Klassische Spar­produkte contra Geld­anlage in Wert­papiere?

Weltweit haben wichtige Notenbanken ihre Leitzinsen erhöht, um der hohen Inflation Herr zu werden. Dadurch sind nach langer Zeit auch die Zinsen für festverzinsliche Sparprodukte wie Tages- oder Festgeld wieder angestiegen. Gleichzeitig sorgen der Zinsanstieg und die anhaltend hohe Inflation für Kursschwankungen an den Börsen. Trotzdem könnte eine Geldanlage in Wertpapieren auch weiterhin interessant sein.

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Das Ende der Null­zins­politik

Es geht wieder aufwärts mit den (Leit-)Zinsen. Den Anfang machte nach einer langen Phase der Null- bzw. Minuszinsen die US-Notenbank: Im März 2022 nahm die Federal Reserve, kurz Fed, die erste Leitzinserhöhung seit 2018 vor. Seitdem wurden die US-Leitzinsen mehrfach angehoben, zuletzt im Mai 2023 auf eine Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent (Fed Funds Rate). Viele andere Notenbanken weltweit zogen nach. Darunter die Europäische Zentralbank (EZB), die im Juli 2022 erstmals seit 2011 den Leitzins anhob. Weitere Zinsschritte folgten auch hier. Im Mai 2023 betrug der für Sparer wichtige Einlagenzins der Eurozone 3,25 Prozent, der oberste Kreditzins (Hauptrefinanzierungssatz) 3,75 Prozent. Ein wesentlicher Grund für die Anhebung der Leitzinsen sind die hohen Inflationsraten. Mit einer strafferen Geldpolitik, zu der auch Leitzinserhöhungen gehören, versuchen die Notenbanken, die hohen Teuerungsraten in den Griff zu bekommen.

Steigende Spar­zinsen

Für Sparer sind steigende Leitzinsen eine gute Nachricht. Denn sie veranlassen Banken nach vielen Jahren dazu, die Zinsen für Tages- und Festgeld wieder anzuheben. Hintergrund: Bei negativen Leitzinsen kostet es die Geschäftsbanken Geld, ihre Einlagen bei den Zentralbanken zu parken. Entsprechend niedrig fiel in den vergangenen Jahren die Verzinsung der Kundeneinlagen aus. Mehr noch: Viele Banken führten für größere Kundenguthaben sogar Verwahrentgelte ein.


Seit dem Beginn der Leitzinsanhebungen ist auch der Zinssatz, den Festgeldsparer bei deutschen Banken maximal bekommen können, deutlich gestiegen. Für Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit erhielten Neukunden nach Erhebungen des Verbraucherportals Verivox im Mai 2023 bei deutschen Banken in der Spitze bis zu 3,3 Prozent Zinsen p. a. Der höchste reguläre Bestandskundenzins lag demnach bei den Kreditinstituten mit deutscher Einlagensicherung bei 2,5 Prozent p. a.

Echte Begeisterungsstürme dürfte die Zinsentwicklung bei Sparern allerdings noch nicht auslösen. Denn schaut man auf die Rendite festverzinslicher Geldanlagen, gilt es zwischen Nominalzinsen und Realzinsen zu unterscheiden. Unter Realzinsen versteht man die Nominalzinsen – also die Zinsen, die ein Sparer jährlich auf sein Sparguthaben erhält – abzüglich der erwarteten Inflation. Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel haben die Teuerungsrate in Deutschland 2022 auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Im Oktober 2022 etwa lagen die Verbraucherpreise 10,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Seitdem hat die Teuerung zwar etwas nachgelassen, im April 2023 lag sie mit 7,4 Prozent aber noch immer auf hohem Niveau.

Die Bundesregierung prognostizierte im April 2023 für das Gesamtjahr eine Inflationsrate von 6 Prozent, für 2024 liegt die Prognose bei 2,7 Prozent. 

Tipp

Mit etwas höheren Nominal­zinsen als in Deutsch­land locken einige aus­ländische Banken. Bevor Sie Ihr Kapital einer solchen Bank anver­trauen, sollten Sie prüfen, ob diese bei einer mög­lichen Banken­pleite einem verläss­lichen Ein­lagen­sicherungs­system unter­liegt. In Deutsch­land schützt die ge­setzliche Ein­lagen­sicherung 100.000 Euro pro Ein­leger pro Bank. Darüber hinaus gehören die meisten Banken frei­willigen Ein­lagen­sicherungs­systemen an, die einen noch weiter­gehenden Schutz bieten. Im Ausland ist das oft anders.

Mehr Rendite­chancen durch Wert­papiere?

Bessere Aussichten auf positive Realrenditen als festverzinsliche Anlagen versprach in den vergangenen Jahren grundsätzlich eine regelmäßige Geldanlage in Aktien. Blickt man beispielsweise auf das MSCI-World-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts, so erzielte eine monatliche Geldanlage in Aktien des Aktienindex MSCI World von Ende 2012 bis Ende 2022 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9,8 Prozent (ohne Kosten und Steuern auf Erträge) – und dies bei einer durchschnittlichen jährlichen Inflationsrate von 1,9 Prozent. Vereinfacht gesagt schlugen Aktien die Inflation im genannten Zeitraum um durchschnittlich 7,9 Prozentpunkte. Die Realzinsen für festverzinsliche Neueinlagen privater Haushalte mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren lagen im selben Zeitraum dagegen bei maximal 1,4 Prozent, häufig jedoch sogar im Minus . Somit hatte eine Geldanlage in weltweite Aktien in puncto Rendite klar die Nase vorn.

Dabei ist zu beachten, dass Wert­ent­wick­lungen in der Ver­gangen­heit natür­lich kein ver­läss­licher Indi­kator für zu­künftige Wert­ent­wicklungen sind.

Das Beste aus zwei Welten

Für Sparer hat sich die Situation trotz der Leitzinsanhebungen also vorerst nur wenig verändert, denn die Zinsen sind weiterhin zu niedrig, um den Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation auszugleichen. Hier bleibt abzuwarten, wie mögliche weitere Zinserhöhungen insbesondere der EZB ausfallen werden und wie sich die Inflation entwickelt. Insofern könnte sich zum Parken einer aktuell nicht benötigten Kapitalreserve eine Tagesgeldanlage oder eine Festgeldanlage mit kürzerer Laufzeit anbieten.

Für den lang­fristigen Ver­mögens­auf­bau könnten sich ent­sprechend risiko­bereiten Anlegern auch weiter­hin Invest­ments in Aktien anbieten – mit Blick auf die ak­tuelle Schwankungs­an­fälligkeit der Aktien­märkte zum Beispiel in Form aktiv gemanagter Invest­ment­fonds oder ETFs (börsen­ge­handelte Index­fonds). Denn Fonds streuen die Risiken einer Aktien­anlage auf ver­schiedene Unter­nehmen, Branchen und Regionen. Wichtig ist dabei, dass Sie das in­vestierte Geld über mehrere Jahre ent­behren können, um ent­sprechend lange Kurs­rück­gänge aus­sitzen zu können. Grund­sätzlich haben Sie bei einer Fonds­anlage die Wahl zwischen Ein­mal­an­lagen und Spar­plänen. Ein Spar­plan auf ETFs lässt sich bei der Post­bank bereits ab 25 Euro monat­lich ab­schließen. Alles, was Sie dafür be­nötigen, ist ein Wert­papier­depot. Für das Sparen über viele Jahre ist der richtige Ein­stiegs­zeit­punkt übrigens von nach­rangiger Bedeutung.

Risikohinweis

Jede Anlage in Wert­papieren ist mit Risiken ver­bunden. Die Anlage ist nicht garan­tiert, Schwan­kungen des Marktes können zu Kurs­ver­lusten bis hin zum Total­verlust des ein­ge­setzten Kapi­tals führen. Über die spe­ziellen Risiken des je­weiligen Wert­papier­produktes infor­mieren Sie die jeweiligen gesetzlich vor­geschriebenen Ver­kaufs­unter­lagen. Diese sind auf www.postbank.de abrufbar, wenn Sie dort in der Suche die ISIN/WKN des Produktes eingeben und außer­dem er­hältlich in der Postbank Filiale bei Ihrem Wert­papier­berater. Weitere Infor­mationen ent­halten zudem die „Basis­infor­mationen für Wert­papiere und weitere Kapital­anlagen“.