17.05.2019

Homeoffice: Tools, Trends & Tricks

Die zunehmende Digitalisierung verändert die Arbeitswelt rasant. Immer schnellere Internetzugänge, Cloud-Computing und Smartphones ermöglichen das ortsunabhängige Arbeiten – auf Geschäftsreisen, im Co-Working-Space oder im Homeoffice. Vor allem letzteres Arbeitsmodell erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Ein guter Grund, das Thema „Heimarbeit“ einmal näher zu betrachten, Vorurteile aus dem Weg zu räumen und die Rechte und Pflichten von Teleworkern aufzuzeigen.

Homeoffice: Anzahl der Heimarbeitsplätze steigt rasant

Aktuelle Statistiken bestätigen den Trend zum Homeoffice: Während im Jahr 2014 nur 22% der deutschen Beschäftigten der Arbeit im Homeoffice nachgehen durften, wuchs der Anteil im Jahr 2018 auf stattliche 39%. Laut Statista nutzen derzeit aber lediglich 16% aller Angestellten das eigene Heim regelmäßig als Arbeitsplatz. Der Grund liegt auf der Hand: In den allermeisten Branchen ist Homeoffice überhaupt nicht machbar – Handwerkern, Einzelhändlern, Krankenschwestern, Busfahrern und anderen Berufsgruppen ist die Arbeit im Homeoffice schlichtweg nicht vergönnt.

Diese Tatsache nehmen viele Unternehmen zum Anlass, ihren Mitarbeitern generell keine Heimarbeit zu gestatten. Die Gleichberechtigung der Kollegen im Betrieb sei andernfalls nicht gewährleistet, so das nachvollziehbare Argument. Trotzdem erwarten Wirtschaftsforscher, dass der Anteil der Telearbeitsplätze in den nächsten Jahren rasant steigen wird. Gerade im Dienstleistungssektor, in der Medienbranche und in der Verwaltung ist Homeoffice eben doch eine Option – mit vielen Vorteilen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Als Vorreiter gilt derzeit die Versicherungsbranche: Sie zählt laut Statista zu den Berufszweigen mit den flexibelsten Arbeitsmodellen.

Ob das Privileg der Heimarbeit von einem Beschäftigten genutzt werden kann, hängt übrigens auch stark vom Bildungsgrad und vom Einkommen ab. Laut einer Auswertung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) arbeiten nur 7% aller Beschäftigten mit einem monatlichen Bruttogehalt zwischen 2.500 Euro bis 3.000 Euro regelmäßig daheim. Bei den Arbeitnehmern, die über 5.000 Euro verdienen, sind es schon 40%. Damit das Homeoffice keine Domäne der Besserverdienenden bleibt, strebt SPD-Arbeitsminister Heil deshalb ein generelles Recht auf die Arbeit in den eigenen vier Wänden an. Dieses gibt es in Deutschland bislang noch nicht. Ganz anders sieht es in den Niederlanden aus: Hier haben Arbeitnehmer bereits seit Juli 2015 einen gesetzlichen Anspruch auf einen Arbeitsplatz zu Hause.

Homeoffice sorgt für höhere Leistung und mehr Zufriedenheit

Das Arbeiten im Homeoffice ist in unserer Gesellschaft (noch) mit einigen Vorurteilen behaftet. Kritiker dieses Arbeitsmodells argumentieren gerne mit dem Bild eines Angestellten, der sich im Pyjama auf der Couch lümmelt und YouTube-Videos schaut, statt sich mit Excel-Tabellen zu beschäftigen. Dieser Einwand wird allerdings durch aktuelle Untersuchungen mehr als entkräftet. Eine zweijährige Standford-Studie belegt, dass Arbeitnehmer ihre Produktivität im Homeoffice um bis zu 13,5% steigern konnten. Durch den Wegfall des Arbeitsweges gewannen die Probanden wertvolle Zeit für ihre Projekte dazu, an denen sie zudem konzentrierter arbeiten konnten. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: Krankheitsbedingte Ausfälle wurden in der Studie um fast 50% verringert, die Beschäftigten waren im Homeoffice allgemein zufriedener.

Tatsächlich kann ein Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung die Work-Life-Balance signifikant verbessern. Das ungestörte Arbeiten im Eigenheim schafft schließlich ganz neue Möglichkeiten für Arbeitnehmer: So können sie beispielsweise einen Handwerkertermin vereinbaren, ohne dafür Urlaub nehmen zu müssen. Pakete erreichen wegen ihrer ganztägigen Anwesenheit leichter den Empfänger, und auch die Kinderbetreuung kann entspannter gemanagt werden.

Wer sich im Homeoffice jedoch zwischen beruflichen und privaten Verpflichtungen verzettelt, erlebt schnell die Kehrseite der Medaille. Denn je mehr sich Beruf und Familienleben vermischen, desto höher wird der Stresspegel eines Angestellten im Homeoffice. Damit es bei Ihnen nicht so weit kommt, haben wir fünf hilfreiche Tipps zusammengestellt.

5 Tipps für effektives Arbeiten im Homeoffice

  1. Richtig vorbereiten
    Natürlich mag es verführerisch klingen, den ganzen Tag ungewaschen und in Jogginghose vor dem Computer zu sitzen. Doch seien Sie ehrlich: So richtig wach und konzentriert werden Sie bei dieser Vorgehensweise nicht. Deshalb sollten Sie den „Gang“ ins Homeoffice mit dem Besuch im Büro gleichsetzen. Das bedeutet: Sie sollten sich im Bad frisch machen und anschließend in bequeme, aber angemessene Kleidung schlüpfen. Achten Sie auch auf die regelmäßige Nahrungsaufnahme: Mit einem guten Frühstück starten Sie ausgeglichener in den Tag.
  2. Ziele setzen
    Um produktiv zu sein, sollten Sie Ihren Homeoffice-Tag am Vorabend grob strukturieren. Hilfreich sind dabei vor allem kurze To-do-Listen, in denen Sie wichtige Aufgaben erfassen, die unbedingt erledigt werden müssen. Zögern Sie die Erledigung nicht hinaus, sondern starten Sie mit der unangenehmsten Aufgabe in den Tag. Durch dieses „Eat the Frog“-Prinzip des US-amerikanischen Mentalcoaches Brian Tracy vermeiden Sie Prokrastination (Fachbegriff für „Aufschieberitis“).
  3. Ablenkung vermeiden
    Eben schnell eine Maschine Wäsche starten oder den Geschirrspüler ausräumen? Solche Tätigkeiten sollten Sie tunlichst nach Feierabend erledigen. Denn konzentriertes Arbeiten ist nur in längeren Zeitblöcken möglich, zu viele Unterbrechungen verursachen Stress. Wenn Sie sich zwischendurch ein wenig von der Arbeit ablenken möchten, drehen Sie lieber eine Runde um den Block, hören Sie Musik oder machen Sie 20 Minuten Yoga oder autogenes Training.
  4. Kollegen und soziales Umfeld nicht vernachlässigen
    Viele Menschen, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, klagen mit der Zeit über Vereinsamung. Das muss nicht sein, denn die modernen Möglichkeiten der Kommunikation helfen Ihnen dabei, mit Ihren Kollegen im Büro in Kontakt zu bleiben und sich so regelmäßig auszutauschen. Übertreiben Sie es dabei aber nicht: Nutzen Sie Skype, Slack, Outlook oder Microsoft Teams nur temporär. Planen Sie dafür feste Zeitfenster ein. Gleiches gilt für die Telko mit dem Projektteam. So stellen Sie sicher, dass Sie niemand bei Ihrem kreativen Schaffensprozess stört. Sie möchten nicht den ganzen Tag allein sein und können sogar bei lauteren Hintergrundgeräuschen gut arbeiten? Dann verlagern Sie Ihr Homeoffice doch temporär in ein Café oder eine Bäckerei!
  5. Pausenzeiten und Feierabend einhalten
    Die Arbeit im Homeoffice verlangt viel Selbstdisziplin. Das gilt auch für das Einhalten von Pausen und generellen Arbeitszeiten. Zwar gibt es in den meisten Firmen für das Homeoffice flexible Arbeitszeitmodelle. Es ist jedoch nicht sinnvoll, erst mittags mit der Arbeit zu starten und dann noch vor dem Computer zu sitzen, wenn sich die Familie zum Abendessen versammelt. Etablieren Sie also möglichst feste Arbeitszeiten und versuchen Sie, generell nicht mehr als acht Stunden am Tag mit dem Job zu verbringen. Frühstück und Mittagessen sollten ebenfalls feste Rituale sein – möglichst außerhalb des Arbeitszimmers!

 

Rechte & Pflichten im Homeoffice

Die Einhaltung der Kernarbeitszeiten hilft Ihnen nicht nur dabei, die Arbeit im Homeoffice sinnvoll zu strukturieren – sie ist tatsächlich eine der Pflichten, die Sie als Teleworker unbedingt einhalten sollten. Denn eines ist sicher: Das Homeoffice ist kein rechtsfreier Raum – hier gelten gesetzliche Bestimmungen. Das Ein- und Ausstempeln fällt in der Heimarbeit natürlich weg, dennoch sind Sie an das Arbeitszeitgesetz gebunden. Die Höchstarbeitszeit liegt pro Tag bei 10 Stunden, die darauffolgende Ruhepause muss mindestens 11 Stunden lang sein. Wenn Sie also abends um 21:00 Uhr noch ein paar Mails schreiben, dürfen Sie vor 08:00 Uhr am nächsten Tag nicht den neuen Arbeitstag beginnen. Zudem sind die Pausen für Ihre Arbeit im Homeoffice geregelt: Wenn Sie acht Stunden am Tag vor dem PC sitzen, müssen Sie eine Pause von mindestens 30 Minuten einlegen, bei neun Stunden sollten es mindestens 45 Minuten sein.

Auch ein vernünftig eingerichteter Arbeitsplatz fällt unter die Pflichten im Homeoffice. Ein wackeliger Esstisch gehört ebenso wenig dazu wie die Wohnzimmercouch. Die Arbeitsstättenverordnung sieht vielmehr einen ergonomischen Schreibtisch inklusive Bürostuhl mit Armlehnen und verstellbarer Rückenlehne vor. § 5 des Arbeitsschutzgesetzes und § 3 der Arbeitsstättenverordnung verpflichten den Arbeitgeber, eine Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes vorzunehmen. Auch die Wahl der Hardware unterliegt gewissen Bestimmungen. Um die Gesundheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden, sollte ein ausreichend dimensionierter Bildschirm mit 400 bis 600 Lux im Homeoffice verfügbar sein. Darüber hinaus zählt ein stabiler und schneller Internetanschluss zu den Grundvoraussetzungen. Ein separates und abschließbares Arbeitszimmer ist ebenfalls sinnvoll. Dieses können Sie übrigens steuerlich absetzen, sofern der Raum hauptsächlich für die Telearbeit genutzt wird. Durch die räumliche Trennung vom Rest der Wohnung ist außerdem sichergestellt, dass vertrauliche Firmendokumente nicht in der ganzen Wohnung verteilt werden. Aus Datenschutzgründen sollten Sie so etwas ohnehin vermeiden: Im Homeoffice muss Datensicherheit gegeben sein – sowohl hinsichtlich der personenbezogenen Daten als auch der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse.

 

Welche Versicherung greift bei einem Arbeitsunfall im Homeoffice?

Schlussendlich sollten Sie als Arbeitnehmer im Homeoffice das Thema Versicherungen beachten. Denn im Betrieb oder auf dem Weg zur Arbeit sind Sie bei einem Unfall durchgehend versichert. Arbeiten Sie daheim, ist das nicht unbedingt der Fall. Die gesetzliche Unfallversicherung greift nämlich nur, solange Sie zu Hause am Schreibtisch oder vergleichbar Ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Wenn Sie auf dem Weg zur Toilette stolpern oder sich in Ihrer Küche an heißem Kaffee verbrühen, kommt der Gesetzgeber hingegen nicht unbedingt für entstandene Schäden auf. Aus diesem Grund ist eine private Unfallversicherung für Arbeitnehmer im Homeoffice durchaus ratsam. Diese springt auch ein, wenn Sie sich außerhalb der Arbeitszeit verletzen.