Umfrage: Pflegekosten werden unterschätzt

Aus Ausgabe 1/2024
Viele Deutsche wissen nicht, dass Pflege im Alter anteilig aus eigenen Mitteln bezahlt werden muss, das ergibt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Deutschen Bank. Welche Kosten trägt die gesetzliche Pflegeversicherung und was, wenn das Geld nicht reicht?

Bild Nr. 1711, Quelle: Postbank / © Arne Trautmann

Die Zahl der Men­schen, die ein ho­hes Le­bens­al­ter er­rei­chen, wächst ste­tig. Auch wenn je­der ger­ne mög­lichst lan­ge un­ab­hän­gig und selbst­be­stimmt in den ei­ge­nen vier Wän­den le­ben möch­te, ist es doch Rea­li­tät, dass mit dem Al­ter auch die Wahr­schein­lich­keit steigt, auf Pfle­ge an­ge­wie­sen zu sein. Laut ei­ner Pro­gno­se des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amts wird die Zahl der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen bis 2055 um 37 Pro­zent zu­neh­men. Die Fi­nan­zie­rung der Pfle­ge­kos­ten ist ei­ne gro­ße Her­aus­for­de­rung – denn Pfle­ge ist teu­er. Dies ist vie­len Bun­des­bür­gern nicht be­kannt: Ei­ne ak­tu­el­le You­Gov-Um­fra­ge im Auf­trag der Deut­schen Bank hat er­ge­ben, dass je­der fünf­te Deut­sche (20 Pro­zent) denkt, dass die Pfle­ge­ver­si­che­rung sämt­li­che Kos­ten für die voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge in ei­nem Pfle­ge­heim über­nimmt und kein Ei­gen­an­teil ge­zahlt wer­den muss. Tat­säch­lich lag die mo­nat­li­che Ei­gen­be­tei­li­gung 2023 im ers­ten Jahr des Heim­auf­ent­halts bun­des­weit im Durch­schnitt bei rund 2.600 Eu­ro, so ei­ne Aus­wer­tung des Ver­ban­des der Er­satz­kas­sen e. V. „Die ge­setz­li­che Pfle­ge­ver­si­che­rung ist grund­sätz­lich nicht auf vol­le Kos­ten­de­ckung an­ge­legt. Das hei­ßt, dass nur Zu­schüs­se zu den tat­säch­li­chen Pfle­ge- und Be­treu­ungs­kos­ten ge­leis­tet wer­den. Die Hö­he der Zu­schüs­se staf­felt sich nach dem Pfle­ge­grad – al­so je nach­dem, wie viel Hil­fe die pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­son be­nö­tig­t“, er­klärt An­ja Maultzsch von der Post­bank. Ab dem Pfle­ge­grad 2 zahlt die ge­setz­li­che Pfle­ge­ver­si­che­rung ei­nen Leis­tungs­zu­schlag, der mit zu­neh­men­der Dau­er des Heim­auf­ent­halts steigt – von 15 Pro­zent im ers­ten Jahr bis zu 75 Pro­zent ab dem vier­ten Jahr.

Bes­ser vor­sor­gen

Laut Deut­sche Bank Um­fra­ge schät­zen die Be­frag­ten, die mit ei­nem zu zah­len­den Ei­gen­an­teil rech­nen, ihn meist zu nied­rig ein. Rund je­der fünf­te (22 Pro­zent) geht da­von aus, dass für ei­nen voll­sta­tio­nä­ren Platz im Pfle­ge­heim un­ter 1.500 Eu­ro pro Mo­nat aus ei­ge­ner Ta­sche fäl­lig wer­den. 39 Pro­zent ha­ben kei­ne Vor­stel­lung von der Hö­he die­ser Kos­ten. „Die Un­wis­sen­heit zum The­ma Pfle­ge­kos­ten ist groß und es ist wich­tig, dar­über auf­zu­klä­ren. Denn wem be­wusst ist, dass er selbst ei­nen Teil der Kos­ten tra­gen muss, der ist eher be­reit vor­zu­sor­gen, zum Bei­spiel mit ei­ner pri­va­ten Pfle­ge­ver­si­che­run­g“, er­klärt An­ja Maultzsch. Für die Fi­nan­zie­rung des Heim­plat­zes muss die be­trof­fe­ne Per­son ih­re Ren­te, Er­spar­nis­se und Ver­mö­gens­wer­te – zum Bei­spiel Wohn­ei­gen­tum – ein­set­zen. Das Amt kann so­gar ver­lan­gen, dass Schen­kun­gen, die in den letz­ten zehn Jah­ren er­folgt sind, rück­gän­gig ge­macht wer­den. Reicht das Geld trotz­dem nicht, müs­sen un­ter Um­stän­den die Kin­der ih­re El­tern fi­nan­zi­ell un­ter­stüt­zen. Da­zu sind Nach­kom­men al­ler­dings nur ver­pflich­tet, wenn ihr al­lei­ni­ges Jah­res­brut­to­ein­kom­men über 100.000 Eu­ro liegt.

Informationen zur Umfrage

In ei­ner be­völ­ke­rungs­re­prä­sen­ta­ti­ven On­line-Be­fra­gung in­ter­view­te You­Gov im Auf­trag der Deut­schen Bank zwi­schen dem 29. Sep­tem­ber und 2. Ok­to­ber 2023 ins­ge­samt 2.074 Per­so­nen ab 18 Jah­ren.