19.06.2019

5 wirksame Wege aus der Schuldenfalle

Mietzahlungen, Konsumausgaben, Abodienste und andere Verträge sorgen dafür, dass der Kontostand von privaten Verbrauchern Monat für Monat bedrohlich schrumpft. Wenn die Ausgaben über einen längeren Zeitraum Ihre Einnahmen übersteigen, droht eine Überschuldung. Das ist leider nicht selten der Fall: Im Jahr 2018 steckten laut Statista 6,93 Millionen Privatpersonen in der Schuldenfalle. Wir geben Ihnen hilfreiche Tipps dazu, wie Sie Überschuldung vorbeugen und eindämmen!

Ab wann gilt ein Verbraucher als überschuldet?

Die Zahlen sind alarmierend: Stand Oktober 2018 konnte jeder zehnte Deutsche seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Männer tappen dabei öfters in die Schuldenfalle als Frauen – 12,55 Prozent der männlichen Erwachsenen leben deutlich und dauerhaft über ihre Verhältnisse. Doch ab wann wird aus einem kurzfristigen Zahlungsengpass eigentlich eine gefährliche Überschuldung?

Das ist der Fall, wenn auf die monatlichen Ausgaben Ihre Einnahmen aus Gehalt, Rente und Co. regelmäßig übersteigen. Zunächst lässt sich so ein Lebenswandel eventuell noch mit Rücklagen abfedern, doch nach einiger Zeit entstehen immer mehr Zahlungs- und Liquiditätsengpässe, die auf kurz oder lang zu einer Überschuldung führen. Anzeichen dafür können beispielsweise eingehende Mahnungen sein, bei denen Sie nicht wissen, woher Sie das Geld für einen Zahlungsausgleich hernehmen sollen. Auch ein über Monate oder Jahre überzogenes Girokonto gilt als Anzeichen für eine unwirtschaftliche Lebensweise. Wer mehrere Raten- oder Finanzierungsangebote angenommen hat – beispielsweise beim Möbel- oder Autokauf – verliert zudem schnell die Übersicht über seine monatlichen finanziellen Verpflichtungen. Ein erster wichtiger Tipp ist es deshalb, einen ehrlichen und umfassenden Kassensturz zu tätigen.

Finanz-Inventur sorgt für Klarheit bei Einnahmen- und Ausgabesituation

Sollten Sie unsicher sein, wie viel Geld Sie im Monat für Ihre regelmäßigen Ausgaben benötigen, ist eine schonungslose Betrachtung der eigenen Finanzlage das beste Mittel, um den Überblick zurückzugewinnen. Erstellen Sie dafür zunächst eine Liste mit allen Fixkosten für Miete, Energie, Versicherungen, Krediten & Co. Anschließend listen Sie alle offenen Forderungen auf, von der unbezahlten Handyrechnung bis zur geforderten Steuernachzahlung des Finanzamtes.

Nachdem Sie Ihre Verbindlichkeiten aufgeschlüsselt haben, sollten Sie die dringendsten Forderungen unbedingt begleichen, damit keine zusätzlichen Probleme entstehen. Bedenken Sie: Nicht nur eine fristlose Kündigung der Wohnung durch Ihren Vermieter bringt neuen Ärger mit sich, auch gesperrte Strom- oder Gasanschlüsse stellen Sie vor große Herausforderungen.

Die Faustregel lautet deshalb: Bedienen Sie trotz angespannter Finanzsituation immer alle elementaren Forderungen. Dazu gehören neben Miete und Energiekosten auch Unterhaltszahlungen. Lassen Sie diese Ansprüche am besten automatisch von Ihrem Konto abbuchen – und zwar unmittelbar nach Eingang Ihres Gehalts, Ihrer Rente oder Ihrer Sozialleistungen. Durch dieses Vorgehen laufen Sie keine Gefahr mehr, diese Verpflichtungen im Monatsverlauf nicht mehr bedienen zu können.

Tipp

Um Ihre Einnahmen und Ausgaben zu kontrollieren, gibt es mittlerweile leistungsfähige Apps und Software-Programme. Einmal installiert, sorgen sie für einen deutlich besseren Finanzüberblick.

 

Schuldenfallen vermeiden: 5 wichtige Tipps

Nachdem Sie sich mit einer umfassenden Bestandsaufnahme einen Überblick über Ihre Einnahmen- und Ausgabesituation verschafft haben, sollten Sie jetzt an ein paar Stellschrauben drehen, um Ihre Finanzsituation auf Dauer zu verbessern. Es klingt fast banal, aber dieses Vorhaben gehen Sie mit folgender Faustformel an: Einnahmen erhöhen, Ausgaben reduzieren. Welche Möglichkeiten es gibt, zeigen wir Ihnen anhand dieser 5 Tipps:

  1. Überflüssige Verträge kündigen
    Beiträge für Fitnessstudios, Streaming-Abos oder überteuerte Handyverträge zählen zu verzichtbaren Kostentreibern. Um Ihre monatlichen Ausgaben zu reduzieren, sollten Sie diesen finanziellen Ballast zumindest temporär loswerden. Checken Sie dafür Ihre Kontoauszüge und fragen Sie sich bei jeder abgebuchten Position, ob diese Aufwendung momentan notwendig und sinnvoll ist. Das gilt auch, wenn Sie entbehrliche Versicherungspolicen Ihr Eigen nennen. Während eine private Haftpflichtversicherung Sie tatsächlich vor finanziellen Risiken schützt, sind Handy- und Brillenversicherungen sowie Policen für häusliche Notfälle eher nebensächlich. Übrigens: Auch der Wechsel des Energielieferanten bietet großes Sparpotenzial.
  2. Mit Gläubigern kommunizieren
    Wenn Sie mehrere Gläubiger haben und die gesamten Aufwendungen nicht auf einmal bedienen können, sollten Sie immer das offene Gespräch suchen. Viele Kreditoren zeigen sich bezüglich der Rückzahlungsmodalitäten kooperativ und schätzen die Eigeninitiative des Schuldners. Handeln Sie aus, dass Sie größere Positionen in kleinen Raten zurückzahlen oder vereinbaren Sie in akuter Geldnot eine Stundung der Verbindlichkeiten. Es ist besser, für die Rückzahlung der Schulden eine längere Zeit zu brauchen, als ein Mahnverfahren oder einen Vollstreckungsbescheid zu riskieren, der außerdem zusätzliche Kosten verursacht.
  3. Eingeräumte Kontoüberziehung ausgleichen
    Nutzen Sie den Spielraum der eingeräumten Kontoüberziehung nicht dauerhaft, denn im Vergleich zu einem üblichen Verbraucherkredit zahlen Sie hier deutlich höhere Zinsen. Sprechen Sie mit Ihrem Bankberater über eine Umschuldung und tilgen Sie die eingeräumte Kontoüberziehung mit einem moderaten Kredit. Achten Sie allerdings darauf, dass die monatlichen Raten dafür so kalkuliert sind, dass diese Sie finanziell nicht zu stark belasten. Direkt nach dem Ausgleich Ihres Kontos sollten Sie die Höhe der eingeräumten Kontoüberziehung von einem Bankmitarbeiter reduzieren lassen. So minimieren Sie das Risiko, bei Geldnot Ihr Konto erneut zu überziehen.
  4. Finanzielle Reserven bilden
    Es klingt zunächst abwegig, doch auch während einer angespannten Finanzphase sollten Sie unbedingt Rücklagen bilden. Wer einen Notgroschen für unvorhersehbare Ausgaben zurücklegt, braucht im „Falle des Falles“ keine neuen Schulden zu machen. Abgesehen davon hat ein gefülltes Sparkonto oder ein wachsender ETF-Sparplan auch einen psychologischen Vorteil: Das angesparte Kapital reduziert Ihre Geldsorgen, die mentale Belastung nimmt spürbar ab. Sie werden wieder handlungsfähiger und können agieren statt reagieren.
  5. Das eigene Einkommen erhöhen
    Der Weg aus den Schulden ist mit viel Disziplin und Ehrgeiz verbunden. Wenn Sie sich vorgenommen haben, Ihren Schulden den Kampf anzusagen, kann ein höheres Einkommen dabei helfen. Sie wären damit nicht allein: Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gehen mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland einem Zweitjob nach. Kellern, Zeitungen austragen, ein Hobby zum Beruf machen (Musik, Schreiben, Webdesign o.ä.) oder eigenes Fachwissen weitervermitteln – Möglichkeiten gibt es dafür genug. Setzen Sie sich mit dem Zweitberuf aber nicht zu sehr unter Druck. Suchen Sie eine Tätigkeit aus, die mit Ihrem Erstjob und Ihrer Familie vereinbar bleibt. Und wenn Ihnen die Zeit für einen Zweitjob fehlt, dann misten Sie Keller und Wohnung aus und verkaufen Sie unnötige Gegenstände im Internet oder auf dem Flohmarkt. Auch mit einer solchen Aktion lassen sich oftmals einige Hundert Euro verdienen.

Sie sehen: Selbst bei einer zeitweiligen Überschuldung brauchen Sie nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Wer sich konkrete Ziele setzt, das Gespräch mit den Gläubigern sucht und seine aktuelle Finanzsituation eingehend analysiert hat gute Chancen darauf, der Schuldenfalle dauerhaft zu entkommen. Und wenn Ihnen Ihr Schuldenberg doch zu hoch erscheint, dann machen Sie einen Termin bei einem professionellen Schuldnerberater. Dieser berät Sie zu allen Möglichkeiten zum Schuldenabbau.