Selbstständig im Gesundheitswesen – was ist möglich?

Die Gesundheitsbranche hat sich als „krisenfest“ bewährt: Während Gesundheit noch vor der Corona-Pandemie eher ein Lifestyle-Trend war, hat COVID-19 die Wahrnehmung auf das eigene gesundheitliche Wohlbefinden verändert – und eröffnet damit Anbietern auf dem Gesundheitsmarkt neue Chancen. Wie hat sich die Sichtweise auf Gesundheit durch die Corona-Krise gewandelt? Und welche beruflichen Möglichkeiten ergeben sich dadurch für eine Selbstständigkeit?

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Studien zeigen: Corona hat das Gesundheitsbewusstsein verändert

Im Corona-Alltag dreht sich alles um den Gesundheitsschutz – ob am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit oder im privaten Bereich. Spannend ist daher die Frage, ob unser Gesundheitsbewusstsein dadurch heute anders ist als vor der Krise. Mehrere repräsentative Umfragen beleuchten diese Thematik und stellen den Wandel im Gesundheitsbewusstsein in deutlichen Zahlen dar:

  • Im Auftrag von Pfizer ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Civey, dass 44 Prozent der Deutschen heute Präventionsmaßnahmen für wichtiger halten als vor der Pandemie.
  • Die Umfrage von GSK Consumer Healthcare fand heraus, dass sowohl jüngere als auch ältere Menschen mehr auf ihre Gesundheit achten. Bei Senioren (65 bis 75 Jahre) gaben fast zwei Drittel der Befragten an, dass bei ihnen das Gespür für den eigenen Körper und ihr Wohlbefinden stärker ist als zuvor.

Mehr Teilzeit, weniger geregelte Arbeitszeiten – so arbeitet Pflegepersonal heute

In Deutschland sind rund 5,8 Millionen Menschen in einem Gesundheitsberuf tätig – darunter Ärzte, Praxis- und Klinikpersonal sowie Kranken- und Altenpfleger, Apotheker und Verwaltungsangestellte. Mit diesen Zahlen schafft es die Branche mittlerweile an die Spitze. In vielen Regionen gehören Klinikkonzerne zu den größten Arbeitgebern, was sich durch ihre Personalintensität erklärt. Das Gesundheitswesen ist nach wie vor eine Frauendomäne: Der Anteil des weiblichen Personals fällt mit 75,3 Prozent deutlich höher aus als in vielen anderen Branchen. 

Ein interessanter Aspekt ist zudem, welche Arbeitsmodelle in der Gesundheitsbranche vorherrschen. Die Statistik zeigt, dass in Krankenhäusern und medizinischen Praxen häufig Teilzeit gearbeitet wird – Tendenz steigend: Im Zeitraum zwischen 2014 und 2019 erhöhte sich der Anteil der Teilzeitbeschäftigten von 39 auf 42 Prozent. Gleichzeitig reduzierte sich der Anteil der Vollzeitkräfte von 54 auf 50 Prozent.

Darüber hinaus kennt sich Gesundheits- und Pflegepersonal bestens mit Schicht- sowie Wochenenddiensten aus: Etwas mehr als die Hälfte muss an den Wochenenden am Arbeitsplatz erscheinen (basierend auf Daten von 2018). Ein Drittel arbeitet im Schichtdienst. Insbesondere für Altenpfleger gehören unregelmäßige Arbeitszeiten zum Berufsalltag (Neuere Zahlen liegen nicht vor).

Quelle: Statistisches Bundesamt

„Clap for our Carers“ – Belastungen im Beruf häufig unterschätzt

Mit Applaus am offenen Fenster würdigten viele Mitmenschen gerade in der Anfangszeit der Corona-Pandemie den Einsatz des Gesundheitspersonals. Medien berichteten häufiger darüber, welchen besonderen Belastungen die Mitarbeiter des Gesundheitssystems aktuell ausgesetzt sind – nicht nur allein wegen des erhöhten Ansteckungs- und Krankheitsrisikos. Tatsache ist jedoch, dass es schon vor der Pandemie viele Stressfaktoren in Gesundheits- und Pflegeberufen gab – von Termin- und Leistungsdruck über körperlich schwere Arbeit bis hin zu großen Arbeitsmengen.

Manche haben sich mit den Arbeitsbedingungen arrangiert, für andere lässt der Beruf einiges zu wünschen übrig – was den Anstoß dazu gibt, verschiedene Alternativen auszuloten. Selbstständig oder freiberuflich zu arbeiten, ist ein möglicher Ausweg aus Dauerstress, Frust im Job und Schichtarbeit. Wer sein „eigener Chef“ ist, gewinnt nicht automatisch an besserer Work-Life-Balance. Studien belegen jedoch, dass Selbstständige oftmals zufriedener mit ihrer Arbeit sind.

Berufsideen im Gesundheitswesen – Krise als persönliche Chance verstehen

Viele ergreifen einen Gesundheitsberuf aus einer ganz bestimmten Motivation heraus: Sie haben den Wunsch, mit anderen Menschen Kontakt zu haben und ihnen zu helfen. Die eigene Berufung mit einer Selbstständigkeit zu verbinden, kann durchaus sinnvoll sein – etwa, weil Sie eine Marktlücke erkannt haben, es seit der Gesundheitskrise hohen Bedarf in Ihrem Tätigkeitsbereich gibt oder Sie über ausreichend Berufserfahrung verfügen, um unter eigener Leitung ihre Dienste anbieten zu können.

Unternehmensberater sehen vor allem in diesen Bereichen der Gesundheitsbranche Potenzial für eine selbstständige Tätigkeit:

  • Angebote für Übergewichtige wie z. B. Ernährungsberatung
  • Kurse in ganzheitlicher Entspannung und Stressreduktion (Mentaltraining)
  • Betriebliche Gesundheitsförderung
  • Ambulanter Pflegedienst für ältere Menschen
  • Wellness-Angebote, wie z. B. therapeutische Massagen

„Think outside the box“: Neben den klassischen Heilberufen bietet der Megatrend Gesundheit für Start-ups, die sich auf technologiebasierte Lösungen in diesem Bereich spezialisieren, diverse Möglichkeiten. Innovative, digitale und internetbasierte Gründungen sind mittlerweile unter den Existenzgründungen laut dem KfW-Gründungsmonitor 2020 häufiger vertreten.

Tipp

Informieren Sie sich vorab über die Voraussetzungen: In vielen Gesundheitsberufen gibt es klare Vorgaben, welche Qualifikationen erforderlich sind. Wenn Sie Ihre Leistungen über die Krankenkassen abrechnen möchten, benötigen Sie zusätzlich eine Zulassung und eine Institutionskennzeichnung.

Beratung, Fördermittel, Kredite – wo erhalte ich Hilfe für den Start?

Den Weg in die Selbstständigkeit brauchen Sie nicht im Alleingang zu meistern. Bei diesem wichtigen Schritt in Ihrer beruflichen Karriere können Sie sich unterstützen lassen. Welche Angebote es allgemein für Gründer sowie speziell für Berufe im Gesundheitswesen gibt, darüber gibt Ihnen die Auflistung im Folgenden einen schnellen Überblick:

Art der Hilfe Angebote
Beratung
Förderprogramme
  • Beratungsförderungen der Länder: In Form von Zuschuss zu Beratungskosten oder kostenfreier Beratung für Gründer sowie „Förderung unternehmerischen Know-hows“.
  • Förderprogramme der Länder: Jedes Bundesland legt eigene Programme auf, die unter anderem auch im Förderbereich Gesundheit und Soziales angesiedelt sind. 
  • Einstiegsgeld (Förderung durch Jobcenter): Wenn Sie aus der Arbeitslosigkeit heraus eine selbstständige Tätigkeit aufnehmen, können Sie ein Einstiegsgeld als Zuschuss zum Arbeitslosengeld II für bis zu zwei Jahre beantragen.
  • Gründungszuschuss: Arbeitslose haben zudem die Möglichkeit, einen Zuschuss zu erhalten. 
Finanzierung
  • Business-Kredit: Ein Kredit für die Unternehmensgründung ermöglicht es Ihnen, wichtige Anschaffungen zu tätigen – wie beispielsweise die Ausstattung von Praxisräumen.
  • Gründerkredite: Die KfW-Bank vergibt mehrere Gründerkredite für die Gründung und Nachfolge, die unter anderem einen reduzierten Zinssatz bieten.
  • Mikromezzaninefonds: Dabei handelt es sich um Mezzaninekapital, das die Kapitalkraft von Klein- und Kleinstunternehmen stärken soll.
  • Business Angels: Der Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. versteht sich sowohl als Kapitalgeber als auch Vermittler von Know-how für Start-ups. 

In der Förderdatenbank des Bundes finden Sie weitere Angebote, die in Ihrem Bundesland und ggfs. passend für Ihr Vorhaben erhältlich sind.