Energieeffizient wohnen – wo sich der Kauf besonders lohnt

Medieninformation vom 05.09.2025
Ostdeutschland und Südbayern bieten das größte Angebot an energieeffizienten Immobilien • In Stuttgart ist der Effizienz-Aufpreis niedriger als in anderen Metropolen, in Hamburg und München höher • Höchster bundesweiter Preisaufschlag im bayerischen Landkreis Miesbach

Postbank Wohnatlas 2025:
Energieeffizient wohnen – wo sich der Kauf besonders lohnt

Wer heu­te ei­ne Im­mo­bi­lie kauft, denkt nicht nur an La­ge oder Grund­riss, son­dern auch ans Hei­zen. Hin­ter­grund ist die neue EU-Ge­bäu­de­richt­li­nie, die seit Mai 2024 in Kraft ist. Sie ver­pflich­tet al­le Mit­glieds­staa­ten, den durch­schnitt­li­chen Pri­mär­ener­gie­ver­brauch von Wohn­ge­bäu­den bis 2030 um 16 Pro­zent und bis 2035 um 20 bis 22 Pro­zent zu sen­ken. In Deutsch­land gel­ten die Vor­ga­ben über das Ge­bäu­de­ener­gie­ge­setz, mit spür­ba­ren Fol­gen für Woh­nungs­be­sit­zer*in­nen.

Die Stu­die „Post­bank Woh­nat­las 2025“ zeigt, in wel­chen Re­gio­nen der An­teil en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter Woh­nun­gen be­son­ders hoch oder be­son­ders nied­rig ist, und wel­chen Preis­auf­schlag Ver­käu­fer*in­nen ge­gen­über Im­mo­bi­li­en mit schlech­te­ren Ef­fi­zi­enz­klas­sen ver­lan­gen. Da­für hat das Ham­bur­gi­sche Welt­Wirt­schafts­In­sti­tut (HW­WI) bun­des­weit al­le An­ge­bo­te von Ei­gen­tums­woh­nun­gen im Be­stand und Neu­bau un­ter­sucht, bei de­nen ei­ne En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se an­ge­ge­ben war.

Im Durch­schnitt al­ler 400 Land­krei­se und kreis­frei­en Städ­te Deutsch­lands ist die En­er­gie­ef­fi­zi­enz von 31 Pro­zent der an­ge­bo­te­nen Ei­gen­tums­woh­nun­gen sehr gut bis durch­schnitt­lich ein­ge­stuft (Klas­sen A+, A, B, C und D). Am höchs­ten ist der An­teil in den sie­ben grö­ß­ten Me­tro­po­len („Big 7“) mit durch­schnitt­lich 32,3 Pro­zent, am nied­rigs­ten in den kreis­frei­en Mit­tel­städ­ten mit 29,7 Pro­zent.

In 39 Re­gio­nen, über­wie­gend in Ost­deutsch­land und Süd­bay­ern, liegt der An­teil bei min­des­tens 40 Pro­zent. Den höchs­ten Wert ver­zeich­net der bran­den­bur­gi­sche Land­kreis Ober­ha­vel mit 49 Pro­zent, ge­folgt von der Stadt Je­na (Thü­rin­gen) und dem baye­ri­schen Land­kreis Rot­tal-Inn mit je­weils 47,9 Pro­zent. Die wei­te­ren Plät­ze be­le­gen die Land­krei­se Hei­den­heim (47,3 Pro­zent), Bar­nim (46,8 Pro­zent), Ost­all­gäu (46,7 Pro­zent) und Lands­berg am Lech (46,2 Pro­zent).

In 21 Re­gio­nen liegt der An­teil der Woh­nun­gen mit En­er­gie­klas­se D oder bes­ser da­ge­gen un­ter 20 Pro­zent. Am nied­rigs­ten ist er im bran­den­bur­gi­schen Land­kreis Pri­gnitz mit 13,6 Pro­zent. Knapp dar­über lie­gen die Land­krei­se Holz­min­den (Nie­der­sach­sen) mit 14,6 Pro­zent und Rhein-Huns­rück-Kreis (Rhein­land-Pfalz) mit 14,7 Pro­zent. Eben­falls un­ter den Schluss­lich­tern sind die bran­den­bur­gi­schen Land­krei­se Ucker­mark (15,6 Pro­zent) und El­be-Els­ter (16,1 Pro­zent).

Ho­her An­teil en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter Woh­nun­gen in vier ost­deut­schen Groß­städ­ten

Un­ter den deut­schen Groß­städ­ten mit mehr als 100.000 Ein­woh­ner*in­nen füh­ren zwei ost­deut­sche Städ­te das Ran­king an: In Je­na er­rei­chen 47,9 Pro­zent der an­ge­bo­te­nen Ei­gen­tums­woh­nun­gen die En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se D oder bes­ser, in Cott­bus sind es 43,7 Pro­zent. Auch Chem­nitz (40,1 Pro­zent) und Er­furt (39,7 Pro­zent) ge­hö­ren zur Spit­zen­grup­pe und be­le­gen Platz sie­ben und acht im Städ­te­ver­gleich.

„En­er­gie­ef­fi­zi­en­te Ge­bäu­de sen­ken nicht nur die Heiz­kos­ten, son­dern schüt­zen vor künf­ti­gen Sa­nie­rungs­pflich­ten und si­chern den Wert der Im­mo­bi­lie“, sagt Ma­nu­el Beer­mann, ver­ant­wort­lich für das Im­mo­bi­li­en­ge­schäft der Post­bank. „Der Woh­nat­las zeigt, wo Käu­fer*in­nen aus ei­nem brei­ten An­ge­bot ef­fi­zi­en­ter Ei­gen­tums­woh­nun­gen aus­wäh­len kön­nen. Wich­tig ist da­bei der Blick auf al­le De­tails. Nur so las­sen sich Män­gel und Sa­nie­rungs­be­dar­fe rea­lis­tisch im Kauf­preis be­rück­sich­ti­gen. Da­bei hilft es, Sach­ver­stän­di­ge oder Gut­ach­ter*in­nen hin­zu­zie­hen.“

Auf­preis für En­er­gie­ef­fi­zi­enz fällt in Ham­burg hö­her aus als in an­de­ren Me­tro­po­len

Ne­ben der Ver­füg­bar­keit ist auch der Preis ein wich­ti­ger Kauf­fak­tor. In den „Big 7“ liegt der Durch­schnitts­preis der An­ge­bo­te mit sehr gu­ter bis durch­schnitt­li­cher En­er­gie­ef­fi­zi­enz bei 6.748 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Woh­nun­gen der Ef­fi­zi­enz­klas­sen E bis H sind im Durch­schnitt 1.782 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter güns­ti­ger.

In Ham­burg ist der Auf­schlag am höchs­ten. Dort liegt der Durch­schnitts­preis für Woh­nun­gen mit Ef­fi­zi­enz­klas­se D oder bes­ser bei 7.409 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Das sind 2.545 Eu­ro mehr als bei An­ge­bo­ten der Klas­sen E bis H. Es folgt Mün­chen mit ei­nem Auf­preis von 2.256 Eu­ro. Die ge­rings­te Dif­fe­renz weist Stutt­gart mit 1.023 Eu­ro auf.

„In Re­gio­nen mit be­son­ders teu­ren en­er­gie­ef­fi­zi­en­ten Woh­nun­gen kann sich die Sa­nie­rung ei­ner äl­te­ren oder we­ni­ger ef­fi­zi­en­ten Im­mo­bi­lie loh­nen“, sagt Beer­mann. „Wie hoch die Kos­ten aus­fal­len, hängt stark vom Ein­zel­fall ab. Ent­schei­dend sind ne­ben dem Sa­nie­rungs­be­darf auch die An­zahl der Wohn­ein­hei­ten, denn en­er­ge­ti­sche Maß­nah­men be­tref­fen die Ei­gen­tü­mer*in­nen­ge­mein­schaft. So kos­tet die Dach­däm­mung in ei­nem Vier-Par­tei­en-Haus oft ge­nau­so viel wie in ei­nem Ge­bäu­de mit 20 Woh­nun­gen, wo sich der Auf­wand auf mehr Schul­tern ver­tei­len lässt. Auch die Hö­he der Rück­la­gen und ver­al­te­te Hei­zun­gen spie­len ei­ne Rol­le. Oft ge­nügt es, nur Dach und Kel­ler statt der ge­sam­ten Fas­sa­de zu däm­men.“

Preis­vor­teil für en­er­gie­ef­fi­zi­en­te­re Woh­nun­gen im thü­rin­gi­schen Land­kreis Greiz

Auch ab­seits der Me­tro­po­len kann En­er­gie­ef­fi­zi­enz kost­spie­lig wer­den. Un­ter den un­ter­such­ten Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten gibt es 29Re­gio­nen, in de­nen die durch­schnitt­li­chen Preis­auf­schlä­ge für An­ge­bo­te der Klas­sen D und bes­ser bei min­des­tens 1.500 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter lie­gen. An ers­ter Stel­le steht der Land­kreis Mies­bach (Bay­ern). Dort ver­lan­gen Ver­käu­fer*in­nen im Schnitt ei­nen Auf­preis von 3.112 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Auch vie­le Fe­ri­en­re­gio­nen fal­len in die­se Ka­te­go­rie. Da­zu ge­hört ne­ben Mies­bach auch der baye­ri­sche Land­kreis Gar­misch-Par­ten­kir­chen mit ei­nem Auf­schlag von 2.291 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Un­ter den Top 10 be­fin­den sich auch die Land­krei­se Cux­ha­ven (2.199 Eu­ro), Schles­wig-Flens­burg (2.187 Eu­ro) und Vor­pom­mern-Rü­gen (2.172 Eu­ro) an der Nord- und Ost­see­küs­te.

In 62 Re­gio­nen be­trägt der durch­schnitt­li­che Preis­auf­schlag da­ge­gen we­ni­ger als 500 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Im Land­kreis Greiz (Thü­rin­gen) sind An­ge­bo­te mit den En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen D oder bes­ser so­gar güns­ti­ger. Ihr Durch­schnitts­preis liegt um 172 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter un­ter dem für An­ge­bo­te der Klas­sen E bis H. Es fol­gen zwei wei­te­re Re­gio­nen in Thü­rin­gen. Im Land­kreis Go­tha liegt der Auf­schlag im Schnitt bei 22 Eu­ro und im Kreis Al­ten­bur­ger Land bei 32 Eu­ro. Ost­deutsch­land ist ins­ge­samt acht­mal un­ter den Top 10 mit den nied­rigs­ten Preis­auf­schlä­gen ver­tre­ten.

„Auch wenn en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Woh­nun­gen preis­lich im Vor­teil sind, soll­ten Kauf­in­ter­es­sier­te an­de­re Fak­to­ren nicht un­ter­schät­zen“, sagt Ma­nu­el Beer­mann. „Manch­mal lohnt sich trotz Sa­nie­rungs­kos­ten der Kauf ei­ner we­ni­ger en­er­gie­ef­fi­zi­en­ten Woh­nung, wenn ih­re La­ge at­trak­tiv ist. Ei­ne schö­ne Ei­gen­tums­woh­nung in zen­tra­ler Alt­stadt­la­ge wird ih­ren Wert hal­ten oder stei­gern. Ein sehr en­er­gie­ef­fi­zi­en­tes Ob­jekt in Rand­la­ge oder ei­ner we­ni­ger an­spre­chen­den Um­ge­bung wird da­ge­gen auch trotz zu­sätz­li­cher In­ves­ti­tio­nen nicht zur To­p­im­mo­bi­lie“, er­läu­tert Beer­mann. „In­ter­es­sent*in­nen soll­ten des­halb im­mer La­ge und Aus­stat­tung prü­fen und die­se mit dem Bud­get so­wie den per­sön­li­chen An­for­de­run­gen ab­glei­chen.“

Ein­tei­lung der Bau­ten in Deutsch­land nach End­ener­gie­ver­brauch

Sehr gu­te bis durch­schnitt­li­che En­er­gie­ef­fi­zi­enz:

  • Energieeffizienzklasse A+ mit weniger als 30 kWh/m² (Passivhaus, KfW-Effizienzhaus 40), sehr energiesparend.
  • Energieeffizienzklasse A mit 30 bis 50 kWh/m² (Niedrigenergiehaus, KfW-Effizienzhaus 55), geringe Betriebskosten.
  • Energieeffizienzklasse B mit 50 bis 75 kWh/m² (normale Neubauten), gute Effizienz.
  • Energieeffizienzklasse C mit 75 bis 100 kWh/m² (Mindestanforderung Neubau), durchschnittliche Betriebskosten.
  • Energieeffizienzklasse D mit 100 bis 130 kWh/m² (gut sanierte Bestandsbauten), leicht erhöhter Energieverbrauch.

Unterdurchschnittliche bis sehr schlechte Energieeffizienz:

  • Energieeffizienzklasse E mit 130 bis 160 kWh/m² (sanierte Altbauten), geringe Energieeffizienz.
  • Energieeffizienzklasse F mit 160 bis 200 kWh/m² (sanierte Altbauten), hoher Energieverbrauch.
  • Energieeffizienzklasse G mit 200 bis 250 kWh/m² (teilweise sanierte Altbauten), sehr hoher Energieverbrauch. 
  • Energieeffizienzklasse H ab 250 kWh/m² (unsanierte oder sehr schlecht gedämmte Bauten), extrem hoher Verbrauch.

 

Hinter­grund­infor­ma­tionen zum Postbank Wohn­atlas 2025

Der Postbank Wohnatlas ist eine jährlich erscheinende, mehrteilige Studienreihe, die den deutschen Immobilienmarkt unter verschiedenen Aspekten regional bis auf Kreisebene beleuchtet. Für die vorliegende Analyse, die den sechsten Studienteil des diesjährigen Wohnatlas darstellt, wurde unter der Leitung von Diplom-Volkswirtin Dörte Nitt-Drießelmann, Senior Researcherin beim Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), der Einfluss der Energieeffizienz auf den Kaufpreis von Eigentumswohnungen in den 400 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten untersucht.

Kontakt

Oliver Rittmaier
Mediensprecher