Seit Juni 2024 hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren allgemein als Leitzins bezeichneten Hauptrefinanzierungssatz mehrfach gesenkt. In der Folge sind auch die Marktzinsen für Sparprodukte wie Tages- und Festgeld gesunken. Auf der anderen Seite haben die Kursschwankungen infolge von Kriegen, Handelspolitiken etc. an den weltweiten Börsen deutlich zugenommen. Was Sie als Anleger in einer solchen Gemengelage tun können.
Klassische Sparprodukte versus Geldanlage in Wertpapiere?
Das Ende positiver Realrenditen?
Zu Beginn ein kurzer Rückblick: Nach einer langen Phase der Null- bzw. sogar Minuszinsen hatte die EZB zwischen Juli 2022 und September 2023 ihren Leitzins mehrfach erhöht. Ein wesentlicher Grund dafür waren die Bestrebungen der EZB im Kampf gegen die damals hohe Inflation (Teuerung). Denn steigende Leitzinsen lassen in der Regel die Kapitalmarktzinsen, etwa für Kredite, steigen – was, so die Theorie, den Konsum und Investitionen bremst und somit die Preise fallen lässt. Positiver Nebeneffekt für Sparer: Mit dem Leitzins stieg auch die Verzinsung von klassischen Sparprodukten wie Tages- oder Festgeld. Davon profitieren bis heute insbesondere diejenigen, die in dieser Phase ein Festgeldkonto mit längerer Laufzeit eröffneten. Denn sie hatten sich langfristig einen vergleichsweise hohen Zinssatz gesichert, der heute deutlich über der zuletzt gesunkenen Inflationsrate liegen dürfte.
Ab Juni 2024 begann die EZB allerdings damit, den Leitzins wieder zurückzudrehen, um die schwächelnde Wirtschaft zu stimulieren. Denn sinkt der Leitzins, werden tendenziell auch Kredite günstiger und Investitionen für Verbraucher und Unternehmen wieder attraktiver. Sparer hingegen mussten sich wieder mit sinkenden Zinsen arrangieren.
Sinkende Sparzinsen
Für Sparer sind sinkende Leitzinsen in der Regel also keine gute Nachricht. Seit dem Beginn der jüngsten Leitzinssenkungen der EZB ist der Zinssatz, den Tages- und Festgeldsparer maximal bekommen können, deutlich gesunken. Wichtig dabei ist die Unterscheidung zwischen Nominalzinsen und Realzinsen. Der Nominalzins ist der Zins, den ein Sparer jährlich auf sein Sparguthaben erhält. Unter Realzinsen versteht man die Nominalzinsen abzüglich der Inflation. Der Realzins ist also entscheidend dafür, ob das gesparte Kapital an Kaufkraft gewinnt – wenn der Nominalzins über der Inflationsrate liegt – oder verliert – wenn der Nominalzins niedriger ist als die Inflation. Im April 2025 lag die Inflation in Deutschland bei moderaten 2,1 Prozent und damit nahe dem von der EZB angestrebten Inflationsziel von 2,0 Prozent. Insbesondere der Standardzins für Tagesgeld liegt aber mittlerweile bei vielen Banken unter diesem Wert. Wenn Sie Ihr Geld so anlegen, erhalten Sie also unterm Strich eine negative Realverzinsung, sprich: Ihr Kapital erfährt einen Kaufkraftverlust.
Tipp
Einige ausländische Banken locken mit etwas höheren Nominalzinsen als in Deutschland ansässige. Bevor Sie Ihr Kapital einer solchen Bank anver-trauen, sollten Sie prüfen, ob diese bei einer möglichen Bankenpleite einem verlässlichen Einlagensicherungssystem unterliegt. In Deutschland schützt die gesetzliche Einlagensicherung 100.000 Euro pro Einleger pro Bank. Darüber hinaus gehören zahlreiche in Deutschland ansässige Banken freiwilligen Einlagensicherungssystemen an, die einen noch weitergehenden Schutz bieten. Im Ausland kann das oft anders sein.
Mehr Renditechancen durch Wertpapiere?
Bessere Aussichten auf positive Realrenditen als festverzinsliche Anlagen versprach in den vergangenen Jahren eine regelmäßige und langfristige Geldanlage in Aktien. Blickt man beispielsweise auf das MSCI-World-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts, so erzielte eine monatliche Geldanlage in Aktien des globalen Aktienleitindex MSCI World von Ende 2014 bis Ende 2024 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 13,4 Prozent (ohne Kosten und Steuern auf Erträge) – und dies bei einer durchschnittlichen jährlichen Inflationsrate von 2,4 Prozent. Vereinfacht gesagt schlugen Aktien die Inflation im genannten Zeitraum um durchschnittlich 11 Prozentpunkte. Die Realzinsen für festverzinsliche Neueinlagen privater Haushalte mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren lagen im selben Zeitraum dagegen bei maximal 1,8 Prozent, häufig jedoch sogar deutlich im Minus . Somit hatte eine Geldanlage in weltweite Aktien in puncto Rendite klar die Nase vorn. Dabei ist zu beachten, dass Wertentwicklungen in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen sind.
Das Beste aus zwei Welten
Wollen Sie Geld nur vergleichsweise kurz anlegen, etwa für ein oder zwei Jahre, könnte sich dafür auch weiterhin eine Festgeldanlage anbieten. Zum kurzfristigen Parken von Kapital könnte selbst bei negativen Realzinsen ein Tagesgeldkonto besser geeignet sein als ein unverzinstes Girokonto.
Für den langfristigen Vermögensaufbau jedoch könnten sich entsprechend risikobereiten Anlegern nach wie vor Investments in Aktien anbieten – mit Blick auf die aktuelle Schwankungsanfälligkeit der Aktienmärkte zum Beispiel in Form aktiv gemanagter Investmentfonds oder ETFs (börsengehandelte Indexfonds). Grundsätzlicher Vorteil von Fonds gegenüber Investments in Einzeltitel: Sie streuen die Risiken einer Aktienanlage auf verschiedene Unternehmen, Branchen und Regionen. Wichtig ist dabei, dass Sie das investierte Geld über mehrere Jahre entbehren können, um gegebenenfalls entsprechend lange Kursrückgänge aussitzen zu können. Grundsätzlich haben Sie bei einer Fondsanlage die Wahl zwischen Einmalalagen und Spaplänen. Ein Sparplan auf ETFs lässt sich bei der Postbank bereits ab 25 Euro monatlich abschließen. Alles, was Sie dafür benötigen, ist ein Wertpapierdepot. Für das Sparen über viele Jahre ist der richtige Einstiegszeitpunkt übrigens von nachrangiger Bedeutung.
Risikohinweis
Jede Anlage in Wertpapieren ist mit Risiken verbunden. Die Anlage ist nicht garantiert, Schwankungen des Marktes können zu Kursverlusten bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Über die speziellen Risiken des jeweilige Wertpapierproduktes informieren Sie die jeweiligen gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen. Diese sind auf www.postbank.de abrufbar, wenn Sie dort in der Suche die ISIN/WKN des Produktes eingeben und außerdem erhältlich in der Postbank Filiale bei Ihrem Wertpapierberater. Weitere Informationen enthalten zudem die „Basisinformationen für Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“.