E-Health – also der Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitsbereich – ist ein Thema, das hierzulande lange stiefmütterlich behandelt wurde. Mittlerweile setzt sich die Digitalisierung im Gesundheitswesen sukzessive durch. Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) lassen sich seit 2021 medizinische Informationen umfassend speichern. E-Health kann aber noch mehr: Telemedizin trägt zum Beispiel dazu bei, die Folgen des Ärztemangels zu lindern und die Gesundheitsversorgung sicherer zu machen.
E-Health – Gesundheitswesen auf Digitalkurs
Was bedeutet E-Health?
Digitalisierung ist das Thema der Stunde. Ob Politik, Wirtschaft, Arbeitswelt, Bildung oder Gesellschaft – alle digitalisieren. Von den Möglichkeiten der modernen Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) profitiert auch die Medizin: E-Health bietet verschiedene Anwendungen, die der medizinischen Betreuung und Behandlung dienen. Die einfache, schnelle und sichere Datenweitergabe per elektronischer Patientenakte gehört ebenso dazu wie Gesundheits-Apps und die Telemedizin.
Weil es dafür Datensicherheit und gesetzliche Rahmenbedingungen braucht, gilt seit Juni 2021 das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG). Das DVPMG verfolgt unter anderem das Ziel, Prozesse wie die Medikationsverschreibung sowie die Dokumentation medizinischer Daten zu erleichtern – und damit die Versorgung mit digitalen Gesundheitsanwendungen auszubauen.
Wie funktioniert die elektronische Patientenakte?
Seit Anfang 2021 haben gesetzlich Versicherte die Möglichkeit, eine elektronische Patientenakte bei ihrer Krankenkasse zu erhalten. Diese elektronische Akte fasst alle medizinischen Befunde und Informationen zusammen. Damit liegen einer Arztpraxis stets sämtliche relevanten Informationen aus früheren Untersuchungen und Behandlungen vollständig vor.
Patienten können ihre elektronische Patientenakte per App mit eigenen medizinischen Daten befüllen, dazu gehören beispielsweise Arztbriefe und Befunde. Als Patient haben Sie damit die Kontrolle über Ihre Daten und bestimmen selbst, welche Informationen Sie speichern bzw. löschen möchten.
Folgende bisher analoge Angebote sollen ebenfalls digitalisiert werden, voraussichtlich bereits ab 2022:
- Mutterpass
- Impfpass
- Untersuchungsheft für Kinder
- Bonusheft Zahnvorsorge
Elektronische Patientenakte und Datenschutz
Mit der Bekanntgabe der neuen elektronischen Patientenakte kam ein altbekanntes Problem auf: der Datenschutz. Um die Sicherheit persönlicher Daten auf der ePA zu gewährleisten, wurden mehrere technische Schutzmaßnahmen entwickelt:
- Ihre Informationen sind auf der elektronischen Akte verschlüsselt abgelegt.
- Es können nur Personen Daten einsehen, denen Sie den Zugriff erlaubt haben.
- Der Zugriff erfolgt über die Telematikinfrastruktur. Dabei handelt es sich um ein in sich geschlossenes, gesichertes System.
Elektronische Patientenakte und Widerspruch
Eine elektronische Patientenakte bietet viele Vorteile, sowohl für Patienten als auch Ärzte. Doch nicht jeder fühlt sich wohl mit dem Gedanken, seine medizinischen Informationen digital zu speichern. Sie können grundsätzlich selbst entscheiden, ob und wie Sie die digitale Anwendung nutzen möchten. Die versichertengeführte elektronische Akte stellt damit ein freiwilliges Angebot dar. Selbst Ihr behandelnder Arzt erhält nicht automatisch Zugriff auf Ihre Daten, dafür ist immer die Freigabe durch den Versicherten nötig.
Das E-Rezept kommt ab 2022
Die Zettelwirtschaft bei der Verschreibung von Arzneimitteln hat bald ein Ende. Mit dem E-Rezept ist es ab 1. Januar 2022 für Patienten einfacher und zeitsparender, ein verschreibungspflichtiges Medikament zu bekommen. Möchten Sie sich den Weg zur Arztpraxis sparen, können Sie sich das Folgerezept künftig über eine sichere E-Rezept-App auf Ihr Smartphone zusenden lassen. Auch für die medizinische Beratung per Videosprechstunde ist das E-Rezept eine praktische Option.
Die aktuellen E-Health-Schwerpunkte
Im Fokus des Bundesgesundheitsministeriums und der Anbieter stehen zurzeit mobile Anwendungen. Dazu gehören Gesundheits-Apps, wie zum Beispiel ein digitales Kopfschmerztagebuch oder die digitale Dokumentation von Blutzuckerwerten bei Diabetikern. Viele Patienten benutzen schon solche Angebote, denn Arztpraxen können geprüfte medizinische Apps „auf Rezept“ verordnen: Dann tragen die Krankenkassen die Kosten. Die Vorteile digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGAs) liegen auf der Hand: Gerade jüngere Patienten bevorzugen die digitalen Angebote und nutzen sie zuverlässiger als Aufzeichnungen in Papierform. Dazu lassen sich die Daten leicht an den behandelnden Arzt übermitteln. Es ist nicht mehr nötig, die Werte in der Sprechstunde vorzulegen und zu warten, bis der Arzt die Aufzeichnungen studiert hat.
Tipp
Welche Apps Ihnen Ihr Arzt möglicherweise verschreiben kann, dazu bietet das DiGA-Verzeichnis eine schnelle Übersicht.
Telemedizin entlastet Ärzte und Patienten
Die telemedizinische Patientenversorgung kommt auch in Deutschland immer mehr an. Telemedizin ermöglicht es beispielsweise, Patienten in strukturschwachen, ländlichen Regionen besser zu betreuen – da der lange Anfahrtsweg zur Arztpraxis dank Videogespräch entfällt. Darüber hinaus bietet Telemonitoring die Möglichkeit, schwerkranke Menschen im häuslichen Bereich zu überwachen. Moderne Health-Technik erlaubt es, Gesundheitsdaten zu erfassen und via Telemedizin an die Klinik zu senden.
Für die Kommunikation zwischen Arzt und Patient stehen zertifizierte Videodienste zur Verfügung, die eine Videosprechstunde in vielen Bereichen bereits gut ermöglichen. Damit können Mediziner ihre Patienten zum Beispiel nach einer Operation beraten – und zwar im heimischen Wohnzimmer.
Dank E-Health und Big Data zur besseren Vorsorge und Früherkennung
Die zentrale Sammlung und Verwaltung der Patientendaten über eine ausgereifte digitale Telematik-Infrastruktur bringt weitere Vorteile. Denn E-Health bietet die Möglichkeit, auf Millionen Patientendatensätze zuzugreifen und Zusammenhänge und Risiken bei der Krankheitsentstehung besser zu erkennen. Der Datenschutz ist über anonymisierte Datensätze leicht zu gewährleisten. E-Health unterstützt Forscher dabei, Risiken zu erkennen und Präventionsmaßnahmen und Behandlungen früher einzuleiten.
E-Health revolutioniert die Gesundheitsversorgung
E-Health hilft nicht nur dabei, den Ärztemangel aufzufangen und die Versorgung in dünn besiedelten Gebieten zu verbessern. Die Digitalisierung kann den medizinischen Bereich auch schneller, effektiver und sicherer gestalten. Die elektronische Patientenakte und das elektronische Rezept machen da einen guten Anfang. Im Innovationsforum „Digitale Gesundheit 2025“ sammelt das Bundesministerium für Gesundheit weitere Ideen, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens auszubauen.