09.10.2019

Vegane Trends – in aller Munde?

Vegetarisch, vegan – was für viele Menschen nach Verzicht klingt, ist inzwischen zu einer hippen und umweltbewussten Ernährungsform avanciert, bei der auf ein buntes und vielseitiges Angebot zurückgegriffen werden kann. Die Zahl der Unternehmen, die mit veganen und vegetarischen Produkten handeln, steigt kontinuierlich an und selbst an der Börse sind einige von ihnen mittlerweile zu finden. Erfahren Sie hier mehr zu aktuellen Trends vegetarischer und veganer Ernährung!

Ist fleischlose Ernährung noch Trend oder schon Alltag?

Die Idee einer fleischlosen Ernährung ist nicht von gestern – tatsächlich gab es seit langer Zeit Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf Fisch und Fleisch verzichteten, von moralischen über spirituelle bis hin zu wirtschaftlichen Beweggründen. Außerdem hat die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln einen großen Einfluss darauf, was auf unserem Teller landet. Und hier sind wir beim Knackpunkt: Heute sind wir besonders in der westlichen Welt extrem verwöhnt, was das Lebensmittel-Angebot angeht. Das liegt einerseits am dauerhaften Import ausländischer Lebensmittel, andererseits an der permanenten Überproduktion, insbesondere von Fleischerzeugnissen. Den Preis, den wir dafür zahlen, finden wir jedoch keineswegs auf der Rückseite der Produkte, sondern vor unserer Haustür: Im Bericht Climate Change and Land, den eine Sonderarbeitsgruppe der Vereinten Nationen (UN) im Sommer 2019 veröffentlichte, stellen Experten fest, dass unsere Ernährung einen größeren Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen hat, als bisher angenommen.

Derzeit leben 8 Millionen Menschen in Deutschland vegetarisch und 1,3 Millionen Menschen vegan. Täglich kommen Konsumenten dazu, die sich fleischlos ernähren möchten. Während man Vegetarismus und Veganismus kaum noch als Trend bezeichnen kann, entstehen im Zusammenhang mit den beiden Ernährungsformen spannende Innovationen, die auch Interessierten den Einstieg in eine fleischlose Ernährung vereinfachen können.

Das Öko-Image hat ausgedient

Tierwohl, Klimaschutz oder die Umstellung auf eine natürlichere Ernährungsweise: Vegetarismus oder Veganismus sind aus den unterschiedlichsten Gründen beliebt. Das wird zusätzlich durch die Nachhaltigkeits-Debatte vorangetrieben, die im Rahmen der Klimakrise stärker in den Fokus gerät – so weit, dass sich in den Sozialen Medien zunehmend Influencer finden, die Veganismus als Lifestyle zelebrieren und propagieren. Auch wenn solche Empfehlungen mit gesunder Skepsis zu beobachten sind, schaffen sie doch gerade bei jüngeren Konsumenten ein Bewusstsein für pflanzliche Alternativen, denen nicht länger das verstaubte Image von Reformhaus und Co. anhängt. Und längst hat die Industrie begriffen, dass es sich hierbei keinesfalls um einen schnelllebigen grünen Trend, sondern um einen handfesten Wertewandel handelt, der durchaus von Dauer sein kann. Die folgenden Beispiele zeigen, wie sich auch die Wirtschaft ein Stück vom veganen Kuchen sichern will:

Fast-Food-Ketten schwenken langsam um

Denken Sie an fleischfreien Konsum, wenn Sie den Begriff „Fast Food“ hören? Vermutlich nicht unbedingt. Das wollen die Fast-Food-Ketten wie McDonald‘s und Burger King ändern. Deshalb ist beispielsweise bei der US-amerikanischen Kette McDonald‘s der Big Vegan TS auf dem Menü aufgetaucht – mit einer komplett veganen Bulette. Burger King experimentiert zeitgleich mit dem Impossible Whopper, bei dem der Unterschied zum klassischen Whopper nicht zu schmecken sein soll.

Beyond Meat – der neue Star am Veggie-Himmel

Beide Fast-Food-Ketten nutzen statt altbekannten Tofu- oder Seitan-Pattys eine wahre kulinarische Innovation: Die veganen Produkte des US-amerikanischen Nahrungsmittelproduzenten Beyond Meat sollen Geschmack, Textur und Aussehen einer klassischen Bulette perfekt imitieren – und sind dabei komplett tierfrei. Das Zauberwort lautet hier: Erbsenprotein. Ziel des Unternehmens ist, ein veganes Ersatzprodukt zu kreieren, das mit den heißgeliebten Burger-Buletten aus tierischem Hack problemlos mithalten kann. Momentan ziehen diese außergewöhnlichen Ersatzprodukte in die deutschen Supermärkte ein, und einige Unternehmen haben schon eigene Varianten des Trend-Produktes entworfen.

Es geht um die Wurst – auch an der Rügenwalder Mühle

Es muss nicht immer ein Burger sein – viele Fleisch-Fans fürchten um das abendliche Wurstbrot, wenn sie an die fleischlose Wende denken. Doch sie können aufatmen, denn inzwischen sind einige vegane Wurst-Alternativen in den deutschen Kühlregalen zu finden – ganz vorne dabei die Produkte der Rügenwalder Mühle, die eigentlich vorrangig für Wurstwaren bekannt ist. Doch im Interview mit SPIEGEL ONLINE rät Firmenchef Godo Röben den Konsumenten sogar, ihren Fleischkonsum um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Der Blick auf die Zahlen unterstreicht diesen Ansatz: Aktuell macht das Unternehmen bereits 40 Prozent seines Umsatzes mit fleischlosen Produkten. Tendenz steigend.

Schön vegan – mit alternativer Kosmetik

Während es beim Vegetarismus vor allem um die Ernährung geht, werden bei einer Umstellung auf eine vegane Lebensweise alle Bereiche des Alltags beeinflusst. Auch konventionelle Kosmetikartikel kommen noch mit tierischen Inhaltsstoffen wie Honig, Keratin oder Hyaluron um die Ecke. Der Anteil an veganer und tierversuchsfreier Kosmetik steigt allerdings Jahr für Jahr, und das in allen Preissparten. Bereits seit 2013 werden in der EU nur noch Produkte zugelassen, die den geforderten Sicherheitsstandards entsprechen, ohne dass Tierversuche durchgeführt werden. Zum Vergleich: In China sind diese bis heute verpflichtend, um Kosmetik auf dem dortigen Markt zu verkaufen.

Tierisch erfolgreich – das sagen die Zahlen

Vegane Produkte und Unternehmen sind an der Börse noch echte Raritäten, weshalb der Börsengang von Beyond Meat von so einigen Spekulationen begleitet wurde: Werden Anleger enttäuscht, wenn der Vegan-Trend doch wieder abebbt? Bisher zeigt sich der Kurs der Aktie relativ erfolgreich und noch im Wachstum – wie immer ist ein solcher Höhenflug mit Vorsicht zu genießen.
Schaut man sich die Zahlen abseits der Börse an, sieht es mehr als rosig aus: Der Umsatz von veganen und vegetarischen Lebensmitteln konnte von 2016 bis 2017 beispielsweise um 30 Prozent gesteigert werden, von 2017 bis 2018 wurde ein Umsatz von stattlichen 960 Millionen Euro erwirtschaftet. Das vegetarische und vegane Angebot in Discountern stieg in dieser Zeit um ganze 40 Prozent. Ein Wachstum ist dem veganen und vegetarischen Markt also relativ sicher, schließlich schoss der Absatz von veganen Kochbüchern in die Höhe, Restaurants bieten vermehrt vegane Optionen an und in der Kleidungsindustrie gewinnt vegane Mode an Bedeutung.

Unser Fazit – kein Trend, sondern Zukunft

Ob fleischloser Burger oder vegane Wurst: Menschen konsumieren heutzutage deutlich bewusster, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war, und Aspekte wie die Herkunft oder Klimabilanz eines Gerichtes rücken weiter in den Vordergrund. Auch das steigende Angebot an vegetarischen und veganen Optionen in Restaurants ermutigt immer mehr Konsumenten, über den eigenen Tellerrand zu schauen und einmal etwas Neues zu probieren. Selbst wenn die vegetarische oder vegane Ernährungsweise kein Heilmittel gegen den Klimawandel ist: Einen Beitrag können Konsumenten so durchaus leisten. Und der war noch nie so lecker.