Vielen fehlt das nötige Finanzwissen

Aus Ausgabe 3/2022
Jeder sechste Deutsche (16 Prozent) geht von falschen Annahmen aus, wenn es um die Auswirkungen der Inflation auf seine Geldanlagen geht. Vor allem junge Menschen unterschätzen den Effekt der Geldentwertung. Ein Irrtum, der schwerwiegende Folgen haben kann.

Bild Nr. 1658, Quelle: Postbank / © Benis Arapovic

Die Ver­braucher­preise steigen und die In­flations­rate erklimmt immer neue Höchst­stände. Trotz der steigen­den Lebens­haltungs­kosten legen drei von vier Deutschen (75 Pro­zent) Geld beiseite. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank. Ein Wer­muts­tropfen für die fleißigen Sparer­innen und Sparer: „Liegt der Gewinn, den eine Geld­anlage erzielt, unter­halb der In­flations­rate, verliert das Geld nach und nach an Wert“, erklärt Katrin Chrambach von der Postbank. „An­gesichts der derzeit sehr hohen In­flations­rate ist ein voll­stän­diger Aus­gleich schwer möglich. Trotz­dem sollten Anleger­innen und Anleger bestrebt sein, der Geld­ent­wertung ent­gegen­zu­wirken.“ Dies berück­sichti­gen jedoch viele Deutsche bei der Geld­anlage noch nicht. Knapp jeder Zweite (44 Pro­zent) zahlt seine Er­spar­nisse auf ein Spar­konto ein, jeder Dritte (36 Prozent) parkt sie auf dem Giro­konto und jeder Siebte (14 Prozent) verwahrt sie zu Hause, so die Postbank Umfrage.

„Böhmische Dörfer“

Die Aus­wirkun­gen der In­flation auf ihre Er­spar­nisse sind vielen Deutschen schlicht nicht bekannt: Knapp neun Prozent meinen, dass die Preis­steiger­ungen keinen Ein­fluss auf den Wert der Rück­lagen haben, sieben Prozent gehen davon aus, dass die Er­sparnisse an Wert gewinnen. Jeder Sechste (16 Prozent) zuckt mit den Achseln. Besonders selten wissen junge Menschen um diesen Effekt: Nur jedem zweiten 18- bis 24-Jährigen (52 Pro­zent) ist bewusst, dass Rück­lagen durch die I­nflation an Wert ver­lieren. Über alle Alters­gruppen hinweg geben immer­hin 68 Pro­zent die richtige Antwort.

Wissen zahlt sich aus

„Der Wert­ver­lust ihrer Er­spar­nisse wird von einigen An­legern einfach nicht be­merkt“, stellt die Postbank Expertin fest. Dies könne der Ent­schei­dung im Weg stehen, Geld in einer gewinn­bringen­den Anlage­form anzu­legen, zum Beispiel mit einem Spar­plan in einem breit gestreuten Fonds. Katrin Chrambach: „Generell kann mangelndes Finanz­wissen zu folgen­schwereren Anlage­fehlern führen – weil das Risiko einer Geld­anlage nicht richtig ein­ge­schätzt wird.“ Ein Beispiel für Letzteres ist die Beliebt­heit von Krypto­währungen unter jungen Menschen: Laut Postbank Umfrage legen 17 Prozent der 25- bis 34-Jährigen und 15 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Geld in digitalen Währungen an. Eine sehr speku­lative In­vestition. „Junge Anleger haben in der Regel einen kleinen finan­ziellen Spiel­raum, können aber von einem langen An­lage­horizont profi­tieren. Daher ist es für sie ent­schei­dend, die Weichen für die Geld­anlage von Anfang an sinn­voll zu stellen. Dafür ist fundiertes Finanz­wissen nötig“, meint die Postbank Expertin.

Informationen zur Umfrage

In einer re­präsen­ta­tiven Online-Be­fragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 2. und 5. Sep­tember 2022 ins­gesamt 2.058 Be­fragte ab 18 Jahren.