Anlegerwissen

Was bedeuten KGV und Co.?
Aktuell überlegen viele Anleger, in Aktien zu investieren. Doch wie findet man Titel mit Kurspotenzial? Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis können dabei eine Rolle spielen.

Wer in Aktien investiert, erhofft sich vor allem eines: eine positive Rendite. Die kann sich neben möglichen Dividendenzahlungen daraus ergeben, dass man eine Aktie zu einem höheren Preis verkauft, als man sie gekauft hat.

Doch wie erkennt man Aktien mit Kurspotenzial?

In diesem Zusammenhang ist häufig die Rede von sogenannten Kennzahlen. Sie werden aus den Fundamentaldaten und dem wirtschaftlichen Umfeld des Unternehmens, das die Aktien herausgibt, errechnet und helfen Investoren, einzuschätzen, inwieweit der aktuelle Kurs einer Aktie ihrem „inneren“ Wert entspricht. Erscheint eine Aktie auf Basis der Kennzahlen unter- bzw. günstig bewertet, könnte das ein Kaufargument sein. Erscheint sie hingegen überbewertet, also „zu teuer“, könnte das ein Anlass zum Verkauf sein, etwa um Kursgewinne einzustreichen. Wichtig für Anleger: Kennzahlen sollten niemals als alleiniges Kauf- oder Verkaufsargument dienen, sondern immer im Zusammenhang mit der allgemeinen Marktlage und weiteren Unternehmensdaten betrachtet werden.

Wir geben einen Überblick über einige Kennzahlen:

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV ist eine der bekanntesten Kennzahlen. Es setzt den aktuellen Aktienkurs eines Unternehmens ins Verhältnis zum Nettogewinn (nach Abzug von z. B. Steuern). Dafür teilt man den aktuellen Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie.

Beispiel (vereinfachte Erklärung): Das Unternehmen XY erwartet für 2021 einen Gewinn je Aktie von 3,00 Euro. Der Kurs der Aktie beträgt aktuell 60,00 Euro. Das KGV beträgt also 60,00 dividiert durch 3,00 = 20. Somit beträgt das KGV 20.

Je niedriger das KGV, desto höher ist also der Gewinn pro Aktie im Verhältnis zu ihrem Kurs. Aktien mit einem niedrigen KGV können deshalb als günstig gelten. Allerdings muss sich aus einem aktuell niedrigen KGV nicht zwangsweise Kurspotenzial ableiten. Es kann zum Beispiel gesunken sein, weil Anleger das Vertrauen in zukünftige Gewinne verloren haben und sich deshalb von den Aktien des Unternehmens trennen. Wichtig: Es gibt keinen allgemeingültigen Durchschnittswert, unter dem eine Aktie als niedrig bewertet eingestuft werden kann – das durchschnittliche KGV unterscheidet sich von Branche zu Branche und Region zu Region. Und: Sogenannte Wachstumswerte, etwa aus dem Tech-Bereich, können aufgrund eines zukunftsfähigen, stark wachstumsorientierten Geschäftsmodells trotz eines hohen KGV weiteres Kurspotenzial aufweisen.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das KBV setzt den aktuellen Aktienkurs in Relation zum Buchwert je Aktie. Beim Buchwert handelt es sich um alle in der Bilanz enthaltenen „greifbaren“ Vermögenswerte eines Unternehmens, beispielsweise Maschinen und Immobilien. Er wird in der Bilanz ausgewiesen. Interessant ist das KBV vor allem für sogenannte Value-Investoren, die bevorzugt in Substanzwerte investieren. Substanzwerte sind in der Regel große, etablierte Unternehmen, die schon länger erfolgreich am Markt agieren und regelmäßige Gewinne erzielen. Value-Investoren gehen davon aus, dass sich der Börsenwert eines Unternehmens mit soliden Fundamentaldaten seinem Buchwert mit der Zeit angleicht. Ein niedriges KBV könnte dementsprechend auf Kurspotenzial hinweisen.

Auch beim KBV liegt jedoch die Tücke im Detail. So können die Vermögenswerte eines Unternehmens in der Bilanz zu hoch angesetzt sein. Zudem sagt der reine Besitz von zum Beispiel Maschinen nicht unbedingt etwas über die Wachstumschancen eines Unternehmens aus. Tech-Unternehmen etwa haben in der Regel ein deutlich höheres KBV als Industriebetriebe, bieten deshalb aber nicht weniger Wachstumspotenzial. Ihr Wert kann zum Beispiel im Geschäftsmodell oder dem Know-how der Mitarbeiter liegen.

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Der Cashflow gibt Auskunft über die Liquidität eines Unternehmens, also darüber, wie viel Kapital ein Unternehmen sofort verfügbar hat. Dafür werden die Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum gegenübergestellt. Um das Kurs-Cashflow-Verhältnis zu berechnen, wird der Kurs der Aktie durch den Cashflow je Aktie geteilt.

Faustregel wie beim KGV und KBV: Je niedriger das KCV eines Unternehmens im Vergleich zu einem anderen Betrieb der gleichen Branche ausfällt, desto günstiger bewertet ist dessen Aktie. Vorteil des KCV gegenüber KGV und KBV: Beim Cashflow lässt sich gegenüber dem Gewinn oder dem Buchwert in der Bilanz kaum „tricksen“.

Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Das KUV bezeichnet die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, also seinen Börsenwert, im Verhältnis zu seinem Jahresumsatz. Für die Berechnung teilt man den Kurs der Aktie durch den Umsatz je Aktie. Wie bei den anderen Kennzahlen gilt auch hier die Faustregel: je niedriger der Wert, desto besser – aber auch hier nur innerhalb der gleichen Branche und Region. Vor allem für Unternehmen mit zyklisch schwankenden Umsätzen kann das KUV aussagekräftiger als das KGV sein. Auch zur Bewertung junger Unternehmen mit noch geringen Gewinnen (oder gar Verlusten) kann das KUV bessere Vergleichsdaten liefern als das KGV.

Gut zu wissen: Die vorgenannten Kennzahlen sind nur einige von etlichen Aspekten zur Einschätzung des möglichen Erfolgs oder Misserfolgs einer Aktienanlage. Wichtig sind dafür beispielsweise auch allgemeine Kapitalmarkttrends, etwa die Zinsentwicklung, oder die konjunkturellen Aussichten und die Inflationserwartungen. Für den Anleger könnte sich daher statt der Investition in Einzeltitel die Geldanlage in Investmentfonds anbieten. Dabei überwacht ein professionelles Fondsmanagement die Entwicklungen an den Kapitalmärkten, analysiert die volkswirtschaftlichen Rahmendaten und stellt gemäß den Anlagerichtlinien des jeweiligen Fonds ein Portfolio aus Aktien verschiedener Unternehmen zusammen. Im Rahmen eines Fondssparplans können Sie bei der Postbank bereits mit monatlichen Beträgen ab 50 Euro in Aktienfonds investieren.

Risikohinweis
Jede Geldanlage ist mit Risiken verbunden. Mit den Renditechancen einer Anlage steigen auch ihre Risiken. Je nach Wahl des Wertpapierprodukts ist insbesondere mit Kurs-, Markt- bzw. Volatilitätsrisiken, Risiken der Bonität, der Liquidität, der Zinsänderung, der Währung und der Länder sowie steuerlichen Risiken zu rechnen. Über die speziellen Risiken des jeweiligen Wertpapierprodukts informieren Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen.
Diese sind abrufbar auf www.postbank.de, telefonisch bestellbar unter 0228 5500 5555 und erhältlich in der Postbank Filiale bei Ihrem Wertpapierberater.

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