdem weit verbreitet

Medieninformation vom 17.07.2025
Jeder vierte Beschäftige im Freistaat glaubt, dass die gesetzliche Rente reicht • Zwei Drittel der Erwerbstätigen sorgen privat fürs Alter vor • Hohe Zustimmung zu staatlicher Förderung von Wertpapieranlagen – besonders für Kinder und Jugendliche

Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Postbank
Foto: Postbank / © Tim Wegner

Trotz al­ler Her­aus­for­de­run­gen des Ren­ten­sys­tems set­zen in Bay­ern et­was mehr Men­schen auf die ge­setz­li­che Al­ters­vor­sor­ge als im Bun­des­durch­schnitt: Laut ei­ner ak­tu­el­len You­Gov-Um­fra­ge im Auf­trag der Post­bank glau­ben knapp 25 Pro­zent der Er­werbs­tä­ti­gen, dass sie mit der ge­setz­li­chen Ren­te al­lein ih­ren Le­bens­stan­dard im Al­ter hal­ten kön­nen – da­mit liegt der Wert knapp über dem der Ge­samt­be­völ­ke­rung (22 Pro­zent). Gleich­zei­tig sor­gen 67 Pro­zent der Be­schäf­tig­ten in Bay­ern pri­vat fürs Al­ter vor – das sind an­nä­hernd zehn Pro­zent­punk­te mehr als der Bun­des­durch­schnitt (58 Pro­zent). Ein In­diz da­für, dass sich vie­le trotz des grund­sätz­li­chen Ver­trau­ens in die ge­setz­li­che Ren­te, an­schei­nend lie­ber auf meh­re­re Stand­bei­ne stel­len. Denn klar ist auch: Mit ei­nem ak­tu­el­len Ren­ten­ni­veau von rund 48 Pro­zent des Durch­schnitts­ein­kom­mens sind zu­sätz­li­che Rück­la­gen oft un­er­läss­lich, um den ge­wohn­ten Le­bens­stan­dard im Ru­he­stand auf­recht­er­hal­ten zu kön­nen.

Das Be­wusst­sein für die Not­wen­dig­keit zu­sätz­li­cher Vor­sor­ge spie­gelt sich auch in den po­li­ti­schen Er­war­tun­gen der Men­schen wi­der: In Bay­ern ist der Wunsch nach staat­li­cher För­de­rung ei­ner Wert­pa­pier­an­la­ge als Bau­stein der Al­ters­vor­sor­ge über­durch­schnitt­lich aus­ge­prägt. 75 Pro­zent spre­chen sich für staat­li­che För­de­rung von Bör­sen­in­vest­ments von Kin­dern und Ju­gend­li­chen aus, wenn die­se der Al­ters­vor­sor­ge die­nen; der Bun­des­durch­schnitt liegt bei knapp 68 Pro­zent. Auch für die För­de­rung ei­ner lang­fris­ti­gen Geld­an­la­ge in Ak­ti­en oder Fonds für Er­werbs­tä­ti­ge gibt es in Bay­ern ei­ne ho­he Zu­stim­mung von knapp über 70 Pro­zent – das ent­spricht dem deutsch­land­wei­ten Mit­tel (70 Pro­zent).

54 Pro­zent der Er­werbs­tä­ti­gen in Bay­ern wä­ren grund­sätz­lich be­reit, über das ge­setz­li­che Ren­ten­al­ter hin­aus wei­ter­zu­ar­bei­ten – das ent­spricht ge­nau dem Bun­des­durch­schnitt. Doch un­ter wel­chen Be­din­gun­gen? Für vie­le Men­schen im Frei­staat ist klar: Wer län­ger ar­bei­tet, soll­te da­für mit hö­he­ren Ver­gü­tun­gen be­lohnt wer­den. Rund 23 Pro­zent der Bay­ern ge­ben an, dass sie nur bei bes­se­rer Be­zah­lung wei­ter­ar­bei­ten wür­den – in der Ge­samt­be­völ­ke­rung liegt der An­teil bei 20 Pro­zent. Nur 4 Pro­zent wä­ren be­reit, für we­ni­ger Geld im Er­werbs­le­ben zu blei­ben (Bun­des­durch­schnitt: 8 Pro­zent).

Grafik: Postbank / © sqback

Bun­des­trend: Vor­sor­ge ist ei­ne Fra­ge des Geld­beu­tels

Die Mehr­heit der Er­werbs­tä­ti­gen (73  Pro­zent) ver­traut nicht dar­auf, dass die ge­setz­li­che Ren­te al­lein im Al­ter aus­reicht. Da­bei hängt die­se Ein­schät­zung stark vom Ein­kom­men der Be­frag­ten ab: Wäh­rend knapp 28 Pro­zent mit ei­nem mo­nat­li­chen Haus­halts­net­to­ein­kom­men von 2.500 Eu­ro und mehr glau­ben, dass ih­re Ren­te rei­chen wird, sind es un­ter­halb die­ser Schwel­le nur rund 13 Pro­zent. Glei­ches gilt für die pri­va­te Vor­sor­ge: Knapp 66 Pro­zent der hö­he­ren Ein­kom­mens­grup­pen ge­ben an, Rück­la­gen fürs Al­ter zu bil­den. Bei Ein­kom­men un­ter 2.500 Eu­ro sind es le­dig­lich 43 Pro­zent. „Der Staat soll­te steu­er­li­che An­rei­ze schaf­fen, die pri­va­te Al­ters­vor­sor­ge ver­ein­fa­chen und Hür­den ab­bau­en. Ei­ne Re­du­zie­rung der Steu­er- und Ab­ga­ben­last wä­re eben­falls ein sinn­vol­ler He­bel, um mehr Men­schen fi­nan­zi­el­len Spiel­raum zum Vor­sor­gen zu ge­ben“, er­klärt Dr. Ul­rich Ste­phan, Chef­an­la­ge­stra­te­ge der Post­bank.

Re­form­vor­schlä­ge zur Al­ters­vor­sor­ge sto­ßen laut Post­bank Um­fra­ge auf brei­te Un­ter­stüt­zung in der Ge­samt­be­völ­ke­rung: Ei­ne kla­re Mehr­heit (86 Pro­zent) spricht sich für ei­nen fai­ren Zu­gang zur be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sor­ge für klei­ne­re Un­ter­neh­men und Ge­ring­ver­di­en­de aus. 78 Pro­zent stim­men für ei­ne bes­se­re An­er­ken­nung von Er­zie­hungs­zei­ten. Auch die Ab­schaf­fung der Ries­ter-Ren­te und die Ein­füh­rung ei­nes neu­en, ef­fi­zi­en­te­ren Vor­sor­ge­mo­dells fin­den brei­te Zu­stim­mung (73 Pro­zent). Und knapp 70 Pro­zent be­für­wor­tet die staat­li­che För­de­rung von Wert­pa­pier­an­la­gen, wenn die­se der Al­ters­vor­sor­ge dient – so­wohl für Er­werbs­tä­ti­ge als auch für Kin­der und Ju­gend­li­che.

Über die Ren­te hin­aus wür­de deutsch­land­weit rund je­der zwei­te Be­schäf­tig­te (54 Pro­zent) ar­bei­ten – meist je­doch nur in Teil­zeit und be­grenzt bis zum 70. Le­bens­jahr. „Die fi­nan­zi­el­len An­rei­ze zur Ar­beit im Ren­ten­al­ter sind ak­tu­ell über­schau­bar“, meint Dr. Ul­rich Ste­phan. „Ein­kom­men aus der ge­setz­li­chen Ren­te sind steu­er­pflich­tig, je­der Zu­ver­dienst er­höht das zu ver­steu­ern­de Ein­kom­men und da­mit den Grenz­steu­er­satz.“ Die Bun­des­re­gie­rung plant, mit der so­ge­nann­ten Ak­tiv­ren­te äl­te­re Er­werbs­tä­ti­ge zu mo­ti­vie­ren, frei­wil­lig län­ger zu ar­bei­ten. Dr. Ul­rich Ste­phan wer­tet die Plä­ne als ers­ten Schritt, aber noch nicht als aus­rei­chend, um an­ge­sichts des de­mo­gra­fi­schen Wan­dels ei­ne brei­te­re Wei­ter­be­schäf­ti­gung im Al­ter zu er­mög­li­chen. „Die Ak­tiv­ren­te kann ein Bau­stein sein – doch es braucht mehr An­rei­ze, we­ni­ger Hür­den und ei­ne neue Kul­tur des Al­terns in der Ar­beits­welt“, so der Post­bank Ex­per­te.

Informationen zur Umfrage

Die ver­wen­de­ten Da­ten be­ru­hen auf ei­ner On­line-Um­fra­ge der You­Gov-Deutsch­land GmbH, an der 2.069 Per­so­nen zwi­schen dem 28. und 30.05.2025 teil­nah­men. Die Er­geb­nis­se wur­den ge­wich­tet und sind re­prä­sen­ta­tiv für die deut­sche Wohn­be­völ­ke­rung ab 18 Jah­ren, in Bay­ern wur­den 308 Per­so­nen be­fragt, da­von 189 Er­werbs­tä­ti­ge.

Kontakt

Iris Laduch
Mediensprecherin