11.01.2022

Shop & Go – wie funktioniert Bezahlen ohne Kasse?

Shoppen macht glücklich – wenn es aber zum Bezahlen geht, kann die Stimmung schnell kippen: Denn eine Schlange an der Kasse sorgt bei vielen für Frust. Lange Wartezeiten gehören für Verbraucher laut einer Forsa-Umfrage zu den größten Minuspunkten beim Einkauf. Kassenlose Geschäfte könnten das Einkaufserlebnis positiv verändern. Mobile Bezahlsysteme sind längst keine Zukunftsmusik mehr: Einige Einzelhändler und Supermärkte testen das Shop-and-go-Konzept bereits, und zwar mit Erfolg.

Bezahlen ohne Anstehen – so könnte die Zukunft im Einzelhandel aussehen

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie schlendern durch den Supermarkt und befüllen wie gewohnt Ihren Einkaufswagen. Anstatt sich dann an der Kasse anzustellen, spazieren Sie entspannt direkt durch den Ausgang – und um die Bezahlung Ihrer Einkäufe kümmert sich automatisch eine App auf Ihrem Smartphone. Mobile Payment (mobiles Bezahlen) mit mobilen Endgeräten dürfte Händlern und ihren Kunden künftig noch mehr Spielräume bieten.

Innovative Ideen, mit der sich die Kundschaft begeistern lässt, kann der stationäre Einzelhandel ohnehin gut gebrauchen. Den Fußgängerzonen geht seit mehreren Jahren immer weiter die Luft aus. Weniger Menschen suchen in der heutigen Zeit die Innenstadt für eine ausgiebige Shoppingtour auf – auch deshalb, weil sich mittlerweile fast alles online vom heimischen Sofa aus bestellen lässt. Ein kassenloses Bezahlsystem kann hier Teil der Lösung sein, um das Einkaufserlebnis real vor Ort im Laden wieder attraktiver zu gestalten.

Von „Scan & Go“ bis „Pick & Go“ – kassenloses Shopping im Test

Wenn es ums Shopping geht, haben deutsche Verbraucher im Jahr 2022 andere Ansprüche als noch vor zehn Jahren: Kunden mögen es unkompliziert, außerdem soll es schnell gehen beim Bezahlen. Im Trend liegt zunehmend der „Microtrip“ (Blitzeinkauf), der nur wenig Zeit in Anspruch nimmt. Langes Warten an der Kasse passt da nichts in Bild. Die Einzelhandelsbranche feilt daher bereits an neuen Ideen – wie Mobile Payment ohne Kasse.

Artikel-Barcodes scannen, dann per App bezahlen

Einer der Vorreiter in Deutschland für mobiles Bezahlen ist der Buchhändler Thalia. Das Unternehmen hat dafür eine eigene Bezahl-App entwickelt, die folgendermaßen funktioniert: Im Buchladen nehmen Sie sich eine „Scan & Go Tasche“. Alle Artikel, die Sie kaufen möchten, scannen Sie mit der Thalia App und legen sie dann in die Tragetasche. Wenn Sie mit dem Shoppen fertig sind, prüfen Sie noch einmal die Einkaufstaschenübersicht und erledigen die Bezahlung direkt in der App. Sobald Sie eine Bestätigung auf Ihrem Smartphone erhalten, können Sie die Filiale verlassen.

Auf kassenlose Bezahlsysteme setzt auch Saturn. In der Filiale Hamburg Altstadt bietet der Elektronikfachmarkt diesen Service flächendeckend für das gesamte Sortiment an. Wie bei Thalia scannt der Kunde die Artikel seiner Wahl per Smartpay-App und bezahlt die Waren. Nach bestätigter Bezahlung müssen Sie allerdings erst noch zum Smartpay-Express-Schalter, um die Produkte zu entsichern.

Autonomes Einkaufen im Supermarkt

Mit dabei sind außerdem die Discounter Aldi, Rewe und Netto. Die erste Filiale von Aldi mit Mobile Payment via App öffnete 2021 in London, demnächst folgt ein weiterer kassenloser Supermarkt im niederländischen Utrecht. Netto startet mit einem neuen Hightech-Supermarkt in München. Im Stadtteil Schwabing testet der Discounter den innovativen Service „Pick & Go“.

Beim Betreten der Filiale melden Sie sich zuerst mit Ihrem Smartphone per QR-Code für den Einkaufsservice an. Der Supermarkt sieht zunächst aus wie jede andere Netto-Filiale. Erst beim Blick an die Decke offenbart sich die revolutionäre Technologie, die einen kassenlosen Einkauf ermöglicht. Kameras und Sensoren erkennen, was Sie aus dem Regal nehmen und in Ihren Einkaufskorb legen. Die Computer-Vision-Systeme registrieren ebenso, wenn Sie ein Produkt wieder an seinen Platz im Regal zurückstellen. Die App rechnet Ihren Einkauf währenddessen zusammen, Sie selbst brauchen keine Artikel einzeln zu scannen. Haben Sie es besonders eilig, packen Sie die Lebensmittel fürs Abendessen direkt in den Rucksack. Wenn Sie alles eingekauft haben, gehen Sie zum Expressausgang und checken via QR-Code-Scan aus. Den Einkaufsbetrag bezahlen Sie über die hinterlegte Zahlungsart in der App automatisch.

Damit brauchen Sie beim Einkauf im Supermarkt nicht mehr anzustehen – wenn Sie denn möchten. Bislang haben sich die meisten Geschäfte für ein hybrides Modell entschieden: In „kassenlosen“ Filialen werden daher nach wie vor Kassen für Kunden zu finden sein, die sich lieber von einem Mitarbeiter bedienen lassen. Mobile Payment bietet neben der einfachen Bezahlung noch einen weiteren Vorteil: Sie verstauen Ihren Einkauf nur einmal und packen ihn erst zu Hause wieder aus. Die Technik funktioniert nach Angaben des Herstellers Trigo DSGVO-konform. Ihre Einkäufe werden Ihnen im Supermarkt anonymisiert zugeordnet, es gibt zudem keine Gesichtserkennung.

Tipp

Mobiles Bezahlen geht auch bei der Postbank. Informieren Sie sich hier über unsere Postbank Apps.

Einkaufs-Apps – noch mehr Potenzial für den Einzelhandel

Apps wie die von Thalia oder Netto eignen sich nicht nur für mobiles Bezahlen ohne lange Warteschlange an der Kasse. Darüber hinaus haben Einzelhändler die Möglichkeit, eine App für gezieltes Marketing zu nutzen: Es wäre zum Beispiel sinnvoll, Kunden via App über Aktionen und Angebote im Geschäft zu informieren. Denkbar ist auch, für die gescannte Packung Quinoa Rezeptideen auf dem Handydisplay anzuzeigen. Innovationen wie diese bedeuten einen Mehrwert für Kunden und könnten den Einkauf im stationären Laden wieder interessanter machen.

Welche Chancen mobiles Bezahlen und autonomes Einkaufen in Deutschland haben, lässt sich noch nicht abschätzen. Die ersten Pilotprojekte wie die von Netto sind gerade erst angelaufen. Bei einer Umfrage von Statista im Jahr 2020 gaben rund 48 Prozent aller Befragten an, Mobile Payment als Bezahlmöglichkeit zu nutzen.