Geldanlage mit Anleihen

Deutsche Staatspapiere und andere als sicher geltende Anleihen finden sich in fast allen ausgewogen aufgestellten Portfolios. Sie bieten zwar derzeit nur eine vergleichsweise niedrige Verzinsung, können jedoch helfen, Schwankungen im Depot auszugleichen. Auch wer auf der Suche nach höheren Renditen ist, kann bei entsprechender Risikobereitschaft im Anleihesegment fündig werden. Hier lesen Sie, wie die Geldanlage in Staats- und Unternehmensanleihen funktioniert und was Sie dabei beachten sollten.

 

So funktionieren Anleihen

„Wer gut essen will, kauft Aktien – wer gut schlafen will, kauft Anleihen“, so erklärte einmal der legendäre Börsenexperte André Kostolany (gest. 1999) anschaulich den Unterschied zwischen den beiden wichtigsten Anlageklassen. Was er damit meinte: Während Aktien hohe Renditemöglichkeiten bieten, aber auch kräftigen Kursschwankungen unterliegen können, entwickeln sich bonitätsstarke Anleihen in der Regel stabiler.

Mit dem Erwerb einer Anleihe „leiht“ der Anleger dem Herausgeber (Fachbegriff: Emittent) des Wertpapiers für einen festgelegten Zeitraum Kapital. Deshalb werden Anleihen auch Schuldverschreibungen genannt. Ein weiterer Begriff für Anleihen ist Rentenpapier. Mit Altersruhegeld hat das aber nichts zu tun. Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet einfach „regelmäßiges Einkommen“.

Wie bei einem Kredit bekommt der Anleger (Kreditgeber) vom Emittenten (Kreditnehmer) der Anleihe regelmäßig Zinsen. Am Ende der Laufzeit muss der Emittent dem Anleger den Nennwert der Anleihe (Kreditsumme) vollständig zurückzahlen. Die Höhe der Verzinsung (Kupon) richtet sich nach der Bonität – also der Kreditwürdigkeit – des Schuldners sowie der Laufzeit. Faustregel: Je geringer die Bonität des Emittenten und je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. Aber auch das allgemeine Zinsniveau spielt bei der Verzinsung von Anleihen eine wichtige Rolle.

Anleiheemittenten sind insbesondere Staaten und Unternehmen. Sie verschaffen sich durch die Ausgabe von Anleihen Kapital, etwa um ihren Haushalt zu finanzieren oder Investitionen zu tätigen. Ihre Bonität wird von unabhängigen Ratingagenturen bewertet. Die Bewertungsskala beginnt in der Regel mit der Bestnote „AAA“ für Schuldner höchster Bonität. Bei deren Papieren ist das Ausfallrisiko auch längerfristig so gut wie zu vernachlässigen. Das schwächste Rating – meist „D“ – erhalten Schuldner, die bereits ganz oder zum Teil zahlungsunfähig sind. Ab einer Bewertung im Bereich „BB“ beziehungsweise „Ba“ fallen die Anleihen des Staates oder Unternehmens nicht mehr unter die Kategorie „Investment Grade“ für Papiere mit guter bis sehr guter Bonität, sondern zählen zu den spekulativen Anlagen. Hier heißt es für unerfahrene Anleger: Finger weg! Denn es besteht die Gefahr, dass der Emittent seiner Verpflichtung, am Ende der Laufzeit den Nennwert der Anleihe zurückzuzahlen, nicht nachkommen kann, weil er zahlungsunfähig ist.

 

So entsteht der Kurs einer Anleihe

Wird eine Anleihe vom Schuldner an der Börse platziert, notiert diese dort zunächst zu ihrem Nennwert. Während der Laufzeit bildet sich, wie bei Aktien, durch Angebot und Nachfrage der Anleihekurs. Einen großen Einfluss hat dabei das Marktzinsniveau: Steigen die Marktzinsen, so fällt in der Regel der Kurswert einer bereits ausgegebenen Anleihe. Für Anleger ist es dann nämlich attraktiver, vergleichbare neu herausgegebene Anleihen mit einer höheren Verzinsung zu kaufen als bestehende Anleihen mit einem niedrigeren Zinssatz. Sinken hingegen die Marktzinsen, so steigt die Nachfrage nach älteren, höher verzinsten Anleihen.

Wichtig für den Anleger: Verkauft er seine Anleihe vor dem Ende der Laufzeit, kann er neben den Zinserträgen Kursgewinne realisieren – oder muss gegebenenfalls Kursverluste hinnehmen. Behält er die Anleihe bis zum Rückzahlungszeitpunkt, erhält er neben den Zinsen am Ende sein Kapital vollständig zurück – sofern der Schuldner nicht zahlungsunfähig wird.

Kleines Anleihe-Glossar

Folgende Begriffe sollten Sie kennen, um die Anlagechancen und -risiken einer Anleihe beurteilen zu können:

Nennwert: Der Nennwert ist der Geldbetrag, den der Emittent dem Käufer seiner Anleihe schuldet. Bundesanleihen zum Beispiel werden üblicherweise in Teilbeträgen zu 100 Euro vom Staat herausgegeben. Das heißt, der Bund zahlt dem Käufer am Ende der Laufzeit 100 Euro für jede von ihm erworbene Teilschuld der Anleihe zurück. Wichtig: Die Zinsen werden immer bezogen auf den Nennwert einer Anleihe gezahlt, nicht auf den aktuellen Kurswert.

Kurswert: Der Kurs von Anleihen wird nicht in Euro, sondern in Prozent des Nennwerts angegeben. Ein Kurs von 100 Prozent entspricht dabei genau dem Nennwert. Eine Notierung von 105 bedeutet, dass der Kurswert der Anleihe um 5 Prozentpunkte gegenüber dem Nennwert gestiegen ist.

Kupon: Der Kupon ist die Nominalverzinsung einer Anleihe. Das heißt, bei einem Nennwert von 100 Euro und einem Kupon von 5 Prozent erhält der Anleger jährlich 5 Euro Zinsen. Zwischen Kupon und Rendite besteht aber ein wichtiger Unterschied: Während der Kupon, also die Zinszahlung, immer fix ist – im oberen Beispiel jedes Jahr 5 Euro –, schwankt die Rendite einer Anleihe mit ihrem Kurs.

Restlaufzeit: Die Restlaufzeit gibt an, wann die Rückzahlung der Anleihe erfolgt und der Anleger somit den Nennwert vom Schuldner zurückbekommt.

Rendite: Die wohl wichtigste Kennzahl für Anleger hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einem vom Zinskupon und dem aktuellen Kurs, zum anderen von der verbleibenden Laufzeit der Anleihe. Ein Beispiel: Eine Anleihe mit einem Nennwert von 100 Euro und einem Kupon von 5 Prozent notiert bei 110 und hat eine Restlaufzeit von 5 Jahren. Kauft ein Anleger die Anleihe zu 110 Euro, erhält er neben den jährlichen Zinsen (5 Jahre à 5 Euro) am Laufzeitende den Nennwert von 100 Euro ausgezahlt. Das bedeutet, er erzielt über die gesamte Laufzeit Erträge von insgesamt 125 Euro bei Kosten von 110 Euro, also 15 Euro Gewinn. Auf das einzelne Jahr bezogen ist das eine Rendite von 2,73 Prozent.

 

Richtig investieren mit Anleihen

Anleihen haben für Anleger vor allem einen Vorteil: In einem breit aufgestellten Depot können bonitätsstarke Staats- und Unternehmensanleihen eine stabilisierende Rolle einnehmen. Für größere Renditechancen müssen Anleger höhere Risiken eingehen – und beispielsweise auf höher verzinste Staatsanleihen aus den Schwellenländern oder Papiere von Unternehmen geringerer Bonität setzen.

Ganz egal, ob Sicherheit oder Renditechancen im Vordergrund stehen: Auch im Anleihesegment ist eine breite Streuung des Anlagekapitals über eine Vielzahl unterschiedlicher Papiere ratsam – zum Beispiel über einen Rentenfonds. Wie bei Aktienfonds haben Anleger auch hier die Wahl aus zahlreichen Fonds mit entsprechenden Chance-Risiko-Profilen.

Neben einer einmaligen Anlage besteht dabei die Möglichkeit, über einen Fondssparplan regelmäßig einen bestimmten Beitrag in den Fonds Ihrer Wahl zu investieren – bei der Postbank können Sie so bereits ab 50 Euro monatlich an der Entwicklung der globalen Rentenmärkte teilhaben.

 

Tipp

Informationen und aktuelle Angebote zu den Anlagemöglichkeiten mit Rentenfonds bei der Postbank erhalten Sie hier.

Risikohinweis

Jede Geldanlage ist mit Risiken verbunden. Die Anlage ist nicht garantiert, Schwankungen des Markts können zu Kursverlusten bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Über die speziellen Risiken des jeweiligen Wertpapierprodukts informieren Sie die jeweiligen gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen. Diese sind auf www.postbank.de abrufbar, wenn Sie dort in der Suche die ISIN/WKN des Produkts eingeben, außerdem erhältlich in der Postbank Filiale bei Ihrem Wertpapierberater. Weitere Informationen enthalten zudem die „Basisinformationen für Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“.