Finanzen 2023: ein kleiner Hoffnungsschimmer?

Aus Ausgabe 4/2022
Wenn Sie an Ihre eigene finanzielle Situation denken – blicken Sie eher optimistisch oder pessimistisch auf das kommende Jahr? Seit 2015 stellt die Postbank den Deutschen zum Jahresende diese Frage. Erstmals befürchtet nun die Mehrheit der Befragten (62 Prozent), dass sich ihre finanzielle Situation nachteilig entwickeln wird.

Bild Nr. 1662, Quelle: Postbank / © Alena Brozova

Stimmungseinbruch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern. Seit 2015 fragt die Postbank in ihrem „Stimmungsbarometer“ die Deutschen, wie sie ihre finanzielle Situation (Einkommen, Ersparnisse, Geldanlage, Ausgaben) im kommenden Jahr einschätzen. Aktuell äußern sich so viele Menschen pessimistisch wie noch nie. Die Zahl derer, die von einer negativen Entwicklung ihrer Finanzen ausgehen, betrug im vergangenen Jahr – trotz der deutlich spürbaren wirtschaftlichen Folgen durch die Corona-Pandemie – lediglich 26 Prozent, 2015 lag sie ähnlich niedrig bei 29 Prozent. Aktuell blickt nur jeder vierte Deutsche (25 Prozent) zuversichtlich auf seine finanzielle Situation im kommenden Jahr – so wenige waren es noch nie seit Beginn der Umfrage. Im Jahr 2015 schauten 60 Prozent und 2021 trotz Corona immerhin noch 34 Prozent optimistisch auf ihre Finanzen. „Der Russland-Ukraine-Krieg und die damit verbundenen hohen Energiepreise spiegeln sich deutlich in der Stimmung der Verbraucher wider. Die Corona-Pandemie hat die Menschen verunsichert; die aktuelle Krise lässt die Stimmung jedoch kippen und scheint einen Wendepunkt zu markieren“, meint Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden von der Postbank.

Licht am Ende des Tunnels?

Laut Postbank Umfrage geraten zurzeit immer mehr Menschen an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten. Grund ist die Inflation: Innerhalb von neun Monaten ist der Anteil der Deutschen, die aufgrund der Preissteigerungen die täglichen Ausgaben kaum noch bestreiten können, um knapp 64 Prozent gestiegen. Im Januar gab jeder Neunte (11 Prozent) an, dass er wegen der steigenden Preise kaum noch über die Runden kommt; im März schon jeder Siebte (15 Prozent) und aktuell bereits jeder sechste Deutsche (18 Prozent). „Die Preissteigerungen bringen immer mehr Menschen in existenzielle Not. Am härtesten treffen sie die unteren Einkommensgruppen. Vor allem die steigenden Energiepreise belasten Menschen mit geringerem Einkommen besonders stark, denn sie bewohnen überdurchschnittlich oft Gebäude mit schlechtem energetischem Standard und müssen mit hohen Energiekosten rechnen – ein Teufelskreis“, erklärt Dr. Ulrich Stephan. „Mittlerweile haben aber auch immer größere Teile der Mittelschicht Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Laut Postbank Umfrage trifft dies auf 27 Prozent der Befragten mit einem monatlichen Haushalts-Nettoeinkommen von weniger als 2.500 Euro zu. Ist ein Ende der Inflation in Sicht? Der Trend steigender Preise scheine bei den Erzeugerpreisen zunächst gebrochen, macht Dr. Ulrich Stephan Hoffnung. In einigen Monaten könnten dies auch die Verbraucherinnen und Verbraucher spüren.

Bild Nr. 1664, Quelle: Postbank

Die Zahl der Deutschen, die eine nachteilige Entwicklung ihrer finanziellen Situation – ihres Einkommens, ihrer Ersparnisse, ihrer Geldanlage und ihrer Ausgaben – befürchten, ist auf 62 Prozent gestiegen. Selbst in der Corona-Krise hat das „Stimmungsbarometer“ der Postbank nicht ansatzweise einen so hohen Anteil an Pessimisten verzeichnet.

Informationen zur Umfrage

In einer repräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 4. und 6. Oktober 2022 insgesamt 2.039 Befragte ab 18 Jahren.