Wann hört bei Geld die Freundschaft auf?

Aus Ausgabe 1/2018

Funktioniert eine Freundschaft nur, wenn man auch finanziell auf Augenhöhe ist? Nein, meint die überwiegende Mehrheit der Deutschen. Das hat eine aktuelle Postbank Umfrage ermittelt. Die Erfahrung beweist allerdings das Gegenteil.

Zwischen Frust und Scham: Wenn Freunde finanziell nicht in derselben Liga spielen, kann das zu Problemen führen
Bild Nr. 1466, Quelle: Postbank, © Arne Trautmann / © igterex

Mein Haus, mein Auto, mein Boot – es kann zur Belastungsprobe für eine Freundschaft werden, wenn Freunde in unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen leben. Wenn sich einer der Freunde den kostspieligen gemeinsamen Skiurlaub oder Restaurantbesuche nicht (mehr) leisten kann, kommen auf der einen Seite leicht Frust und auf der anderen Seite Schamgefühle auf. Trotzdem meinen knapp 87 Prozent aller Bundesbürger, dass unterschiedliche Einkommensverhältnisse in der Freundschaft keine Rolle spielen. Das ergibt eine aktuelle TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank. Mit steigendem Alter kommt jedoch für viele die Einsicht: Während nur sechs Prozent der 18- bis 29-Jährigen Geld einen entscheidenden Einfluss auf Freundschaften attestieren, sind es von den 50- bis 59-Jährigen schon elf Prozent und von den über 60-Jährigen sogar 19 Prozent. Dies ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass sich Einkommensunterschiede oftmals erst im Laufe des Lebens entwickeln. Je länger eine Freundschaft dauert, desto größer das Risiko: Der eine Freund macht Karriere oder beerbt die reiche Tante, der andere reiht Misserfolge aneinander und kommt gerade so über die Runden. Interessant ist zudem: Laut Postbank Umfrage ist jeder vierte Befragte (27 Prozent), der einen Freund wegen des Geldes verloren hat, der Meinung, dass eine Freundschaft nur dann gelingt, wenn man in ähnlichen finanziellen Verhältnissen lebt. Der Paarberater und Buchautor Michael Mary hält finanzielle Ungleichheit nicht per se für eine Gefahr für Beziehungen – wenn man folgende Regeln beachtet: „Bei Freundschaften geht es darum, einander Gutes zu tun. Dabei gilt: Was den einen glücklich macht, darf den anderen nicht unglücklich machen. Und Geben und Nehmen müssen sich auf Dauer ausgleichen. Wobei der Ausgleich nicht materieller Art sein muss – es kann sich auch um Zeit oder Aufmerksamkeit oder einen anderen Gefallen handeln.“ Der Freund mit den größeren finanziellen Möglichkeiten sollte sich großzügig zeigen, beispielsweise den anderen zum Essen einladen und die Kosten übernehmen. Michael Mary warnt: „Ansprüche darf er daraus aber nicht ableiten.“ Info: Am 1. März 2018 erschien Michael Marys aktuelles Buch „Die Liebe und das liebe Geld“.

Informationen zur Umfrage

In einer telefonischen, repräsentativen Mehrthemenbefragung im Januar 2018 interviewte TNS Emnid im Auftrag der Postbank 1.005 Befragte ab 18 Jahren.