02.11.2022

Non-Fungible Tokens: digital und einzigartig

Sogenannte „Non-Fungible Tokens“, kurz NFTs, sorgten zuletzt für viel Wirbel bei Kunstauktionen. Was steckt hinter dem Hype um die digitalen Kunstwerke?

Satte 1,3 Millionen US-Dollar, so viel hat kürzlich US-Popstar Justin Bieber für das digitale Bild eines gelangweilten Affen, englisch: „bored ape“, hingeblättert. Klingt verrückt? Nicht, wenn man Mitglied im Bored Ape Yacht Club (BAYC) sein möchte, einer virtuellen Sammlung von 10.000 digitalen Affenbildern – jedes ein Unikat. Begehrte Beigabe zu jedem der digitalen Kunstwerke ist der Zugang zu einem mondänen Online-Club und zu exklusiven Events in der realen Welt. Wer’s braucht …

Dafür, dass jedes Bild einem ganz bestimmten Eigentümer zugeordnet werden kann, sorgen „Non-Fungible Tokens“, kurz NFTs, zu Deutsch: nicht austauschbare Eigentumszertifikate. Der Begriff NFT wir deshalb häufig synonym mit den digitalen Kunstwerken verwendet. Sie haben noch nie etwas von NFTs gehört? Damit sind Sie nicht allein: Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom ist der Begriff bei mehr als zwei Dritteln der Deutschen unbekannt. 11 Prozent kennen den Begriff, wissen aber nicht wirklich, was sich dahinter verbirgt. Nur 5 Prozent wissen nach eigener Einschätzung so gut über NFTs Bescheid, dass sie anderen erklären könnten, was man darunter versteht.

Hightech zum Schutz des digitalen Eigentums

NFTs basieren auf der Blockchain, einer dezentralen Datenbanktechnologie, die vor allem im Zusammenhang mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin bekannt geworden ist. Neben der dezentralen fälschungssicheren Speicherung von digitalen Währungstransaktionen ermöglicht die Blockchain auch sogenannte intelligente Verträge („Smart Contracts“). Mit diesen lässt sich ein NFT als digitaler Eigentümernachweis erzeugen. Wird ein NFT verkauft, sorgt der Smart Contract dafür, dass vorher festgelegte Vereinbarungen ausgeführt werden. Die gesamte Transaktion wird automatisch auf der Blockchain gespeichert.

Gehandelt werden NFTs auf spezialisierten Online-Marktplätzen. Wie bei Kryptowährungen ist dafür eine digitale Brieftasche („Wallet“) erforderlich. Bekannte NFT-Plattformen sind zum Beispiel Foundation, OpenSea und SuperRare. Dort können Sie sich die digitalen Kunstwerke ganz unverbindlich einmal ansehen, NFTs kaufen oder selbst erzeugte verkaufen.

Mehr als Kunst

Grundsätzlich lässt sich für jeden digitalen Inhalt ein NFT erzeugen. Jack Dorsey etwa, Mitgründer des Nachrichtendienstes Twitter, stellte seinen allerersten Tweet aus dem Jahr 2006 als NFT auf der Plattform Valuables zum Verkauf, wo dieser noch heute zu besichtigen ist. Die Auktion bescherte Dorsey rund 2,9 Millionen Euro. Experten sehen in der Technologie vor allem Chancen für Kunst- und Kulturschaffende. Denn dank der digitalen Eigentumsnachweise können sie ihre Bilder oder ihre Musik direkt über die Online-Marktplätze anbieten und ihre Preise selbst festlegen. Zwischenhändler wie Galerien oder Streamingdienste würden damit überflüssig. Doch auch jenseits der spezialisierten Online-Marktplätze läuft das Geschäft mit NFTs: Beim traditionsreichen Auktionshaus Christie’s erzielte die Digitalcollage „EVERYDAYS: THE FIRST 5000 DAYS“ des Künstlers Beeple im letzten Jahr einen phänomenalen Preis von mehr als 69 Millionen US-Dollar.

Jenseits des Kunstmarkts könnte die NFT-Technologie vor allem für das „Metaverse“ eine immer größere Rolle spielen – eine neue digitale Welt, in der reale Menschen in Form von Avataren miteinander agieren können. Das Start-up The Digital Pets Company etwa hat dafür virtuelle Hunde entwickelt, die in Aussehen und Charakter einzigartig sein sollen und sich dank der NFT-Technologie Frauchen oder Herrchen in der digitalen Welt genau zuordnen lassen. Auch bekannte Marken loten das Marktpotenzial von NFTs aus. Ein Beispiel: Adidas hat in limitierter Auflage den Adidas Originals: Into the Metaverse NFT an den Start gebracht – und kooperierte dafür unter anderem mit den Machern des Bored Ape Yacht Club. Das NFT des Sportartikelherstellers bietet Besitzern exklusive physische Merchandise-Artikel und fortlaufend digitale Nutzungsmöglichkeiten im Metaverse. Fürs Erste scheint die Rechnung aufzugehen: Die erste limitierte NFT-Auflage ist bereits ausverkauft.