Die Deutschen wissen nur wenig über nachhaltige Kapitalanlagen. Das zeigt eine aktuelle Studie. Höchste Zeit also, hier mal einige Begriffe und Abkürzungen zu erklären!
Welche Rolle spielt das Kriterium Nachhaltigkeit bei Anlageentscheidungen hierzulande? Das wollte das Deutsche Institut für Altersvorsorge in einer Umfrage wissen. Und fand heraus: 48 Prozent der Befragten kennen den Begriff „nachhaltige Kapitalanlage“ gar nicht. Nur 14 Prozent können ihn richtig definieren. Damit Sie sich künftig dazuzählen können, haben wir hier ein kleines Lexikon zusammengestellt.
Ausschlusskriterien
Um als nachhaltig eingestuft zu werden, muss ein Investment sogenannte ESG-Kriterien erfüllen. Das gängigste Prinzip zur Umsetzung dieser Kriterien ist, Unternehmen (oder Staaten bei Staatsanleihen) auszuschließen, die den entsprechenden ökologischen, sozialen und ethischen Werten nicht gerecht werden. Gängige Ausschlusskriterien sind zum Beispiel Waffenhandel, Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen, Glücksspiel, Korruption und Bestechung, Tierversuche und Kernenergie.
Best-in-Class
Nach dem Best-in-Class-Ansatz schaffen es nur diejenigen Unternehmen in zum Beispiel Nachhaltigkeitsfonds und -indizes, die innerhalb ihrer Branche, Kategorie oder Klasse in ökologischer, sozialer und ethischer Hinsicht die ESG-Kriterien am besten erfüllen.
Divestment
Divestment ist das Gegenteil von Investment und meint, dass Kapital aus unethischen Aktien, Anleihen und Fonds abgezogen wird – zum Beispiel aus Unternehmen, die besonders viel klimaschädliches CO2 erzeugen.
ESG
Hinter dieser Abkürzung stecken die englischen Begriffe Environmental, Social und Governance:
- Environmental meint auf die Umwelt bezogene Kriterien wie CO2-Emissionen, den Anteil erneuerbarer Energien, das Umweltmanagement oder die Einhaltung von Umweltrichtlinien.
- Social bezieht sich auf soziale Faktoren wie die Einhaltung zentraler Arbeitsrechte oder hohe Standards bei Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.
- Governance steht für eine nachhaltige Unternehmensführung. Dazu zählen die Verantwortlichkeit von Vorständen und Themen wie Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse.
Diese drei Aspekte beziehen Investoren in die Analyse von Wertpapieren ausdrücklich mit ein („ESG-Integration“). So können sie ökologische, soziale und ethische Konsequenzen von Investitionen in Unternehmen und Staaten berücksichtigen und bewerten.
EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums
Mit diesem Plan hat die EU-Kommission im Jahr 2019 den rechtlichen Rahmen geschaffen, um die ESG-Kriterien in den Mittelpunkt des Finanzsystems zu stellen. Um die EU-Wirtschaft zu einer umweltfreundlicheren und widerstandsfähigeren Kreislaufwirtschaft umzubauen, sieht der Plan vor,
- Kapitalflüsse in nachhaltige Investments zu leiten,
- Nachhaltigkeit ins Risikomanagement einzubeziehen und
- Transparenz und langfristiges Handeln zu fördern.
Global Compact der UN
Diese Vereinbarung wurde 1999 zwischen Unternehmen und den Vereinten Nationen geschlossen mit dem Ziel, die Globalisierung verantwortungsvoller und gerechter zu gestalten. Grundlagen des Pakts sind zehn universelle Prinzipien, die Mindeststandards in Sachen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention einfordern.
Impact Investing
Beim „wirkungsorientierten Investieren“ geht es darum, Geld gezielt so zu investieren, dass neben einer finanziellen Rendite nachweislich ein positiver ökologischer und sozialer Effekt erzielt wird. Beispiele wären die direkte Investition in Unternehmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine ausschließlich nachhaltige Landwirtschaft ohne die Ausbeutung von Arbeitskräften zu betreiben oder günstigen Wohnraum zu schaffen.
Nachhaltige ThemenfondsMit einem Themenfonds konzentriert sich ein Anleger auf ein bestimmtes Thema. Wer „grün“ investieren möchte, kann das zum Beispiel mit Investmentfonds in den Bereichen Erneuerbare Energien, Umwelttechnologien oder Ökoeffizienz tun.
Normbasiertes Screening
Auf diese Weise wird überprüft, ob potenzielle Investments bestimmten internationalen Normen entsprechen. Dazu zählen zum Beispiel die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen, der Global Compact oder die SDG der UN.
SDG der UN
Die Sustainable Development Goals sind 17 politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die auf Grundlage der ESG-Kriterien eine weltweite nachhaltige Entwicklung vorantreiben sollen. Sie sind das Herzstück der 2015 verabschiedeten Agenda 2030.