Die Immobilienpreise in Deutschland sind im vergangenen Jahr zwar leicht gesunken, in den größten Städten der Republik liegen sie aber nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Wer sich daher für den Kauf einer Eigentumswohnung im Umland statt in der Innenstadt einer Metropole entscheidet, kann weiterhin Geld sparen. In Düsseldorf kostete der Quadratmeter bei Bestandsbauten im Jahr 2024 durchschnittlich 5.006 Euro. Käufer*innen mussten dort im Schnitt rund 2.000 Euro pro Quadratmeter mehr ausgeben als für eine durchschnittliche Immobilie in den umliegenden Landkreisen. In Duisburg liegt die Ersparnis sogar bei 3.000 Euro pro Quadratmeter.
Wer im Umland wohnt und in die Großstadt zur Arbeit pendelt, hat jedoch auch Nachteile: Durch den längeren Arbeitsweg entstehen zusätzliche Kosten für Kraftstoff, Ladestrom oder ÖPNV-Tickets. Zudem muss mehr Zeit eingeplant werden. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2025 zeigt, wie viele Jahre sich der Immobilienerwerb im Umland rechnet und ab wann der Kostenvorteil beim Kauf durch die erhöhten Pendelkosten aufgezehrt ist. Im Modell pendelt je Haushalt eine Person zur Arbeit. Neben einer Vollzeittätigkeit wurde auch der Faktor Homeoffice oder Teilzeit mit drei statt fünf Pendeltagen pro Woche berücksichtigt.
In der Untersuchung vergleicht das HWWI den Kauf einer durchschnittlich teuren 70 Quadratmeter bzw. 120 Quadratmeter großen Wohnung in der Rheinmetropole Düsseldorf zur Selbstnutzung mit dem Erwerb einer gleich großen Immobilie in der kreisfreien Stadt Duisburg sowie in den 17 größten Städten der Landkreise Mettmann und Rhein-Kreis Neuss. Da die Preise für Immobilien in verkehrsgünstig gelegenen größeren Ortschaften in den Umlandkreisen deutlich über denen in abgelegenen kleineren Gemeinden liegen, sind die Expert*innen bei ihren Analysen von einem Preisaufschlag von 20 Prozent auf den Durchschnittspreis des jeweiligen Landkreises ausgegangen. Für die kreisfreie Stadt Duisburg wurde hingegen mit dem Durchschnittspreis kalkuliert.
Darüber hinaus hat das HWWI den Kaufpreisvorteil im Speckgürtel mit den jährlichen Pendelkosten verrechnet. Dabei haben die Expert*innen neben den Kosten für das Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder für das Fahrzeug inklusive Kraftstoff bzw. Ladestrom auch den höheren Zeitaufwand berücksichtigt. Die Kosten für die Autofahrt liegen nach Abzug der Steuervergünstigungen durch die Entfernungspauschale bei 0,45 Euro pro Kilometer und ab einer einfachen Entfernung von 21 Kilometern bei 0,43 Euro. Die Fahrt mit Bus und Bahn wird mit 0,14 Euro pro Kilometer veranschlagt, ab 21 Kilometern beträgt der Preis 0,12 Euro pro Kilometer. Durch das Deutschland-Ticket sind die jährlichen Mobilitätskosten im ÖPNV nach Abzug von Steuervergünstigungen auf 645 Euro gedeckelt. Hinzu kommen die Zeitkosten: Der zusätzliche Zeitaufwand für das Pendeln vom Umland in die Metropole wurde mit dem im Jahr 2024 in Düsseldorf erzielten Bruttolohn von durchschnittlich 32,51 Euro je Stunde bewertet.
Duisburg und Erkrath bieten ÖPNV-Pendler*innen den längsten Vorteil bei 70-m2-Wohnungen
Verglichen mit Düsseldorf profitieren Pendler*innen beim Kauf einer 70-Quadratmeter-Wohnung am längsten von den günstigeren Preisen im 28 Kilometer entfernten Duisburg. Im vergangenen Jahr kostete der Quadratmeter in der Rhein-Ruhr-Stadt im Durchschnitt 1.977 Euro. Wer nicht von zu Hause arbeiten kann, und an 220 Tagen pro Jahr mit Bus und Bahn nach Düsseldorf pendelt, hat den Kaufpreisvorteil gegenüber der Metropole erst nach 54,5 Jahren aufgebraucht. Bei der Fahrt mit dem Auto schrumpft der Preisvorteil auf 18,2 Jahre. Zum Hintergrund: Für Durchschnittskäufer*innen sollten die erhöhten Pendelkosten mindestens 25 Jahre lang durch die Kaufpreisersparnisse gedeckt werden. Dies entspricht in der Regel der restlichen Lebensarbeitszeit von Immobilienkäufer*innen, die in Deutschland im Durchschnitt 40 Jahre alt sind.
Der Kauf einer Eigentumswohnung kann sich für Pendler*innen ebenfalls im 11 Kilometer entfernten Erkrath (Kreis Mettmann) lohnen. Der Preis pro Quadratmeter inklusive 20 Prozent Preisaufschlag liegt dort bei durchschnittlich 3.463 Euro, also 1.543 Euro unter dem Durchschnittspreis in Düsseldorf. Bis dieser Preisvorteil durch die Pendelkosten mit dem ÖPNV aufgezehrt ist, vergehen 45,9 Jahre. Auch in den Städten Hilden und Ratingen (beide Kreis Mettmann) sowie Neuss (Rhein-Kreis Neuss) liegt der Preisvorteil beim Pendeln mit den Öffentlichen zum Teil deutlich über der 25-Jahres-Marke. In Hilden hält der Preisvorteil 31,3 Jahre an, in Neuss sind es 29,5 Jahre und in Ratingen 26,3 Jahre. Alle genannten Orte verfügen über schnelle Zugverbindungen zum Düsseldorfer Hauptbahnhof. Aus Erkrath dauert das Pendeln acht Minuten, aus Ratingen mit 16 Minuten doppelt so lange. Neuss (elf Minuten) und Hilden (13 Minuten) reihen sich dazwischen ein. Zum Vergleich: Beim Pendeln mit dem eigenen Pkw bietet keine der untersuchten Ortschaften einen Preisvorteil, der auch nur in die Nähe der 25-Jahres-Marke rückt.
Singles, die auf 70 Quadratmetern im Umland noch ein Homeoffice unterbringen und drei Tage pro Woche nach Düsseldorf pendeln, profitieren rein rechnerisch sogar in zehn Wohnorten länger als 25 Jahre. Das gilt auch für Paare und Familien, bei denen der pendelnde Partner zwei Tage pro Woche im Homeoffice arbeitet. In Duisburg erhöht sich der Vorteil dadurch auf 83,4 Jahre, in Erkrath auf 76,7 Jahre.
„Wer heute mit Anfang 40 eine Eigentumswohnung kauft und bis zur Rente pendelt, braucht langfristige Planungssicherheit, gerade bei steigenden Mobilitätskosten“, sagt Manuel Beermann, Leiter Produktmanagement Immobilien der Privatkundenbank in Deutschland. „In Duisburg und Erkrath bleibt der Kaufpreisvorteil selbst nach jahrzehntelangem ÖPNV-Pendeln erhalten. Dabei profitieren Käufer*innen in Duisburg von vergleichsweise günstigen Preisen und einer direkten ÖPNV-Anbindung zwischen beiden Hauptbahnhöfen. Pendler*innen können so auf lange Sicht viel Geld sparen, ohne auf urbanes Umfeld und Naherholung zu verzichten. Auch Erkrath punktet mit kurzen, direkten Wegen nach Düsseldorf und viel Grün vor der Haustür.“