Miese Masche: Betrug an Senioren

Aus Ausgabe 2/2021
Seit Beginn der Corona-Krise werden immer mehr ältere Menschen Opfer von Trickbetrügern. Die Kriminellen nutzen Isolation und Ängste der Menschen aus und münzen bekannte Betrugsstrategien auf die Pandemie um. Wer ihre Maschen kennt, kann sich besser schützen.

Die Kriminellen suchen sich gezielt ältere Opfer aus, weil sie bei ihnen leichte Beute vermuten
Bild Nr. 1604, Quelle: Postbank / © HighwayStarz

„Bleiben Sie zu Hause“: Die Deutschen haben wohl noch nie so viel Zeit zu Hause verbracht wie während der Corona-Krise. Schlechte Zeiten für Einbrecher und Taschendiebe. Aber offenbar beste Bedingungen für Betrüger, die ältere Menschen im Visier haben: Allein in NRW stieg die Zahl der auf Senioren zielenden Betrugsdelikte – wie Enkeltrick oder falsche Amtsträger – im Vergleich von 2019 zu 2020 um knapp 38 Prozent, zitiert das Landeskriminalamt NRW die Polizeiliche Kriminalstatistik. Zwar sei das Risikobewusstsein der über 65-Jährigen im öffentlichen Raum hoch – beispielsweise führen ältere Personen weniger Bargeld bei sich. Aber: „In ihren vermeintlich sicheren vier Wänden erkennen Seniorinnen und Senioren das kriminelle Vorgehen von Täterinnen und Tätern oft nicht oder sind in spontanen Tatsituationen derart überrascht, dass sie das vorhandene Wissen hierüber nicht abrufen können“, berichtet Kriminalhauptkommissar Udo Rechenbach.

Falscher Enkel hat Corona

Das Überraschungsmoment, gepaart mit emotionalem Druck, nutzen die Kriminellen beispielsweise beim Enkeltrick. Bei dieser perfiden Masche ruft der Betrüger sein potenzielles Opfer an und gibt sich als naher Verwandter aus, der in eine Notsituation geraten ist und finanzielle Hilfe benötigt. Aktueller Aufhänger: Ein Angehöriger habe sich mit Covid-19 infiziert, liege im Krankenhaus und benötige dringend Geld, um die ärztliche Behandlung zu bezahlen. Willigt das Opfer ein, holt ein Bote das Geld ab oder begleitet das Opfer sogar zur Bank, um Ersparnisse vom Konto abzuheben. Der Schaden bei dieser Betrugsmasche kann außerordentlich groß sein: „Fällt das Opfer auf den Trick herein, ist oftmals das über Jahrzehnte angesparte Vermögen auf einen Schlag weg“, warnt Anja Maultzsch, Expertin für Seniorenfragen bei der Postbank. Gerade während der Pandemie waren Senioren anfällig für Straftaten dieser Art, weil sie oft allein zu Hause waren.

Vorsicht: manipulierte Rufnummer

Auf demselben Prinzip wie der Enkeltrick basiert die Masche „Falsche Amtsträger“: Dabei ruft ein vermeintlicher Polizeibeamter oder Mitarbeiter des Gesundheitsamtes das potenzielle Opfer mit einer manipulierten Nummer an, sodass 110 oder eine andere bekannte Nummer im Display erscheint. Der Anrufende behauptet, der Wohnort des Betroffenen sei unter Quarantäne gestellt worden und müsse untersucht oder desinfiziert werden. Auf diese Weise verschaffen sich die Kriminellen Zugang zur Wohnung des Opfers, wo sie es auf Bargeld und Wertgegenstände abgesehen haben. „Es ist wichtig, nicht nur die älteren Menschen selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld für diese Form des Betrugs zu sensibilisieren und mit den neuesten Erkenntnissen über die Vorgehensweise der Täter vertraut zu machen,“ sagt die Postbank Expertin. „Wissen ist der beste Schutz, um derartige Straftaten zu verhindern.“