Klassische Spar­produkte contra Geld­anlage in Wert­papiere?

Weltweit haben wichtige Notenbanken damit begonnen, ihre Leitzinsen schrittweise zu erhöhen, um der hohen Inflation Herr zu werden. Dadurch steigen nach langer Zeit auch die Zinsen für festverzinsliche Sparprodukte wie Tages- oder Festgeld wieder an. Gleichzeitig sorgen der Zinsanstieg sowie der Russland-Ukraine-Krieg und dessen Folgen für Kursschwankungen an den Börsen. Trotzdem könnte eine Geldanlage in Wertpapieren auch weiterhin interessant sein.

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Das Wertpapierangebot der Postbank

Das Ende der Null­zins­politik

Es geht wieder aufwärts mit den (Leit-)Zinsen. Den Anfang machte nach einer langen Phase der Null- bzw. Minuszinsen die US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed: Im März 2022 nahmen die US-Notenbanker die erste Leitzinserhöhung seit 2018 vor, um 0,25 Prozentpunkte. Seitdem wurden die US-Leitzinsen mehrfach angehoben.  Viele andere Noten­banken welt­weit zogen bereits nach. Darunter die Europäische Zentralbank (EZB), die im Juli erstmals seit 2011 den Leitzins anhob, von 0,00 Prozentpunkten auf 0,50 Prozentpunkte. Weitere Zinsschritte folgten auch hier. Mitte Dezember 2022 lag der wichtigste Zins der Eurozone bei 2,50 Prozent. Ein wesentlicher Grund für die Anhebung der Leitzinsen sind die hohen Inflationsraten. Mit einer strafferen Geldpolitik, zu der auch Leitzinserhöhungen gehören, versuchen die Notenbanken, die hohen Teuerungsraten in den Griff zu bekommen.

Steigende Spar­zinsen

Für Sparer sind steigende Leitzinsen eine gute Nachricht. Denn sie veranlassen Banken nach vielen Jahren dazu, die Zinsen für Tages- und Festgeld wieder anzuheben. Hintergrund: Bei negativen Leitzinsen kostet es die Geschäftsbanken Geld, ihre Einlagen bei den Zentralbanken zu parken. Entsprechend niedrig fiel in den vergangenen Jahren die Verzinsung der Kundeneinlagen aus. Mehr noch: Viele Banken führten für größere Kundenguthaben sogar Verwahrentgelte ein.

Von Anfang April 2022 bis Mitte Juli hat sich der Zinssatz, den Festgeldsparer bei deutschen Banken maximal bekommen können, bereits mehr als verdreifacht, berichtet das Verbraucherportal Verivox . Für Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit erhielten die Neukunden demnach bei deutschen Banken in der Spitze bis zu 1,3 Prozent Zinsen. Anfang November gab es für entsprechende Festgeldanlagen vereinzelt schon bis zu 2,85 Prozent Zinsen.

Echte Begeisterungsstürme dürfte die Zinsentwicklung bei Sparern allerdings noch nicht auslösen. Denn schaut man auf die Rendite festverzinslicher Geldanlagen, gilt es zwischen Nominalzinsen und Realzinsen zu unterscheiden. Unter Realzinsen versteht man die Nominalzinsen – also die Zinsen, die ein Sparer jährlich auf sein Sparguthaben erhält – abzüglich der erwarteten Inflation. Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel haben die Teuerungsrate in Deutschland 2022 auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Im November etwa lagen die Verbraucherpreise bei 10 Prozent. Die Bundesregierung prognostizierte im November für das Gesamtjahr 2022 eine Inflationsrate von 8,4 Prozent, für 2023 liegt die Prognose bei 8,8 Prozent. Positive Realrenditen festverzinslicher Einlagen scheinen damit noch in weiter Ferne. (Quelle: Statistika)

Tipp

Mit etwas höheren Nominal­zinsen als in Deutsch­land locken einige aus­ländische Banken. Bevor Sie Ihr Kapital einer solchen Bank anver­trauen, sollten Sie prüfen, ob diese bei einer mög­lichen Banken­pleite einem verläss­lichen Ein­lagen­sicherungs­system unter­liegt. In Deutsch­land schützt die ge­setzliche Ein­lagen­sicherung 100.000 Euro pro Ein­leger pro Bank. Darüber hinaus gehören die meisten Banken frei­willigen Ein­lagen­sicherungs­systemen an, die einen noch weiter­gehenden Schutz bieten. Im Ausland ist das oft anders.

Mehr Rendite­chancen durch Wert­papiere?

Bessere Aus­sichten auf positive Real­renditen als fest­verzins­liche An­lagen versprach in den ver­gangenen Jahren grund­sätzlich eine Geld­anlage in Aktien. Blickt man auf das ent­sprechen­de DAX-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktien­instituts, so erzielte beispiels­weise eine monatliche Geld­anlage in Aktien des deutschen Leit­index DAX von 2012 bis Ende 2021 eine durch­schnitt­liche jähr­liche Rendite von 7,8 Prozent (ohne Kosten und Steuern auf Erträge). Und das bei einer durch­schnitt­lichen jähr­lichen In­flations­rate von 1,37 Pro­zent. Verein­facht gesagt schlugen Aktien die In­flation im genannten Zeit­raum um durch­schnitt­lich 6,43 Pro­zent­punkte. Die Real­zinsen für fest­verzins­liche Neu­einlagen privater Haus­halte mit einer Lauf­zeit von mehr als zwei Jahren lagen im selben Zeitraum bei maximal 1,4 Pro­zent, häufig jedoch sogar im Minus. Somit hatte eine Geld­anlage zum Beispiel in Aktien­invest­ments in puncto Rendite klar die Nase vorn.

Dabei ist zu beachten, dass Wert­ent­wick­lungen in der Ver­gangen­heit natür­lich kein ver­läss­licher Indi­kator für zu­künftige Wert­ent­wicklungen sind. Nach Meinung der Postbank könnten die Kurs­gewinne der großen Aktien­indizes auf ab­seh­bare Zeit tat­sächlich geringer ausfallen als in den ver­gangenen Jahren. Die Gründe: hohe Inflation, steigende Zinsen und ab­nehmen­des Wach­stum. Stei­gende Kapital­markt­zinsen könnten bei­spiels­weise An­leger dazu veranlassen, ihr Kapital in als sicherer geltende Anlagen zu verschieben, etwa Staats­anleihen bonitäts­starker Länder oder eben auch fest­verzins­liche Ein­lagen wie Fest­geld. Zudem könnten steigende Zinsen die Unter­nehmens­gewinne schmälern, weil Kredite für wichtige In­vesti­tionen teurer werden. Das wiederum könnte sich negativ auf die Aktien­kurs­ent­wick­lung und mögliche Divi­denden­zahlungen der Unter­nehmen aus­wirken. Hinzu kommen weitere Risiken für die Aktien­märkte, zum Beispiel durch den Russland-Ukraine-Krieg oder die Corona­virus-Pandemie. Der US-Leit­index S&P 500 legte im ersten Halb­jahr 2022 gerechnet in US-Dollar mit einem Verlust von 20 Pro­zent die schwächste erste Jahres­hälfte seit 1970 hin; das Minus in Euro betrug 13 Pro­zent. Der euro­päische STOXX 600 ent­wickelte sich mit minus 15 Prozent ähnlich schlecht.

Ins­gesamt könnten aber weiter­hin in­teressante Anlage­chancen an den Aktien­märkten bestehen. Bereits abzu­sehen sind beispiels­weise verstärkte politische An­strengungen, die Energie­erzeugung in Europa nach­haltiger und unab­hängiger von aus­ländischen Roh­stoff­lieferungen aufzu­stellen. Unter­nehmen, die von dieser Neu­orien­tierung positiv betroffen sind, sollten lang­fristig von den jüngsten Ent­wicklungen profi­tieren können. Dazu zählen zum Beispiel solche, die essen­zielle Tech­nologie­lösungen für die Energie­wende liefern.

Das Beste aus zwei Welten

Für Sparer wird sich die Situation trotz der ersten Leit­zins­an­hebungen also vorerst kaum spürbar ver­ändern, denn die Zinsen bleiben zu niedrig, um den Kauf­kraft­ver­lust durch die hohe In­flation aus­zu­gleichen. Hier bleibt ab­zu­warten, wie die er­warteten weiteren Zins­er­höhungen ins­besondere der EZB aus­fallen werden und wie sich die In­flation ent­wickelt. Insofern könnte sich zum Parken einer aktuell nicht benötigten Kapital­reserve eine Tages­geld­anlage oder eine Fest­geld­anlage mit kürzerer Lauf­zeit anbieten.

Für den lang­fristigen Ver­mögens­auf­bau könnten sich ent­sprechend risiko­bereiten Anlegern auch weiter­hin Invest­ments in Aktien anbieten – mit Blick auf die ak­tuelle Schwankungs­an­fälligkeit der Aktien­märkte zum Beispiel in Form aktiv gemanagter Invest­ment­fonds oder ETFs (börsen­ge­handelte Index­fonds). Denn Fonds streuen die Risiken einer Aktien­anlage auf ver­schiedene Unter­nehmen, Branchen und Regionen. Wichtig ist dabei, dass Sie das in­vestierte Geld über mehrere Jahre ent­behren können, um ent­sprechend lange Kurs­rück­gänge aus­sitzen zu können. Grund­sätzlich haben Sie bei einer Fonds­anlage die Wahl zwischen Ein­mal­an­lagen und Spar­plänen. Ein Spar­plan auf ETFs lässt sich bei der Post­bank bereits ab 25 Euro monat­lich ab­schließen. Alles, was Sie dafür be­nötigen, ist ein Wert­papier­depot. Für das Sparen über viele Jahre ist der richtige Ein­stiegs­zeit­punkt übrigens von nach­rangiger Bedeutung.

Risikohinweis

Jede Anlage in Wert­papieren ist mit Risiken ver­bunden. Die Anlage ist nicht garan­tiert, Schwan­kungen des Marktes können zu Kurs­ver­lusten bis hin zum Total­verlust des ein­ge­setzten Kapi­tals führen. Über die spe­ziellen Risiken des je­weiligen Wert­papier­produktes infor­mieren Sie die jeweiligen gesetzlich vor­geschriebenen Ver­kaufs­unter­lagen. Diese sind auf www.postbank.de abrufbar, wenn Sie dort in der Suche die ISIN/WKN des Produktes eingeben und außer­dem er­hältlich in der Postbank Filiale bei Ihrem Wert­papier­berater. Weitere Infor­mationen ent­halten zudem die „Basis­infor­mationen für Wert­papiere und weitere Kapital­anlagen“.