- Ein Franchise-Unternehmen ist für angehende Selbstständige eine chancenreiche Option – können sie doch auf ein erprobtes Geschäftsmodell mit erfahrenem Franchisegeber im Rücken setzen.
- Dennoch handelt es sich um eine Existenzgründung, die mit Risiken einhergeht. Franchisegebühren und der eingeschränkte Spielraum sind einige der Schlüsselfaktoren.
- Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die Vor- sowie Nachteile und zeigt auf, was bei wichtigen Aspekten wie der Finanzierung zu beachten ist.
Franchise-Unternehmen gründen – wie geht das?
Was ist ein Franchise?
In Deutschland gab es im Jahr 2024 rund 193.920 Franchise-Unternehmen – ihr Gesamtumsatz belief sich auf 149,2 Milliarden Euro. Einige bekannte Namen sind Nordsee (Schnellrestaurantkette), Fressnapf (Fachmärkte für Heimtierbedarf), Schülerhilfe (Anbieter von Nachhilfe) und Tchibo (Kaffeeröster und Einzelhandel). Wie die Beispiele für Franchise-Unternehmen belegen, existieren in einer Vielzahl von Branchen aussichtsreiche Möglichkeiten für neue Franchisenehmer.
Franchise einfach erklärt
Franchising basiert auf einem speziellen Konzept: Der Franchisegeber ermöglicht es dem Franchisenehmer, die Marke und weitere relevante Marketingaspekte für den Vertrieb seiner Produkte oder Dienstleistungen zu verwenden. Wenn Sie ein Franchise-Unternehmen gründen, nutzen Sie somit das Branding und das Geschäftssystem eines etablierten Unternehmens.
Der Franchisenehmer bezahlt für die Rechte – wie z. B. umfassende Schulungen oder Unterstützung bei der Geschäftseröffnung – im Gegenzug ein Entgelt. Anders als bei Lizenzen sind beide Parteien im Franchising stärker geschäftlich miteinander verbunden. Die partnerschaftliche Kooperation ist darüber hinaus an eine Reihe von Pflichten geknüpft. So ist der Franchisenehmer dazu verpflichtet, das vertraglich vereinbarte Geschäftskonzept umzusetzen.
Franchise-Partner werden
Existenzgründer müssen weitreichende Entscheidungen treffen und an viele Dinge denken, wie etwa ihre private Absicherung. Das ist für Franchisenehmer nicht anders: Denn das Franchisesystem tritt zwar nach außen einheitlich auf. Doch Sie sind als Franchisenehmer selbstständiger Unternehmer – sowohl in rechtlicher als auch in finanzieller Hinsicht.
Wenn es um die Gründung eines Franchise-Unternehmens geht, kommen noch einige spezifische Punkte hinzu. Hier finden Sie die wichtigsten Aspekte in der Übersicht.
Vertrag: Da es in Deutschland kein Gesetz für Franchising gibt, kommt dem Franchisevertrag eine wesentliche Bedeutung zu. Die Verträge enthalten individuelle Vereinbarungen, die Formalien wie die Franchisegebühr, die Nutzungsrechte sowie die Rechte und Pflichten umfassen. Eine anwaltliche Beratung ist vor der Vertragsunterzeichnung grundsätzlich sinnvoll.
Finanzierung: Franchise-Unternehmen haben in vielen Fällen hohe Gründungskosten. Das liegt einerseits an der Eintrittsgebühr und andererseits an den substanziellen Vorgaben, die Franchisegeber stellen. Das beginnt bei der Einrichtung des Ladengeschäfts und reicht bis zur Nutzung vorgegebener Kassensysteme und IT. Die Finanzierung stellt daher häufig eine Herausforderung dar. Dafür kommen primär Eigenkapital, Bankkredite und Förderprogramme (z. B. ERP-Gründerkredit Startgeld) infrage. Laut der Initiative „Deutschland startet“ genügt für einen Großteil der Franchisegründungen eine Investitionssumme von 50.000 Euro. Große Unternehmen setzen oft mehr Eigenkapital voraus, dies betrifft insbesondere die Gastronomie und den Einzelhandel. Ein Franchise ohne Eigenkapital zu eröffnen, ist dagegen schwierig.
Standortwahl: Erfolgreiche Franchisesysteme vereint eine Besonderheit. Das jeweilige Geschäftskonzept lässt sich in der Regel ortsunabhängig an vielen weiteren Standorten wiederholen. Franchisenehmer müssen allerdings meist Standortvorgaben einhalten und den Gebietsschutz berücksichtigen, der ihnen ein bestimmtes Vertriebsgebiet zusichert. Dementsprechend ist auch ein späterer Umzug unter Umständen nicht möglich. Die richtige Standortwahl gehört beim Franchising somit zu den Dreh- und Angelpunkten, bei denen Sie der Franchisegeber unterstützen kann.
Franchise: Vor- und Nachteile auf einen Blick
Franchise-Unternehmen gelten aus gutem Grund als interessante Alternative zur eigenen Geschäftsidee. Allerdings sollten Sie die Entscheidung gut abwägen.
Vorteile für Franchisenehmer
Franchisesysteme mit bewährter Strategie und gefragten Produkten bieten Chancen für Personen, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen wollen. Die größten Vorteile hierbei sind:
- Sie können sich auf eine starke Marke verlassen, die sich bereits am Markt behauptet hat.
- Da das Geschäftskonzept ausgebaut ist, brauchen Sie sich nicht mit Details wie dem Serviceangebot oder der Preisstruktur auseinandersetzen. Vielmehr ermöglicht es Ihnen das Franchisesystem, sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren.
- Die Finanzierung gestaltet sich oftmals einfacher, da Banken und Investoren das erprobte Geschäftsmodell positiv werten.
- Darüber hinaus haben Sie als Teil eines großen Unternehmensnetzwerks eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten und anderen strategischen Partnern. Teilweise bestehen Rahmenverträge, die Ihnen günstigere Preise zusichern.
Nachteile für Franchisenehmer
Selbstständige sind im Franchisesystem an das Unternehmen gebunden, das die Geschäftsidee ursprünglich entwickelt hat. Daraus ergeben sich mehrere Nachteile und Risiken:
- Der Franchisevertrag legt detailliert fest, was Sie dürfen und was nicht. Damit existieren präzise Spielregeln, die bei einer Pflichtverletzung ggf. eine Vertragsstrafe oder Kündigung nach sich ziehen.
- Die unternehmerische Freiheit hat engere Grenzen, wenn Sie ein Franchise-Unternehmen gründen. Sie können beispielsweise nicht selbst festlegen, welche Produkte Sie anbieten möchten und wie Ihr Werbeslogan lautet.
- Die Kosten eines Franchise (Eintrittsgebühr und laufende Franchisegebühr) schmälern den Gewinn.
- Durch die Abhängigkeit vom Franchisegeber profitieren Sie zwar von dessen Erfolgsgeschichte und Markenimage. Gleichzeitig können sich Faktoren wie Managementfehler, schlechtes Medienfeedback oder Probleme mit der Produktqualität negativ auf Ihr Geschäft auswirken.
Franchise-Unternehmen gründen: Tipps für den Einstieg
Es gibt zahlreiche Franchise-Unternehmen in Deutschland, die nach neuen Franchisenehmern suchen. Damit haben Sie erst einmal eine vielfältige Auswahl. Um Franchise-Partner zu werden, sind je nach Unternehmen gewisse Voraussetzungen zu erfüllen – angefangen beim Eigenkapital über die bisherige Berufserfahrung bis hin zu bestimmten persönlichen Eigenschaften.
Checkliste: Franchise eröffnen
Wie bei anderen Geschäftsgründungen kommt es darauf an, anfangs einige wesentliche Fragen zu klären. Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, die Idee eines Franchise näher zu beleuchten:
- Welche eigenen Erfahrungen und Kenntnisse bringe ich für das Konzept mit?
- Kann ich mich mit dem jeweiligen Geschäftsmodell identifizieren?
- Wie sieht die Unterstützung durch den Franchisegeber aus?
- Wie ist der Einstieg in das Franchisesystem organisiert (gibt es z. B. ein Handbuch und Schulungsunterlagen)?
- Welche Investitionssumme kann ich aufbringen?
- Welche Kosten sind mit dem Franchise verbunden und wie setzen sich diese zusammen?
- Was sind meine zeitlichen Kapazitäten und ist z. B. eine nebenberufliche Selbstständigkeit im Franchising möglich?
Wo finde ich Franchise-Angebote?
In Deutschland gibt es mehrere Plattformen, bei denen Sie nach Angeboten suchen können: Deutscher Franchiseverband, FranchisePORTAL, FranchiseCHECK.de und Franchise Direkt. Eine weitere Anlaufstelle ist die Franchise Expo Germany, die jährlich in Frankfurt stattfindet.
Vorsicht:
Bei neuen Geschäftskonzepten und Franchise-Unternehmen ohne verlässliche Geschäftszahlen aus den vergangenen Jahren sollten Sie genau hinschauen. Eine niedrige Investitionssumme kann bei solchen Angeboten verlockend sein. Doch das Risiko des Scheiterns ist hier umso höher.