Geteilte Fahrfreude: Boom beim Carsharing

Das Auto ist und bleibt eines der wichtigsten Statussymbole der Deutschen – laut Kraftfahrt-Bundesamt sind im Land 46,5 Millionen Pkw zugelassen (Stand: Januar 2018). Eine hohe Zahl – und das, obwohl sich immer mehr Menschen gegen einen eigenen Pkw entscheiden und stattdessen auf Carsharing, Ridesharing & Co setzen. Ist das eigene Auto bald ein Auslaufmodell?

News-Update: neue Entwicklungen beim Carsharing

Das Geschäft mit dem Carsharing wächst rasant weiter: Der Bundesverband Carsharing (BCS) rechnet vor, dass Anfang 2019 insgesamt 2,46 Millionen Kunden in Deutschland bei einem oder mehreren Anbietern registriert waren – 350.000 mehr als noch im Jahr zuvor. Um das Carsharing noch attraktiver zu machen, plant das Bundesverkehrsministerium, gesonderte Parkplätze für gemeinsam genutzte Fahrzeuge auszuweisen. Dafür wird derzeit sogar an einem neuen Verkehrszeichen gearbeitet. Unterdessen startet Volkswagen mit VW We Share ein eigenes Angebot für leihbare E-Autos in Berlin. Doch nicht nur kommerzielle Anbieter haben den Carsharing-Boom für sich entdeckt: Im hessischen Eppertshausen wird Carsharing erstmals direkt von einer Kommune angeboten.

 

Carsharing sorgt für flexible Mobilität

Ein eigenes Auto macht das Leben äußerst komfortabel. Allerdings ist dieser Luxus mit recht hohen Kosten verbunden: Neben dem Anschaffungspreis für ein Fahrzeug muss der Halter Versicherungen, Steuern, Werkstatt- und Spritkosten einkalkulieren. Je nach Fahrzeugtyp, Alter und Ausstattung kann der Unterhalt eines eigenen Fahrzeugs 200 Euro pro Monat und mehr in Anspruch nehmen.

Gerade junge Menschen entscheiden sich deshalb zunehmend gegen ein eigenes Auto. Vor allem Stadtbewohner wählen als Beförderungsmittel stattdessen den Bus oder die Bahn. Aufgrund der angespannten Verkehrslage in vielen Ballungsgebieten dauern Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ohnehin nicht viel länger als eine staugeplagte Tour durch überfüllte Innenstädte. Das Fahrrad erlebt dank der E-Bike-Technik ebenfalls enormen Aufwind.

Seit einigen Jahren boomen weitere Optionen der Personenbeförderung: Spätestens seit dem Siegeszug des Carsharings bleiben vor allem junge Bundesbürger ohne eigenen Pkw mobil. Die Idee dahinter ist recht simpel: Beim privaten Carsharing wird ein Auto von mehreren Personen genutzt, die Kosten werden untereinander aufgeteilt. Das auch als Peer-to-Peer-Carsharing bezeichnete Konzept wird beispielsweise von Familien, Nachbarn oder engeren Freunden genutzt. Um versicherungstechnische Fallstricke zu vermeiden, gibt es auf dem Markt mittlerweile spezielle Carsharing-Policen.

Carsharing: Erfolg ruft professionelle Anbieter auf den Plan

Weil die zündende Idee vom geteilten Auto im Laufe der Zeit immer beliebter wurde, versuchen sich nun auch professionelle Anbieter daran. Das kommerzielle Angebot an Carsharing-Diensten verbucht mittlerweile zweistellige Wachstumsraten pro Jahr. Das Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan prognostiziert, dass es im Jahr 2020 europaweit bis zu 15 Millionen Carsharing-Kunden geben wird. Noch Ende 2011 waren es „nur“ 700.000 Nutzer.

Wegen des enormen Erfolgs wagen sogar Autobauer den Schritt Richtung Carsharing. Die Konzerne wollen so neue Absatzwege erschließen – nicht zuletzt, um die stagnierenden Zahlen bei Neuzulassungen finanziell zu kompensieren. Ein lohnenswertes Unterfangen: Firmen wie die Daimler-Tochter Car2Go, Drive now (BMW) und Multicity (Citröen) verbuchen ein rasantes Wachstum. Car2Go strebt bis 2024 einen Umsatz von einer Milliarde Euro pro Jahr an.

Carsharing vs. Ridesharing – der feine Unterschied

Neben dem Carsharing hat sich in Deutschland das Prinzip des Ridesharings etabliert: Hierbei handelt es sich um klassische Fahrgemeinschaften, die sich über das Internet überregional organisieren. Über Portale wie Uber oder BlaBlaCar können Fahrer Plätze in ihrem Pkw anbieten und diese dann an Mitfahrer „verkaufen“. Gleichzeitig haben Reisende die Möglichkeit, eine Fahrt im privaten Pkw zu buchen – selbst lange Zeit im Voraus.

Auch dieses Konzept ist extrem erfolgreich: BlaBlaCar ist mit 65 Millionen registrierten Nutzern der Platzhirsch aller Anbieter für Mitfahrgelegenheiten, das US-Unternehmen Uber zählt aktuell 50 Millionen User.

Da Uber allerdings auch taxiähnliche Fahrdienste anbietet, steht das Unternehmen in Konflikt mit zahlreichen Behörden. Der Grund dafür ist, dass Uber vielerorts als Verkehrsdienstleister eingestuft wird und Fahrer deshalb eine Lizenz zur Personenbeförderung brauchen. In vielen Ländern ist Ubers Taxidienst deshalb sogar verboten – so auch in Deutschland. Apropos Personenbeförderung: BlaBlaCar will auf diesem Sektor in Deutschland ebenfalls aktiv werden und mit BlaBlaBus den Fernbusmarkt aufmischen. Die 95 Prozent Marktanteil des Konkurrenten Flixbus werden so wahrscheinlich verringert.

Sharing Economy – so können Sie daran teilhaben

Falls Sie planen, Ihr privates Fahrzeug für das Carsharing zur Verfügung zu stellen, sollten Sie folgende Punkte bedenken:

Verfügbarkeit
Überlegen Sie genau, wann Sie Ihr Auto selbst benötigen und wann Sie den Wagen teilen möchten. So vermeiden Sie organisatorische Probleme und Interessenskonflikte der Vertragspartner.

Versicherung
Im Regelfall reicht eine normale Kfz-Versicherung für ein Carsharing-Auto nicht aus. Recherchieren Sie im Internet nach speziellen Angeboten. Bedenken Sie außerdem, dass die Auswahl der Fahrer in Bezug auf Alter und Fahrerfahrung einen Einfluss auf den Versicherungstarif haben kann.

Steuern
Wenn Sie das Carsharing privat organisieren und abrechnen, müssen Sie die Einnahmen daraus versteuern. Falls die Einkünfte die tatsächlichen Haltungskosten übersteigen, ist Gewerbesteuer fällig.

Bußgelder
Bei verkehrsgefährdender Fahrweise und drohenden Bußgeldern ist generell der eingetragene Fahrzeughalter in der Pflicht. Damit Sie nachvollziehen können, welcher Fahrer verkehrswidrig gehandelt hat, sollten Sie immer eine genaue Aufstellung der Verleihzeit nebst Namen und Anschrift des Leihfahrers parat haben.

Wenn Sie diese Ratschläge beachten, kann das Projekt „Carsharing“ losgehen. Zukünftig steht der effizienten Nutzung Ihres Automobils nichts mehr im Wege.