24.05.2019

Gaming: Milliarden-Umsatz mit Bits & Bytes

Moderne Computerspiele unterscheiden sich oftmals kaum noch von Kinofilmen. Entwickler investieren in Titel wie „Fortnite”, „Cyberpunk 2077” oder „Grand Theft Auto” Millionen US-Dollar – die Spiele sind manchmal sogar teurer als ein Hollywood-Blockbuster. Der Aufwand scheint sich zu lohnen: Allein im März 2019 gaben Verbraucher weltweit rund 8,7 Milliarden US-Dollar für Games aus. Zocken hat sich im Laufe der Jahre zum Milliardenmarkt gemausert.

Umsatz der Computerspiele-Industrie wird weiter steigen

Langfristig werden sich die Jahresumsätze der Softwareschmieden weiter in die Höhe schrauben, prognostiziert Statista. Im Jahr 2019 liegen die weltweiten Umsätze wahrscheinlich bei ca. 71,8 Milliarden Euro, für 2023 werden bereits Umsätze in Höhe von 81,5 Milliarden Euro vorausgesagt.

Das ist nicht weiter verwunderlich, denn keine Unterhaltungsbranche hat sich in den letzten 40 Jahren so rasant entwickelt wie die Computerspielindustrie. Dabei fiel der Startschuss für den Massenmarkt schon recht früh: Mit Einführung der Heimcomputer und Spielekonsolen für das TV-Gerät wurden Computerspiele immer beliebter – und technisch anspruchsvoller. Als im Jahr 1980 ein pixeliger PacMan über die Wohnzimmerbildschirme huschte und in einer Umgebung mit gerade einmal 16 Farben blaue Geister jagte, ahnte noch niemand etwas von den teils bahnbrechenden PC- und Konsolenspielen der heutigen Zeit.

Zum Vergleich: Während „PacMan“ mit einer Auflösung von 224 × 288 Pixeln nur wenige Kilobyte Speicherplatz benötigte, verschlingt ein modernes Computerspiel wie „Red Dead Redemption 2“ – ein interaktiver Western – gut 100 Gigabyte Festplattenplatz. Allerdings ist ein solches Spiel in HD-Auflösung kaum noch von einem Kinofilm zu unterscheiden.

Entwickler arbeiten jahrelang an aktuellen Games

Die extrem lange Entwicklungsphase liegt darin begründet, dass die Produktion eines zeitgemäßen Computerspiels enorm aufwendig ist. Von der ersten Idee bis zur spielbaren Version ziehen oftmals einige Jahre ins Land. In dieser Zeit arbeiten teils Hunderte Entwickler, Programmierer, Designer, Autoren und Musiker daran, ein möglichst intensives Spielerlebnis zu kreieren. Dabei müssen Levels – also einzelne Spielphasen – konzipiert und Charaktere und Landschaften designt werden. Zusätzlich gilt es, eine nutzerfreundliche Spielsteuerung zu ersinnen und aufwendige Animationen zu erstellen. Aufwendig komponierte Musik gehört heute zur Videospiel-Produktion dazu, die Einspielung wird nicht selten von namhaften Orchestern übernommen. Schlussendlich werden Schauspieler und/oder Synchronsprecher für die Aufnahme der Sprachausgabe gebucht, die in professionellen Studios stattfindet.

Sie glauben, damit ist ein Top-Titel fertig? Noch lange nicht – nun schließen sich umfangreiche Tests zur Fehlerbehebung an. In dieser Zeit wird ein wirksames PR- und Marketingkonzept erdacht. Zudem müssen Millionen von Datenträgern produziert werden – auch, wenn der Verkauf von physischen Trägermedien in den letzten Jahren rückläufig ist.

Dass der enorme Aufwand mit immensen Kosten verbunden ist, beweist folgende Top-Liste mit einigen der bislang teuersten Computerspiel-Produktionen:

  1. Grand Theft Auto 5 (265 Millionen US-Dollar)
  2. Call of Duty – Modern Warfare 2 (250 Millionen US-Dollar)
  3. Star Wars – The Old Republic (200 Millionen US-Dollar)
  4. Uncharted 4 (150 Millionen US-Dollar)
  5. Assassin's Creed Unity (150 Millionen US-Dollar)
  6. Final Fantasy 7 (145 Millionen US-Dollar)
  7. Destiny (ca. 140 Millionen US-Dollar)
  8. Horizon: Zero Dawn (120 Millionen US-Dollar)
  9. Max Payne 3 (105 Millionen US-Dollar)
  10. Tomb Raider Reboot (100 Millionen US-Dollar)

Damit reichen die Budgets moderner Konsolen- und PC-Spiele an die Produktionskosten moderner Hollywood-Blockbuster heran. Zum Vergleich: Der Film „Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht“ kostete 245 Millionen US-Dollar, sein älterer Vorgänger „Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ sogar nur 32,5 Millionen US-Dollar.

Beim „Einspielergebnis“ – also dem generierten Umsatz – hat die Computerspiel-Branche in Deutschland das Kino längst abgehängt: Während mit Software, Online-Diensten, Spieleabos und Ingame-Käufen im Jahr 2018 ca. 3,5 Milliarden Euro umgesetzt wurden, wanderten im gleichen Zeitraum Kinotickets für „nur“ 0,9 Milliarden Euro über den Tresen.

Online-Gaming und virtuelle Realität sorgen für Zusatzwachstum

Vor allem der Online-Gaming-Bereich zählt zu den Zugpferden der Branche. Spiele wie „Fortnite“, „Counter Strike“ oder „World of Warcraft“ sind vor allem bei jüngeren Spielern dermaßen beliebt, dass sich um die Games ein regelrechter Hype entwickelt hat. Mit dem E-Sport hat sich sogar eine eigene „Sportart“ rund um das Online-Gaming entwickelt: Versierte Controller-Künstler messen sich in großen Wettkämpfen mit ihren Gegnern und sahnen bei einem Sieg saftige Preisgelder ab.

Ebenfalls zukunftsträchtig ist der Bereich der virtuellen Realität, im Englischen Virtual Reality (VR) genannt. Dank der fortschreitenden technischen Entwicklung werden Spielern hier im Laufe der nächsten Jahre bahnbrechende Erfahrungen geboten. Mit VR-Brille und Controller ausgestattet, können sie jetzt schon in Escape Rooms digitale Dungeons (virtuelle Gängesysteme) erkunden oder in VR-Spielhallen den Nervenkitzel virtueller Spielwelten erleben. Auch die aus „Pokemon Go“ bekannte Verschmelzung von digitalen und „echten“ Bildschirminhalten (Augmented Reality) wird das Zockerherz in den nächsten Jahren immer höher schlagen lassen – und immer schneller.

Zocken und Gesundheit: Wie lange sollten Kinder am Computer spielen?

Bei all dem Wirbel um die virtuellen Spielewelten stellt sich die Frage, ob zu intensives Spielen negative Einflüsse auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat. Wissenschaftler kommen hier zu dem Schluss, dass die Dosis das Gift macht. Tatsächlich werden Kinder, die zu lange an der Konsole oder am PC sitzen, häufiger verhaltensauffällig und haben Probleme damit, sich sozial zu integrieren. Um die Gefahren von Spielsucht und Kontrollverlusten einzudämmen, empfehlen Experten, die digitale Spielzeit von 7- bis 10-Jährigen auf 45 Minuten pro Tag zu beschränken.

Werden Konsole und PC moderat genutzt, kann das Spielerlebnis sogar positive Aspekte mit sich bringen: Viele Games trainieren die Reaktionszeit, fördern Motivation und Kreativität und verbessern die kognitiven Fähigkeiten. Darüber hinaus verbessern Computerspiele die Fremdsprachenkenntnisse, sofern sie nicht in der Muttersprache gespielt werden. Durch Gamification – den Einsatz spielerischer Elemente – wird im Lernprozess außerdem die Motivation gesteigert. Es muss ja nicht unbedingt „Fortnite“ oder „Clash of Clans“ sein: Der Spielemarkt bietet gute und durchdachte Lernsoftware, die Ihren Kindern ebenfalls viel Spaß machen wird. Und um zu verstehen, womit Ihre Kinder die Bildschirmzeit verbringen, sollten Sie sich ruhig einmal auf eine gemeinsame Zockerrunde mit Ihrem Nachwuchs einlassen. Nur so können Sie einschätzen, ob bestimmte Games für Ihr Kind geeignet sind. Abgesehen davon werden Sie so auch besser die Faszination verstehen, die von modernen Computerspielen ausgeht.